10. Oktober 2024 Diskussion/Vortrag Umweltzerstörung in Serbien zugunsten der deutschen Automobilindustrie?

Eine Informationsveranstaltung zu den Widersprüchen des grünen Kapitalismus anhand des geplanten Lithiumabbaus in Serbien

Information

Veranstaltungsort

Vierte Welt
Adalbertstraße 96
10999 Berlin

Zeit

10.10.2024, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Globalisierung, Sozialökologischer Umbau

Zugeordnete Dateien

Umweltzerstörung in Serbien zugunsten der deutschen Automobilindustrie?

Die irreversible Klimakrise führt in der Industrie zusehends dazu, über alternative Möglichkeiten der Energiegewinnung nachzudenken, ohne dabei auf Wachstum und Profitmaximierung verzichten zu müssen. Als beispielhaft für diesen «grünen Kapitalismus» gilt die weltweit steigende Nachfrage nach Lithium, einem Rohstoff, der für die Herstellung von Batterien für Smartphones, Tablets und insbesondere auch Elektroautos vorerst unersetzlich ist. Um die im «Critical Raw Material Act» angestrebte Rohstoffunabhängigkeit Deutschlands und der EU vor allem von China voranzubringen, werden zunehmend mögliche Abbaugebiete in Europa in den Blick genommen. Zu den größten europäischen Lithiumvorkommen gehört dasjenige im westserbischen Jadar-Tal. Schätzungen zufolge würden 58.000 Tonnen Lithium jährlich abgebaut werden können – bei einer Lebensdauer der Mine von 39 Jahren. Gegen dieses Großprojekt hat sich in Serbien seit Veröffentlichung der Pläne im Jahr 2022 eine breite sozialökologische Bewegung gebildet, die vor den unkalkulierbaren Risiken für die Umwelt, die Wasserversorgung und die Zerstörung der Biodiversität warnen. Zudem stehen die unsozialen Praktiken des Konzerns Rio Tinto beim Aufkauf von Grundstücken einheimischer Bauern sowie die berechtigten Zweifel an der Einhaltung von Rechtstaatlichkeit und Umweltschutz im Fokus der Kritik. Nach einem vorläufigen Stopp der Pläne Anfang 2022 und trotz erheblicher Bedenken unterzeichneten die EU und die serbische Regierung am 19. Juli in Belgrad ein Abkommen, welches den Bau der Bergbaumine wieder aufgegriffen hat und nun forcieren soll. Die Beteiligung des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz an dem Treffen in Belgrad unterstreicht das ökonomische Interesse der Bundesregierung an dem Projekt, welches vor allem der deutschen Automobilindustrie zugutekommt.

Vor diesem Hintergrund stellt sich zudem unmittelbar die Frage, in wessen Interesse dieses Projekt in erster Linie forciert wird. Ist das Interesse die ökonomischen Entwicklung Serbiens, die Industrialisierung einer agrarisch geprägten Region, oder doch die Rohstoffsicherung für die deutsche und europäische Automobilindustrie? Ist es verhältnismäßig, für die Produktion umweltverträglicher E-Autos die Zerstörung der natürlichen Umwelt, der landwirtschaftlichen Produktion und der Wasserversorgung ganzer Landstriche hinzunehmen? Anhand dieser Fragen wollen wir die komplexe und teilweise widersprüchliche Suche nach erneuerbaren und ökologisch nachhaltigen Energieträgern mit Expert:innen und Aktivist:innen aus Serbien und Deutschland diskutieren.

Als Gäste dürfen wir begrüßen:

  • Cindy Peter, aktiv in der Klimagerechtigkeitsbewegung und Mitarbeiterin von Carola Rackete (MEP), Dresden
  • Manfred Santen, Umweltexperte und ehemaliger Mitarbeiter bei Greenpeace, Berlin
  • Iskra Krstić, Journalistin bei «Mašina», Belgrad
  • Zoran Stevanović, Prof. emeritus der Bergbaulich-Geologischen Fakultät der Universität in Belgrad, Belgrad [Zuschalte per Zoom]

Moderiert wird die Veranstaltung durch Dr. Felix Jaitner, einem freien Journalisten und Ost- und Südosteuropakenner.

Standort

Kontakt

Dorit Riethmüller

Projektmanagerin Südosteuropa, London, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 414