Das Jahr 2010 markiert für Afrika eine besondere Zäsur. Vor 125 Jahren fand in Berlin eine Konferenz ihr Ende, in deren Ergebnis die europäische Kolonialexpansion in Afrika faktisch zum Abschluss kam – der Kontinent wurde einvernehmlich unter den europäischen Großmächten aufgeteilt. Die Grenzen der afrikanischen Staaten verlaufen noch heute entlang jener Demarkationslinien, die einst die Einflusssphären imperialistischer Bestrebungen voneinander trennten und die bis in die Gegenwart Angehörige ein und derselben ethnischen Gruppe zu Bürgern verschiedener Staaten machen.
Mit dieser Erblast und mit der Hypothek Jahrhunderte langer kolonialer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausplünderung kämpfend, erlangten schließlich 1960 – im Afrikanischen Jahr – 17 Länder des schwarzen Kontinents ihre staatliche Unabhängigkeit. Seitdem ringen die Völker Afrikas nicht nur um „Entwicklung“, sondern auch um Überwindung kolonialer Denkstrukturen, Eigenständigkeit und einen geachteten Platz in der Weltgemeinschaft.
Das Anliegen der Konferenz ist es, die Kontinuitäten und (Auf)Brüche in den kolonialen und post-kolonialen Zeitenwenden aufzuzeigen sowie aktuelle Herausforderungen in Afrika zu thematisieren. In ihrer Vielfalt beleuchten die Beiträge auf der Konferenz die unterschiedlichsten Facetten aus Geschichte und Gegenwart und ermöglichen eine Analyse der vielgestaltigen Problemlagen in Afrika. Darauf aufbauend will die Konferenz somit auch zu einem besseren Verständnis und zur Kritik des Beziehungsgefüges zwischen der Europäischen Union und Afrika – im Spannungsfeld von Zwängen, Interessenlagen und Erwartungen – beitragen.
Vortrag in schriftlicher Form (Standpunkte International 11/2010)
Berichte bei SODI: http://sodi.de/news_detail.php?id=456
Programm
Moderation: Elisabeth Quart (DAFRIG)
10.00 Uhr: Relevanz und Ziele der Konferenz
Grußwort u. Einleitung: Johannes Schöche (SODI)
10.30 Uhr: Setting the scene
Firoze Manji (Fahamu - http://www.fahamu.org, Nairobi/Kenia):
Independence, nation-state and development: Nature and consequences of colonialisation and neo-colonialisation
(Vortragssprache englisch)
12.00 Uhr: Kontinuitäten und Diskontinuitäten
Jürgen Kunze (DAFRIG):
Diplomatische Weichenstellungen der Berliner Konferenz und die Eskalation kolonialherrschaftlicher Gewalt in Subsahara-Afrika
Godula Kosack (DAFRIG):
Die Sprache der Kolonialherren beeinflusst das Denken
13.30 – 14.30 Uhr: Mittagspause
Moderation: Andreas Bohne (SODI)
14.30 Uhr: Verantwortungen und Antworten
Tumenta F. Kennedy (Zentrum für Globale Ethik Wittenberg):
Partnerschaft auf Augenhöhe... – Zur gesellschaftlichen Verantwortung von europäischen und afrikanischen Eliten im 21. Jahrhundert
Carl Ordnung (SODI):
Was bedeutet Solidarität mit Afrika heute?
16.00 Uhr: Jüngere politische Entwicklungen
Hans-Georg Schleicher (VIP):
Transformationsprozesse im Süden des Kontinents – Das Fallbeispiel Südafrika
Helmut Matthes (IWVWW):
Heutiges Afrika zwischen Misere und Aufbruch
17.30 Uhr: Abschluss
Arndt Hopfmann (RLS):
Probleme und Perspektiven einer zukünftigen Entwicklung
Abkürzungen:
- DAFRIG: Deutsch-Afrikanische-Gesellschaft e.V.
- RLS: Rosa Luxemburg Stiftung
- SODI: Solidaritätsdienst-international e.V.
- VIP: Verband für Internationale Politik und Völkerrecht e.V.
- IWVWW: Internationale Wissenschaftliche Vereinigung Weltwirtschaft und Weltpolitik e.V.