13 July 2023 Workshop Stadt. Gewalt. Grenze in Mexiko.

Beispiele kollektiver und künstlerischer Organisierung aus Ciudad Juárez. Panel und Workshops mit vierzehn Aktivist*innen aus der mexikanischen Grenzstadt

Information

Event location

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Saal
Straße der Pariser Kommune 8A
10243 Berlin

Date

13.07.2023, 18:00 - 20:00 Hr

Themes

Mexico / Central America / Cuba

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Stadt. Gewalt. Grenze in Mexiko.
Die Aktivistin Isabell Cabanillas wurde 2020 ermordet. Sie wurde zum Sinnbild für die zahllosen Feminizide, aber auch für den Widerstand, den Kampf der Frauen für Gerechtigkeit und das Recht auf ein Leben ohne Gewalt. Ihr Konterfei ist an vielen Wänden von Ciudad Juárez zu sehen. Bild: Carolina Rosas Heimpel

en español: desplazar hacia abajo

Frauenmorde, Drogenkartelle, Gewalt gegen Geflüchtete an der Mauer zu den USA – Ciudad Juárez im Norden Mexikos gilt als eine der gefährlichsten Städte Mexikos und steht gleichzeitig stellvertretend für Gewaltstrukturen, die im ganzen Land – und darüber hinaus – virulent sind. Doch die Grenzstadt zeichnet sich auch durch eine aktive und kreative Zivilgesellschaft aus, die Antworten auf gesellschaftliche Missstände sucht und findet.

Nach einer kurzen Einführung zur aktuellen Situation in Ciudad Juárez treffen wir uns in Workshops, wo wir uns im kleineren Kreis gezielt zu jeweils einem Thema austauschen wollen. Es wird zwei Runden geben und somit die Beschäftigung mit zwei Themen möglich sein.

Input: Carolina Rosas Heimpel, Mitgründerin des kollektiv organisierten Kulturzentrums Edificio de los Sueños und Kathrin Zeiske, freie Journalistin und Koordinatorin der IAK-Reisen von und nach Ciudad Juárez.

Moderation: Ina Riaskov, Fotografin und Grafikerin im feministischen Dokumentations- und Kunstprojekt Producciones y Milagros und Koordinatorin der IAK-Reisen von und nach Ciudad Juárez.

Die Veranstaltung findet zweisprachig mit Simultandolmetschung (Spanisch <> Deutsch) statt.

Eine Kooperationsveranstaltung mit IAK e.V. & Initiative Juarlin, medico international und Lateinamerika Nachrichten

Die Workshops

«Grenze und Flucht»:
Eine liberalere US-Grenzpolitik bleibt auch unter der Regierung Biden aus und Mexikos Migrationspolitik wurde unter der Präsidentschaft von Andrés Manuel López Obrador (AMLO) noch stärker militarisiert. Während der Corona-Pandemie war das Asylrecht in den USA ausgesetzt, die mexikanischen Grenzstädte nahmen Tausende von Menschen auf. Initiativen der Zivilgesellschaft haben in dieser Zeit verhindert, dass es zu einer humanitären Katastrophe kam. Doch die Migrant*innen leben unter höchst prekären Bedingungen und sind der Gewalt von Kartellangehörigen und Polizei schutzlos ausgesetzt. In Ciudad Juárez kam es im März dieses Jahres zu einem Massaker im lokalen Abschiebegefängnis vor dem Hintergrund rassistischer Hetze in den Medien.

«Gewalt und Drogenhandel»:
Im so genannten Drogenkrieg haben Militär und Bundespolizei Ciudad Juárez besetzt, seitdem kämpfen die großen Kartelle Sinaloa und Juárez um die Vormachtstellung an der Grenze. Eine Aufarbeitung von Verbrechen und Traumata steht aus. Heute zählen vor allem junge Menschen im Umfeld der Kartelle in den marginalisierten Vierteln im Süden und Westen zu den zahlreichen Toten der Stadt. In Ciudad Juárez wie im vorgelagerten Juárez-Tal ging die illegale Vertreibung der Bevölkerung stets mit handfesten wirtschaftlichen Interessen einher wie die Gentrifizierung der Innenstadt und die Installation des Grenzübergangs Tornillo. Doch es gibt auch Initiativen, die versuchen trotz Narcopräsenz gerade für Jugendliche Alternativen zu schaffen.

«Kunst an der Grenze»:
Das Alltagsleben in der Grenzregion Mexiko-USA zeichnet sich durch eine vielfältige Kultur aus, geprägt und inspiriert vom binationalen Zusammenleben. Angesichts harscher gesellschaftlicher Missstände ist Kunst meist sehr politisch und findet urbane und kollektive Ausdrucksformen auf beiden Seiten der Grenze. Ein Beispiel sind die schwarzen Kreuze auf rosa Hintergrund, die an vielen Straßenecken in Ciudad Juárez Gerechtigkeit für die unzähligen Frauenmorde fordern – sowie andere künstlerische und aktivistische Zeichen des Widerstands gegen die patriarchale Gewalt.

«Indigene urbane Communities»:
In der Grenzstadt sind indigene Gemeinschaften aus ganz Mexiko vertreten, allen voran die Raramuri, die einst vor der Conquista in die Berge der Umgebung flohen. In der Industriemetropole sind sie gefordert, sich nicht von kulturellen und sprachlichen Herausforderungen sowie struktureller und rassistischer Ausgrenzung unterkriegen zu lassen. Aktuell treten die N'dee/N'nee/Ndé (Apachen) an die Öffentlichkeit, um den Genozid vor 100 Jahren anzuprangern.

«Recht auf Stadt und Wohnungsbau»:
Ciudad Juárez ist in den letzten Jahrzehnten durch den Zuzug von Migrant*innen aus dem Süden des Landes enorm gewachsen. Die meisten kommen, um in den Maquilas, Montagefabriken großer internationaler Konzerne, unter prekären Bedingungen zu arbeiten. Die gesamte Infrastruktur der Stadt ist für die Maquilas ausgelegt: Die Bevölkerungsmehrheit wohnt in riesigen Schlafstädten im Süden der Stadt, es mangelt an Kultur- und Freizeitangeboten, sozialer Infrastruktur, öffentlichem Raum und öffentlicher Verkehrsanbindung.
 
 

Die Arbeitsgruppen werden gestaltet durch:

  • Hernani Herrera: Anthropologiestudent, betreibt das Regionalmuseum und Jugend-, Kultur- und Bildungszentrum für Umweltschutz von San Agustín im Juárez-Tal, das stark von Kartellgewalt und Vertreibungen betroffen ist.
  • Rosalinda Guadalajara: Gemeinderätin und Repräsentantin der indigenen Community der Raramuri in Ciudad Juárez, Integrationsbeauftragte für Frauen der indigenen Gemeinschaften des städtischen Fraueninstituts, Übersetzerin.
  • Luis Contreras: Architekturstudent, Angehöriger des basiskatholischen Kollektivs Chopeke, das gemeinschaftlichen Lehmbau für marginalisierte Familien betreibt und Nachhaltigkeit sowie das Recht auf Wohnraum propagiert.
  • Andrea Hernandez: Architektin, ebenfalls Angehörige des basiskatholischen Kollektivs Chopeke, das gemeinschaftlichen Lehmbau für marginalisierte Familien betreibt und Nachhaltigkeit sowie das Recht auf Wohnraum propagiert.
  • Edgar Picasso: Mitbegründer des Kunstkollektivs azul arena, das eine gleichnamige Zeitschrift herausgibt, Kunst- und Kulturpromoter in den Zwillingsstädten Ciudad Juárez (MEX) und El Paso (USA), der Grenze und Grenzleben in den Fokus stellt.
  • Jane Terrazas: Künstlerin und Färberin, Mitgründerin des indigen-mestizischen Frauenkollektivs Ni en more, das Biodesignmode mit der Botschaft gegen Gewalt gegen Frauen schafft, Umweltaktivistin für den Schutz des Río Bravo.
  • Elier Castillejos: Fabrikarbeiter und ehemaliger Schüler der alternativen Oberschule Altavista, Stipendiat des Casa de Inventos, das Jugendliche bei der Umsetzung von kreativen Ideen für ihre Gemeinschaft unterstützt, in seinem Fall: Mikrokredite.
  • Evelyn Rodriguez: Psychologiestudentin, erste Akademikerin in ihrer Familie, organisiert die Schaffung von Gemeinschaftsgärten. Seit kurzem ist sie bei der Organisation Derechos Humanos en Action (DHIA), die Geflüchtete an der Grenze unterstützt.
  • Hector Padilla de la Rosa: Student der Politikwissenschaften, politisch aktiv im Red mundial de jóvenes políticos im Bundesstaat Chihuahua und in der Parteijugend der den sozialen Bewegungen und Gewerkschaften nahestehenden Partei Morena.
  • Yusaleth Gonzalez: alleinerziehende Mutter, Studentin der Sozialarbeit, Promotorin für Kinder mit Einschränkungen, Armuts- und Gewalterfahrungen in den marginalisierten Vierteln und Kinder mit Flucht- und Migrationserfahrungen an der Grenze.
  • Priscila Rojas: Chemikerin, Tänzerin und ehemalige Gemeinderätin der der N'dee/ N´nee/ Ndé («Apachen»), die für die Anerkennung ihrer bis in die 1970er Jahre in Mexiko für vogelfrei erklärten & versteckt lebenden Community als indigene Minderheit kämpft.
    Denisse Ortega: Ökonomin und Städteplanerin, Mitarbeiterin des Plan Estratégico, eine Organisation, die lokal für Transparenz und Mitbestimmung eintritt, und Desiertos Andantes, eine Initiative, die sich für öffentliche Räume und das Recht auf Stadt einsetzt.
  • Yorch Jorge Pérez: Bäcker, plastischer Künstler, Graffiti- und Siebdruckkünstler, Mitbegründer des Projekts Rezizte, das seit über 20 Jahren Kunstprojekte rund um Grenze, Graffiti und Hiphop in marginalisierten Vierteln schafft.

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Ciudad. Violencia. Frontera en México.

Ejemplos de organización colectiva y artística de Ciudad Juárez. Panel y talleres con catorce activistas de la ciudad fronteriza mexicana.

Lugar
Fundación Rosa Luxemburgo (Sala)
Straße der Pariser Kommune 8ª
10243 Berlín

Fecha y hora
13.07.2023, 18:00 - 20:00 horas

Los feminicidios, los cárteles de la droga, la violencia contra los refugiados en el muro con Estados Unidos - Ciudad Juárez, en el norte de México, está considerada una de las ciudades más peligrosas de México y, al mismo tiempo, representa estructuras de violencia virulentas en todo el país, y más allá. Pero la ciudad fronteriza también se caracteriza por una sociedad civil activa y creativa que busca y encuentra respuestas a los agravios socia-les.

Tras una breve introducción a la situación actual de Ciudad Juárez, nos reuniremos en talleres en los que debatiremos temas específicos en grupos más pequeños. Habrá dos rondas y así será posible tratar dos temas.

Aportaciones: Carolina Rosas Heimpel, cofundadora del centro cultural de organización colectiva Edificio de los Sueños y Kathrin Zeiske, periodista independiente y coordinadora de los viajes del Circulo Internacional de Trabajo (IAK) a y desde Ciudad Juárez.

Moderación: Ina Riaskov, fotógrafa y diseñadora gráfica del proyecto feminista de docu-mentación y arte Producciones y Milagros y coordinadora de los viajes del Circulo Interna-cional de Trabajo (IAK) a y desde Ciudad Juárez.

El evento será bilingüe con interpretación simultánea (español <> alemán).

Un evento en cooperación con el Circulo Internacional de Trabajo (IAK) e.V. & Iniciativa Juarlin, medico international y Lateinamerika Nachrichten.


Los talleres

Frontera y huida:
Sigue ausente una política fronteriza estadounidense más liberal también bajo la adminis-tración Biden y la política migratoria de México se militarizó aún más bajo la presidencia de Andrés Manuel López Obrador (AMLO). Durante la pandemia de Corona, se suspendió el derecho de asilo en EE.UU. y las ciudades fronterizas mexicanas acogieron a miles de per-sonas. Las iniciativas de la sociedad civil evitaron que se produjera una catástrofe humani-taria durante ese tiempo. Pero los migrantes viven en condiciones muy precarias y están expuestos a la violencia de los miembros de los cárteles y de la policía. En Ciudad Juárez se produjo una masacre en la prisión de deportación local en marzo de este año, en un contexto de agitación racista en los medios de comunicación.

Violencia y narcotráfico:
En la llamada guerra contra el narcotráfico, el ejército y la policía federal ocuparon Ciudad Juárez, y desde entonces los grandes cárteles de Sinaloa y Juárez luchan por la suprema-cía en la frontera. Los crímenes y traumas aún no se han resuelto. Hoy, entre los numero-sos muertos de la ciudad se encuentran sobre todo jóvenes del entorno de los cárteles que viven en los barrios marginados del sur y del oeste. En Ciudad Juárez, como en el Va-lle de Juárez río arriba, el desplazamiento ilegal de la población siempre ha ido acompaña-do de intereses económicos tangibles, como la gentrificación del centro de la ciudad y la instalación del paso fronterizo de Tornillo. Pero también hay iniciativas que intentan crear alternativas, especialmente para los jóvenes, a pesar de la presencia del narco.

Arte en la frontera:
La vida cotidiana en la región fronteriza entre México y Estados Unidos se caracteriza por una cultura diversa, formada e inspirada por la coexistencia binacional. Ante las duras reivindicaciones sociales, el arte suele ser muy político y encuentra formas de expresión urbanas y colectivas a ambos lados de la frontera. Un ejemplo son las cruces negras sobre fondo rosa que exigen justicia por los innumerables feminicidios en muchas esquinas de Ciudad Juárez, así como otros signos artísticos y activistas de resistencia contra la violencia patriarcal.

Comunidades indígenas urbanas:
En la ciudad fronteriza se eucuentran comunidades indígenas de todo México, sobre todo los rarámuri, que en su día huyeron de la Conquista a las montañas circundantes. En la metrópoli industrial, se enfrentan al reto de no dejarse abatir por los desafíos culturales y lingüísticos, así como por la exclusión estructural y racista. Actualmente, los N'dee/N'nee/Ndé (apaches) están denunciando públicamente el genocidio que tuvo lugar hace 100 años.

Derecho a la Ciudad y a la Vivienda:
Ciudad Juárez ha crecido enormemente en las últimas décadas debido a la afluencia de migrantes del sur del país. La mayoría de ellos vienen a trabajar en condiciones precarias en las maquilas. Toda la infraestructura de la ciudad está diseñada para las maquilas: La mayoría de la población vive en enormes ciudades dormitorio en el sur de la ciudad, faltan equipamientos culturales y de ocio, infraestructuras sociales, espacio público y conexio-nes de transporte público.
 
 Los grupos de trabajo serán dirigidos por:

Hernani Herrera: Estudiante de Antropología, dirige el museo regional y centro juvenil, cultural y educativo para la protección del medio ambiente de San Agustín, en el Valle de Juárez, muy afectado por la violencia de los cárteles y los desalojos.

Rosalinda Guadalajara: regidora municipal y representante de la comunidad indígena rarámuri de Ciudad Juárez, encargada de integración de mujeres de comunidades in-dígenas en el Instituto Municipal de la Mujer, traductora.

Luis Contreras: estudiante de arquitectura, miembro del colectivo católico de base Chopeke, que practica la construcción comunal en adobe para familias marginadas y promueve la sustentabilidad y el derecho a la vivienda.

Andrea Hernández: arquitecta, también miembra del colectivo católico de base Chope-ke, que construye casas comunitarias de adobe para familias marginadas y promueve la sostenibilidad y el derecho a la vivienda
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Edgar Picasso: Cofundador del colectivo artístico azul arena, que publica una revista del mismo nombre, promotor del arte y la cultura en las ciudades hermanadas de Ciudad Juárez (México) y El Paso (EE.UU.), que se centra en la frontera y la vida fronteriza.

Jane Terrazas: Artista y tintorera, cofundadora del colectivo de mujeres indígenas-mestizas Ni en more, que crea moda de biodiseño con un mensaje contra la violencia hacia las mujeres, activista medioambiental por la protección del río Bravo.

Elier Castillejos: obrero de fábrica y ex alumno de la preparatoria alternativa Altavista, becario de Casa de Inventos, que apoya a jóvenes en la implementación de ideas crea-tivas para su comunidad, en su caso: microcréditos.

Evelyn Rodríguez: estudiante de psicología, primera académica en su familia, organiza la creación de huertos comunitarios. Recientemente se unió a Derechos Humanos en Acción (DHIA), una organización que apoya a los refugiados en la frontera.


 

Fotografía: Carolina Rosas Heimpel

La activista Isabell Cabanillas fue asesinada en 2020. Se convirtió en un símbolo de los in-numerables feminicidios, pero también de la resistencia, de la lucha de las mujeres por la justicia y el derecho a vivir sin violencia. Su imagen se encuentra en muchos muros de Ciudad Juárez.

 

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Contact

Birte Keller

Unit Head, Senior Advisor for Central America and Mexico, Cuba, Brazil and Paraguay, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Phone: +49 30 44310 289