Vom 14. bis 26. November 2016 war Tamara Baković-Jadžić in sieben Städten in Süd- und Westdeutschland, um die Broschüre «Von wegen sicher. Das Konzept der sicheren Herkunftsländer in der Kritik» vorzustellen. Sie ist Aktivistin im Roma Forum Serbien, einer Organisation, die die Vernetzung, Bildung und Organisierung der Rom_nja Community innerhalb Serbiens zum Ziel hat. Das Roma Forum Serbien ist Teil des Levi Samit Srbije, ein Bündnis linker Organisationen in Serbien, dem verschiedene aktivistische Gruppen, Medienprojekte, NGOs, aber auch Gewerkschafter_innen angehören, die in autonomen Arbeitskämpfen aktiv sind.
Die Broschüre, die vom Belgrader Büro der Rosa Luxemburg Stiftung herausgegeben wurde, kritisiert die Verschärfungen der Migrationspolitik in Deutschland, die im Schatten des «Sommers der Migration» eingeführt wurden. Bundestag und Bundesrat erklärten 2014 und 2015 die Länder des Balkans zu «sicheren Herkunftsstaaten». Asylanträge aus diesen Ländern werden in der Folge als «offensichtlich unbegründet» abgelehnt, obwohl die Mehrheit der Antragsteller_innen Rom_nja sind, die von Diskriminierung, Marginalisierung und sozialer Exklusion betroffen sind. Sie werden dadurch im Asylverfahren als „Wirtschaftsflüchtlinge“ abgestempelt, in speziellen Lagern untergebracht, mit verschärfter Residenzpflicht und Beschäftigungsverbot. Ihre Asylanträge werden zu fast 100 Prozent abgelehnt. Die Zahl der Abschiebungen ist rasant angestiegen. Gleichzeitig hat diese Regelung dramatische Folgen für mehrere Tausend Rom_nja, die infolge der Jugoslawienkriege und des Kosovokonflikts in den 1990er Jahren nach Deutschland geflohen sind, seitdem als «Geduldete» in Deutschland leben und nun von Abschiebung bedroht sind.
Zwischen dem 14. und 22. Februar fand der zweite Teil der Speakers Tour «Von wegen sicher. Das Konzept der sicheren Herkunftsländer in der Kritik» statt. Wie bereits auf der ersten Tour durch sieben Städte in Süd- und Westdeutschland stellte Tamara Baković-Jadžić auch auf der zweiten Tour in Hannover, Bremen, Kiel, Hamburg, Erfurt, Potsdam und Berlin die Broschüre zu den sicheren Herkunftsländern vor, die vom Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Südosteuropa veröffentlicht wurde.
Tamara Baković-Jadžić ist im Roma Forum Serbiens aktiv, in dem sie sich an der Vernetzung, politischer Bildung und Organisierung der Rom_nija Community innerhalb Serbiens beteiligt. Das Roma Forum Serbien ist Teil des Levi Samit Srbije, ein Bündnis linker Organisationen in Serbien, dem verschiedene aktivistische Gruppen, Medienprojekte, NGOs, aber auch Gewerkschafter_innen angehören, die in autonomen Arbeitskämpfen aktiv sind.
Tamara Baković-Jadžić diskutierte mit Aktivist_innen von Rom_nija-Selbstorganisationen und Flüchtlingsräten über die Verabschiedung der Asylpakete sowie die Ausweitung der Liste der „sicheren Herkunftsländer“. Dabei wurde deutlich, dass es zum einem für asylsuchende Romn_ija nahezu nicht möglich ist in Deutschland Asyl zu bekommen. Zum anderen sind nun auch Romn_ija, die jahrelang mit einem Duldungsstatus in Deutschland gelebt haben, davon bedroht in ihr „Herkunftsland“ abgeschoben zu werden. Aber für viele ist inzwischen Deutschland ihr Herkunftsland, sie sind hier geboren oder zumindest fest in die Gesellschaft integriert. Nun werden sie in ein Land abgeschoben, das sie nicht kennen und wo sie unter prekären Umständen leben müssen.
Neben Tamara Baković-Jadžić hat Kenan Emini vom Roma-Center Göttingen auf einigen Veranstaltungen der Speakers Tour gesprochen. Als Aktivist der Rom_nija-Selbstorganisation „Alle bleiben!“ brachte er einen guten Überblick darüber ein, mit welchen Problemen die in Deutschland lebenden Rom_nija seit der Verschärfung der Asylgesetze zu kämpfen haben und unter welchen Umständen sie nun leben müssen. So ist es vielen Rom_nija mit Duldung etwa nicht erlaubt in Deutschland zu arbeiten und sie leben unter ständiger Angst abgeschoben zu werden.
Eine wichtige Rolle in den Diskussionen spielte die Kontinuität, mit der Romn_ija innerhalb Europas verfolgt, diskriminiert und ausgegrenzt werden. So trägt auch die Politik der sicheren Herkunftsstaaten dazu, dass Asylsuchende in „Kriegsflüchtlinge“ und „Wirtschaftsflüchtlinge“, in „echte“ Flüchtlinge und „Asylbetrüger“ eingeteilt werden. Dem gilt es entgegenzuwirken, indem sich die unterschiedlichen Gruppen von Geflüchteten mit der Zivilgesellschaft und progressiven politischen Kräften in Bündnissen zusammenschließen und sich nicht in konkurrierende Gruppen einteilen lassen. Ziel ist dabei, gemeinsam solidarische Alternativen zur derzeitigen Migrationspolitik zu entwickeln.