12. März 2019 Diskussion/Vortrag Marx und China: ein historisches Missverständnis?

Information

Veranstaltungsort

Georg-Buch-Haus
Wellritzstraße 38a
65183 Wiesbaden

Zeit

12.03.2019, 19:30 - 22:00 Uhr

Themenbereiche

Demokratischer Sozialismus

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In seinem Buch »Die Farbe Rot« widmet sich der Historiker und Publizist Dr. Gerd Koenen auch dem chinesischen Kommunismus. In seinem Vortrag wird er daran anknüpfen und der Frage nachgehen, wie Marx’ Ideen im Reich der Mitte gewirkt haben.

Nichts weniger als »Ursprünge und Geschichte des Kommunismus« wollte Gerd Koenen in seinem neuesten Buch »Die Farbe Rot« nachzeichnen. Am Ende ist ein Opus magnum mit mehr als tausend Seiten draus geworden.

Das ist eigentlich nicht viel, denn immerhin zählen allein die berühmten blauen Marx-Engels-Werke mehr als vierzig Bände und immerhin beherrschten die kommunistischen Parteien für ein halbes Jahrhundert die halbe Welt.

Und Koenen beschränkt sich weder auf Marx und Engels noch auf die Geschichte der realsozialistischen Staaten: Er holt weiter aus. Viel weiter. Von der Antike geht es über Aufklärung und Moderne, Revolutionen und Weltkriege bis zur Implosion der UdSSR und der postkommunistischen Gegenwart.

Auch der Geschichte und Gegenwart des kommunistischen Chinas widmet sich der Autor, der in den Siebzigerjahren Mitglied des maoistisch geprägten Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW) war. In seinem Vortrag wird er daran anknüpfen und den Weg von Marx zu Mao nachzeichnen. Dabei wird Koenen zunächst Marx’ schwankende, stark eurozentrische Vorstellungen von China und seine skizzenhafte Bestimmung einer »asiatischen Produktionsweise« vorstellen. Dieser Ansatz wurde nach Marx´ Tod in den sozialistischen und kommunistischen Bewegungen theoretisch kaum weiter verfolgt.

Im Anschluss wird Koenen zeigen, wie unter Maos Ägide nach der Eliminierung der meisten anderen Parteigründer ein »Marxismus-Leninismus« Stalin’scher Prägung zu einem System von ganz eigenen »Mao-Tse-tung-Ideen« entwickelt worden ist – laut Koenen eine der großen ideologiegeschichtlichen Transformationen des vergangenen Jahrhunderts, denn die Gründer der KP Chinas besaßen nur vage und bruchstückhafte Kenntnisse über Marx und seine Theorie der politischen Ökonomie.

Koenen wird zeigen, wie sich der Maoismus weitgehend von den ursprünglichen Impulsen und Motiven des Marx’schen Denkens löste, das dennoch bis heute als programmatische Grundlage von Partei, Staat und Gesellschaft in Anspruch genommen wird.
 
Dr. Gerd Koenen ist Autor und freiberuflicher Historiker. Schwerpunkt seiner Arbeit sind die deutsch-russischen Beziehungen und die Geschichte des Kommunismus. Koenen war Mitglied SDS und des KBW, distanzierte sich Anfang der Achtzigerjahre aber zunehmend von dessen starrer Lehre. Neben Artikeln im Spiegel, der Zeit und diversen Tageszeitungen veröffentlichte er eine Vielzahl von Sachbüchern. »Die Farbe Rot« ist sein Opus magnum.

Eintritt frei

Eine Veranstaltung der RLS Hessen in Kooperation mit dem Rosa-Luxemburg-Club Wiesbaden und der Büchergilde Wiesbaden

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