9. Mai 2017 Diskussion/Vortrag Junge, das ist Rape Culture!

Geschlechterhierarchie und Ist-Zustand unserer Gesellschaft

Information

Veranstaltungsort

Universität Trier, Raum C10
C10
Universitätsring 15
54294 Trier

Zeit

09.05.2017, 18:00 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse, Gesellschaftstheorie

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"Der Fall Tugce Albayrak, Julian Assange im Exil der equadorianischen Botschaft in London oder  der entfesselte Debattenmob nach der Kölner Sylvesternacht: Was diese medialen Ereignisse miteinander verbindet, ist die allgemeine Unfähigkeit im Öffentlichen wie im Privaten, sich dem Problem der sexuellen Gewalt wirklich angemessen, ethisch und politisch, zu stellen.
Die vielfältigen Abwehrmechanismen, mit denen nicht bloß Männer auf die Konfrontation mit der sexueller Dominanz reagieren, sind nicht nur eine alltägliche Herausforderung für antisexistische Bemühungen, sondern stellen mit der hinter ihnen steckenden Psychologie auch Schnittstellen dar, anhand derer die tiefe Verwobenheit der Geschlechterhierarchie mit anderen Feldern des Ideologischen nachempfunden werden kann. Als Ideologien stellen sie banalerweise sicher, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse bleiben wie sie sind. Die ihnen anhängenden kulturellen Formationen jedoch sorgen täglich dafür, dass das Leben für viele Menschen mal mehr, mal weniger stark mit der Hölle auf Erden bedroht bleibt. Geschlecht, Rassismus oder Antisemitismus sind daher immer auch sexuell.

Im Vortrag soll anhand einiger jüngerer Beispiele dieser Zusammenhang näher beleuchtet und gezeigt werden, dass das Schlagwort "Rape Culture" zu mehr taugt als zur Klage darüber, dass in Fällen sexueller Gewalt meist den Betroffenen die (Mit-)Schuld gegeben wird. Wenn die Deutschen nach Köln ihre eigenen sexuellen Unzustände (noch mehr) auf maghrebinische Männer projizieren und die Gefahr der Konsequenzen für weiße Nahfeldtäter damit faktisch verringern, ist das nur Beispiel dafür, wie die intersektionale Intervention in den White Feminism sehr wohl gesellschaftliche Strukturen aufzudecken imstande ist, die sich ihrem Wesen nach tendenziell der Erkenntnis entziehen.
Ohne dann bei Oberflächlichkeiten wie "Diskriminierung" oder "Macht" stehen bleiben zu müssen, kann verstanden werden, dass die Hartnäckigkeit des Sexismus auf einen gesellschaftlichen Ist-Zustand verweist, der ohne Geschlechterhierarchie in seiner Gänze undenkbar würde."

Referentin:

Jana Klein ist Journalistin und beschäftigte sich u. A. in der Jungle World mit der medialen Aufarbeitung des Falls Tugce Albayrak und der Debatte nach der Kölner Sylvesternacht.

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