Documentation Class in Crisis

Das Prekariat zwischen Krise und Bewegung; Dokumentation der internationalen Konferenz.

Information

Date

19.06.2009 - 20.06.2009

Organizer

Mario Candeias,

With

Loic Wacquant, Frances Fox Piven, David Harvey, Ingrid Artus, Bernd Röttger, Hae Lin Choi, Erwin Riedmann, Stefanie Hürtgen, Peter Birke, Henrik Lebuhn u.v.m.

Themes

Ungleichheit / Soziale Kämpfe, Kapitalismusanalyse, Soziale Bewegungen / Organisierung, Arbeit / Gewerkschaften, Staat / Demokratie, Gesellschaftstheorie

Prekarisierung ist längst kein Problem von Wenigen mehr. Ob Putzfrau, Wachmann, Supermarktkassiererin oder Leiharbeiter, ob IT-Spezialist, Wissenschaftlerin, Journalist oder Kulturschaffende, ob Praktikant oder Ein-Euro-Jobberin – immer mehr Menschen sind Formen der «Flexploitation» ausgesetzt, der flexiblen Ausbeutung im neoliberalen Kapitalismus. In der Krise sind selbst die fest angestellten Stammbelegschaften nicht mehr sicher. Prekäre Beschäftigung bildet, zugespitzt formuliert, das neue Normalarbeitsverhältnis.

Die gegenwärtige Krise verschärft Ungleichheiten und Unsicherheiten, fördert sie aber zugleich auch Organisationsprozesse der Prekären? «Das Prekariat ist eine Art unmöglicher Gruppe, deren Geburt notwendigerweise unvollendet bleibt», so Loïc Wacquant. Es scheint kein ‹re-making of the working class› zu geben. Gleichwohl regt sich Widerstand. Die Organisationsformen sind vielfältig, reichen von lokalen Arbeitslosenbündnissen bis zu internationalen Netzwerken von Hausarbeiterinnen und Migranten, von gewerkschaftlichen und kommunalen Organizing-Kampagnen bis zum Straßenprotest und zur Gründung eigener Unions. Das Prekariat kämpft, spontan oder organisiert, alltäglich und politisch, wenn auch selten gemeinsam, sondern zumeist entlang beruflicher, ethnischer, geschlechtlicher, politischer oder Status-Spaltungen.

Vielfältige Fragen galt es zu beantworten: Inwiefern kann ein entwickelter Klassenbegriff behilflich sein, gegenwärtige gesellschaftliche Umbruchprozesse zu begreifen, gruppenübergreifende Interessen herauszuarbeiten und Kämpfe zu verbinden? Wie lassen sich jenseits essentialistischer Vereinheitlichung Interessen verallgemeinern und zugleich Differenzen respektieren? Welche Rolle spielen dabei alte und neue Ansätze der (Selbst-)Organisierung wie der politischen Repräsentation? Und nicht zuletzt: auf welche Weise berühren neue Formen von Arbeits- und sozialen Kämpfen tradierte Gewerkschaftsidentitäten?