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Vortrag & Diskussion mit Dr. Urs Lindner

Alle Sozialwissenschaften, auch die kritischen, machen Vorannahmen darüber, wie die (soziale) Realität beschaffen ist, wie unser Wissen über sie (nicht) gerechtfertigt werden kann, welche Methoden sozialwissenschaftliche Forschung verwendet und was dabei ihre ethisch-politische Weltbeziehung ist. Derartige ontologische, epistemologische, methodologische und ethische Voraussetzungen der Sozialwissenschaften auszubuchstabieren, ist Aufgabe der Philosophie der Sozialwissenschaften. Der Vortrag führt in eine angelsächsische Strömung ein, die ein solches Projekt seit gut vier Jahrzehnten systematisch verfolgt: den Critical Realism, wie er im Anschluss an die Arbeiten des Philosophen Roy Bhaskar heute u.a. von den Soziolog*innen Margaret Archer, Dave Elder-Vass und Andrew Sayer vertreten wird. Der Vortrag zeigt, dass der Critical Realism ein wichtiges Korrektiv zum Mainstream der deutschsprachigen Sozialtheorie (Luhmann und Praxistheorien) darstellt und profiliert auch seine Vorzüge gegenüber den Neuen Materialismen und Realismen.

Urs Lindner (Dr. phil.) arbeitet am Max Weber-Kolleg der Universität Erfurt und lehrt dort Sozialphilosophie.