Die neoliberale Politik der 1980er und 1990er Jahre ließ in Lateinamerika statt der Wirtschaft vor allem Armut und Ungleichheit wachsen.
Die soziale Unzufriedenheit mündete zum Jahrhundertwechsel in einem „Linksruck“, der eine bemerkenswerte Ausweitung von Arbeits- und Sozialpolitiken nach sich zog. Nicht nur, aber gerade auch in Venezuela. Als der Westen mit der globalen Finanzkrise die Gefahren entfesselter Märkte zu spüren bekam, reduzierte sich in Lateinamerika beispielsweise die Armut fast um die Hälfte. Ergänzt wurden diese Erfolge von neuen Leitbildern, die eine Erneuerung der Demokratie und nachhaltige Entwicklung zum Ziel hatten.
Doch diese Politik ist in Bedrängnis geraten: Venezuela steckt tief in der Krise, die Linksregierungen Brasiliens, Honduras und Argentiniens wurden gestürzt oder abgewählt. In Bolivien und Ecuador zeichnet sich ein Ende der sozialen Zielsetzungen ab und auch Kuba leitet verstärkt marktwirtschaftliche Reformen ein. Die regionale Wirtschaft schwächelt, Armut und Ungleichheit steigen wieder an. Teilweise haben sich die Linksregierungen durch autoritäre Politikformen selbst diskreditiert.
Kurz vor der Präsidentschaftswahl in Venezuela wollen wir kritisch Bilanz ziehen:
Welche Erfolge des „progressiven Jahrzehnts“ gibt es trotz der Krise?
Welche Fehler wurden gemacht und was können wir aus ihnen lernen?
Wie weit sind die Politiken der Rohstoffausbeutung mitverantwortlich für das Scheitern der Linksregierungen?
Woran liegt es, dass die Linksregierungen keinetragfähigen Wirtschaftsalternativen entwickeln konnten?
Referent: Raul Zelik, Journalist und Politikwissenschaftler
Eine Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Clubs Göttingen