Der Kommunist und Humanist Denis Goldberg war einer der beiden letzten lebenden Angeklagten des Rivoniaprozesses. In diesem Verfahren verurteilte die Justiz des Apartheid-Staates ihn gemeinsam mit Nelson Mandela und anderen zu lebenslangen Freiheitsstrafen, wegen der Organisation und Teilnahme am bewaffneten Untergrundkampf gegen den weißen Rassenstaat.
Denis Goldberg war seit den Fünfzigerjahren in der verbotenen Südafrikanischen Kommunistischen Partei aktiv und Teil der Gruppe Umkhonto we Sizwe (MK, übersetzt «Der Speer der Nation»), die als militärischer Arm des ANC auf der Liliesleaf Farm den beginnenden Widerstand im Untergrund plante. Anders als seine überwiegend schwarzen Mitangeklagten wurde Denis Goldberg nach seiner Verurteilung nicht auf Robben Island inhaftiert, sondern in Isolationshaft in Pretoria genommen, wo er 22 Jahre unter schwersten Bedingungen verbringen musste. Er wurde 1985 freigelassen und er konnte ins Exil nach London ausreisen, wo seine Frau und Kinder auf ihn warteten. Kontakt zu ihnen war ihm die meiste Zeit untersagt worden.
Wie seine Mitangeklagten hat er Zeit seines Lebens für ein freies und demokratisches Südafrika gekämpft und bis zum Lebensende gestritten. Gerade nach der Befreiung und demokratischen Öffnung Südafrikas fand bei ihm und anderen der Versuch einer liberalen Vereinnahmung statt, welcher er sich nachdrücklich in seiner wunderbaren und sympathischen Art verweigerte. Gerade heute ist daher daran zu erinnern, dass es ihm nicht nur um bürgerliche Freiheitsrechte sondern um die Herstellung der sozialen und ökonomischen Voraussetzungen für ein freies und eben auch egalitäres Südafrika gegangen ist.
Mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat Denis Goldberg über lange Jahre immer wieder zusammengearbeitet, in Südafrika und in der Bundesrepublik. Auch auf seine Initiative hat die Stiftung auf der mittlerweile zu einer Gedenk- und Bildungsstätte umgebauten Liliesleaf Farm ein Dokumentationszentrum zur Internationalen Solidarität unterstützt und eine Dauerausstellung zur Solidarität in der DDR mit dem Anti-Apartheitskampf eingerichtet. Seit vier Jahren unterstützt die Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Wanderausstellung mit Bildungsveranstaltungen, welche die Rolle schwarzafrikanischer Soldaten im zweiten Weltkrieg zeigt. Es war ihm sehr wichtig, dass junge Menschen in verschiedenen afrikanischen Ländern lernen, dass auch Afrikaner «die Nazis besiegt haben».
Bis zuletzt kämpfte er optimistisch gegen Korruption und Autoritarismus auch im ANC geführten Südafrika. Den ehemaligen Präsidenten Zuma griff er regelmäßig und öffentlich an. Aber auch im Kleinen setzte er sich ein: Unterhalb seines Hauses im Stadtteil Hout-Bay von Kapstadt hatte er einen Fussballplatz mit einer Vereinslizenz erworben. Etwa 200 Jugendliche, überwiegend aus einer naheliegenden Armengegend trainierten dort. Leider verlören sie jedes Liga-Spiel, stellte er zuletzt im Dezember fest – Denis Goldberg weigerte sich nämlich die obligatorischen Bestechungssummen für die Schiedsrichter zu bezahlen.
Mit seinem Tod verliert Südafrika und die globale Linke ein großes Vorbild und einen der letzten Zeitzeugen und Streiter des Befreiungskampfes im südlichen Afrika.