10. Dezember 2011Moishe Postone: »Antisemitismus und Nationalsozialismus«

Ein Lesekreis

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Veranstaltungsort

Zeit

10.12.2011, 00:00 - 00:00 Uhr

Themenbereiche

Jugendbildung

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TU Chemnitz, Weinhold-Bau, Raum W044

Eine Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Club Chemnitz

»Wir sind mehr wert«, »Hu – Hu – Humankapital«, »Wir sind 99%«, »Occupy  Wall Street«, »Weist die Banken in die Schranken«. So sehen griffige  Slogans zeitgenössischer Mobilisierungsversuche zur Anklage sozialer  Missstände aus. Die Formen des studentischen Protests gegen Kürzungen im Bildungssektor, als auch die Kritik an Banken und Finanzpolitik lassen zwei  Elemente populären sozialen Protests erkennen: die Identifikation mit  der Leistungs- und Arbeitslogik als »Fleiß« und »Vernunft« und die  Verteufelung der allgemeinen und grundlegenden gesellschaftlichen  Prinzipien als »Gier« und »Irrationalität«.

Diese typische Doppelerscheinung sozialen Protests, der nicht zu den  Grundlagen des Problems vorstößt, und ihre mörderischen Folgen analysierte
der damals in Frankfurt am Main und heute in Chicago lebende Historiker Moishe Postone in seinem Essay »Antisemitismus und Nationalsozialismus« (1979). In einem Rundumschlag setzt sich Postone darin mit Grundzügen antisemitischer Ideologie, mit völkischem Antikapitalismus, mit der Verdrängung der NS-Verbrechen in Deutschland nach 1945 und den Fehlern und  Verstrickungen der deutschen außerparlamentarischen Linken in Antisemitismus und Israelhass auseinander, um als argumentative Pointe Marx’ Analyse und Kritik der kapitalistischen Verhältnisse mit der Analyse des Antisemitismus zu koppeln.

Der Text ist mittlerweile ein Klassiker der ideologie- und wertkritisch orientierten Linken, dem es so geht wie vielen anderen Klassikern: Sie  sind bekannt, landen als Schmuckstücke in Lese- und Linklisten, werden  aber doch kaum gelesen und intensiv diskutiert. Als Schlüssel zur  deutschen Geschichte, speziell zur Geschichte der deutschen Linken, zu einer Kritik des Antisemitismus und zu einer Neuentdeckung der marxschen Kritik soll Postones Essay in einem selbstorganisierten Lesekreis Abschnitt für Abschnitt behandelt werden.

Idee ist, den Text gemeinsam und kooperativ zu behandeln und zu diskutieren sowie weitere Quellen zu sichten und zu besprechen, nicht zuletzt um besser für Auseinandersetzungen mit Formen reaktionärer Kritik am Kapitalismus gewappnet zu sein. Im Rahmen des ersten Treffens soll der Text kurz vorgestellt, Überlegungen zur Lesekreisgestaltung diskutiert und mit der Organisation der Lesekreisgruppe begonnen werden.

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen

Telefon: +49 341 9608531