Kommentar | Brasilien / Paraguay - Mexiko / Mittelamerika / Kuba - Südliches Afrika - Sozialökologischer Umbau - Ernährungssouveränität «Doppelstandards und Ackergifte von Bayer und BASF»

Stellungnahme zu der Bayer-Reaktion auf unsere Studie

In der Studie «Doppelstands und Ackergifte von Bayer und BASF» haben wir, die Rosa-Luxemburg-Stiftung, PAN Germany und INKOTA, nachgewiesen, dass Bayer und BASF für die Vermarktung und teils Entwicklung von mindestens 33 Pestizidwirkstoffen verantwortlich sind, die eine akute Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellen. Viele dieser Wirkstoffe sind bereits bei geringer Dosierung tödlich, andere gelten als wahrscheinlich krebserregend, erbgutschädigend oder reproduktionstoxisch. In Brasilien, Mexiko und Südafrika lassen sich mindestens acht dieser Wirkstoffe in den Pestizidportfolios der beiden Unternehmen nachweisen. Auf die Veröffentlichung der Studie hat Bayer mit mehreren Tweets reagiert.
Die dort aufgestellten Behauptungen und gemachten Aussagen von Bayer möchten wir im Folgenden richtigstellen.

Bayer sagt:

Alle je von Bayer entwickelten Wirkstoffe, einschließlich solche mit abgelaufenem Patentschutz, die Bayer oft längst nicht mehr vertreibt, werden in dem Dokument in einen Topf gerührt. Geht gar nicht.

Falsch: Es wurde nichts «in einen Topf gerührt». Der zusammenfassenden Tabelle am Ende der Studie ist klar zu entnehmen, mit welchen Wirkstoffen Bayer nach wie vor Pestizide vertreibt und welche von Bayer entwickelten und auf dem Markt eingeführten Wirkstoffe heutzutage von anderen Unternehmen vertrieben werden. So lange keine Transparenz im internationalen Pestizidwirkstoffhandel herrscht, ist unklar, in welchem Umfang Bayer diese Wirkstoffe möglicherweise weiterhing an andere Unternehmen verkauft, die sie dann wiederum unter eigenem Namen vertreiben – genauso wie wir es in unserer Studie für den Wirkstoff Fenamiphos in Brasilien nachgewiesen haben. Außerdem war die akute Giftigkeit (WHO Klassen Ia und Ib), der im Bericht genannten Wirkstoffe von Anbeginn bekannt, was Bayer damals nicht daran gehindert hat, sie auf den Markt zu bringen.

Bayer sagt:

Hat Bayer seine Versprechungen gebrochen? Nein, Bayer hatte 2011 zugesagt: ab Ende 2012 Einstellung von Produktion und Verkauf aller Insektizid-Formulierungen der WHO Klassen Ia und Ib – Versprechen gehalten! 

Diese Aussage ist aus drei Gründen falsch:

1. In der Selbstverpflichtung von Bayer, BASF und Syngenta vom 19. Juni 2013 ging es nicht um «Insektizid-Formulierungen», sondern um das «Vom-Markt-Nehmen» von Pestizidwirkstoffen der WHO-Klassen Ia und Ib.

2. Sowohl die Überprüfungen dieser Selbstverpflichtung von PAN im Jahr 2015 als auch unsere aktuelle Studie ergaben, dass Bayer nach 2014 weiterhin eigene Präparate zum Beispiel mit den WHO Ib-Wirkstoff Beta-Cyfluthrin vermarktet.  

3. Bayer hat Methiocarb nicht wie in der Selbstverpflichtung vereinbart im Jahr 2014 vom Markt genommen. So wurde in Marokko das Methiocarb-haltige Mesurol 2015 noch als Insektizid im Obstbau angeboten, und in Neuseeland noch 2020 als Vogelrepellent. Auch Fenamiphos ist ein WHO Ib-Wirkstoff, der weiterhin von Bayer vertrieben wird.

Bayer sagt:

Methiocarb von Bayer noch im Handel? Nein, Methiocarb-haltige Produkte werden seit Ende 2019 nicht mehr von Bayer produziert und vertrieben!

Falsch: Im Januar 2021 hat Bayer das Methiocarb-haltige Produkt Mesurol weiterhin auf der Bayer-Firmenwebseite für Neuseeland und Australien angeboten. Das zeigt unser Screenshot der Bayer-Webseite vom 19.1.2021.