Seit 2010 treffen sich in großer Regelmäßigkeit ForscherInnen und BildungsexpertInnen aus aller Welt in Salzburg, um über den internationalen Stand der Bildungsdiskussion den Holocaust an den europäischen Juden und Jüdinnen betreffend und die Prävention von Völkermord durch Bildungsangebote zu diskutieren.
Ort der Diskussion ist das Global Seminar, das seit seiner Gründung 1947 im Schloss Leopoldskron bei Salzburg residiert. Das Schloss war bis zum Anschluss Österreichs 1938 an Nazideutschland im Besitz des Schauspielers, Regisseurs und Begründers der Salzburger Festspiele Max Reinhardt, der wie viele in dieser Zeit ins Exil flüchten musste.
Zum Seminar mit dem Titel „Learning from the Past: Sharing Experiences across Borders to Combat Extremism“, das vom 16. bis 20 November 2017 stattfand, kamen über 40 TeilnehmerInnen aus Afrika, Asien, Europa und Nordamerika. Die angereisten SeminarteilnehmerInnen kamen aus Universitäten, Nichtregierungsorganisationen, Museen und Bildungswerkstätten.
Die Rosa Luxemburg Stiftung West Afrika hatte als Teil ihres Programms „Jugend und Politik“ die Teilnahme von zwei Westafrikanerinnen in Salzburg ermöglicht, die sich im Rahmen ihrer Tätigkeit an Universitäten und Schulen in selbst initiierten Initiativen für Toleranz und Pluralismus und gegen Gewalt einsetzen.
Die Diskussion, welche unter den Chatham-Hausregeln stattfand, begann mit einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff des Extremismus, der sich im Titel des Seminars wiederfand. TeilnehmerInnen kritisierten den Begriff insoweit, als er häufig von Regierenden oder einflussreichen Gruppen in Gesellschaften missbraucht wird, um ihre KritikerInnen zu diskreditieren. Extremismus sei als Begriff, vor allem in der außereuropäischen Welt höchst problematisch, da autoritäre Regime die Opposition im Land als ExtremistInnen oder gar als TerroristInnen brandmarke.
Bei den Bildungsanstrengungen, welche die TeilnehmerInnen aus aller Welt vorstellten, ging es daher vor allem um die Bekämpfung von Gewalt zur Durchsetzung von politischen oder religiösen Zielen. Was man in Salzburg am Global Seminar aber erreichen will, ist Gewaltprävention. Bildungsangebote für SchülerInnen und StudentInnen spielen, so ist man sich sicher, hierbei eine besondere Rolle.
Für die Diskussion verschiedener Bildungsangebote zum Zwecke der Gewaltprävention nahm man sich viel Zeit. So standen weniger analytische Diskussionen über Gewalt und Konflikte im Mittelpunkt des viertägigen Seminars, als die gegenseitige Vorstellung von bestehenden konkreten Projekten, sowie das gemeinsame Brainstorming, um neue Projekte in aller Welt zu initiieren.
Neben den bildungspolitischen PraktikerInnen waren daher auch VertreterInnen von internationalen Organisationen wie der UNESCO und dem Informationsbüro der Vereinten Nationen und GebervertreterInnen aus Europa und Nordamerika eingeladen. In verschiedenen Runden sollten die Projekte vorgestellt, diskutiert und wenn nötig erweitert werden. Die VertreterInnen der internationalen Organisationen, wie alle anderen TeilnehmerInnen auch, waren aufgerufen, die Projekte kritisch zu hinterfragen. Die InitiatorInnen der Projekte, darunter lokale Gruppen, die Museen gegründet haben oder Dialogveranstaltungen an Universitäten durchführen, sollten als Ergebnis des Seminars konkrete Unterstützung, in Form von Mitarbeit, Networking oder mittels Geld, durch die versammelten TeilnehmerInnen erhalten.
Als ein generelles Ergebnis des Seminars will man sich neben den Zusammenkünften in Salzburg in Zukunft mehr in den Konfliktregionen vor Ort treffen, um zielgenauer als bislang die Initiativen voranzubringen.