News | Andenregion Ecuador im Zeichen der Krise

Was die Wahlergebnisse über die Stimmung im Land verraten.

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Pablo Ospina,

Ecuadorianer*innen schwenken am Tag der Wahl 2023 die Landesfahne. Der Wahlkampf wurd erschüttert von Gewalt, Korrumption und der Ermordung eines Präsidentschaftskandidaten wenige Tage vor der Wahl.
Ecuadorianer*innen schwenken die Landesfahne bei einem selbstorganisierten Protest nach der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio wenige Tage vor der Wahl. Der gesamte Wahlkampf wurde erschüttert von einer Welle der Gewalt. Bild: Galo Paguay

Das Unglück Ecuadors hat zwei Gesichter: Einerseits hält der Sturm aus organisiertem Verbrechen und alltäglicher Kriminalität die Küstenregion des Landes in Atem. Andererseits verschlechtert sich die Krise politischer Repräsentation und staatlicher Organisation rapide angesichts der desaströsen Wirtschaftslage und des wechselnden Wahlverhaltens. Selbstverständlich sind beide Faktoren eng miteinander verknüpft. Dies zeigt eine nähere Betrachtung des ersten Wahlgangs der außerplanmäßigen Präsidentschaftswahlen am 20. August 2023.

Der Wahlkampf und seine Ergebnisse

Am 23. Juli 2023 wurde in der Hafenstadt Manta, einer der größten Städte des Landes, zum ersten Mal in der Geschichte Ecuadors ein amtierender Bürgermeister ermordet. Kurz danach, am 9. August 2023, wurde – ebenfalls erstmalig – ein ecuadorianischer Präsidentschaftskandidat, Fernando Villavicencio, von Kugeln durchlöchert, als er eine Wahlkampfveranstaltung in Quito verließ.[1] Beide Opfer dieses neuen Extrems politischer Gewalt können als Anti-Correístas bezeichnet werden, da ihre politische Laufbahn von heftigen Auseinandersetzungen mit der politischen Strömung des Ex-Präsidenten Raffael Correa geprägt waren.
 

Angesichts dieser Sicherheitskrise hätte man erwarten können, dass die Angst in der Bevölkerung die Wahlbeteiligung senken würde. Stattdessen aber war die Enthaltung bei den Wahlen am 20. August mit 17 Prozent so niedrig wie zuletzt 1978. Auch die Anzahl ungültiger oder leer abgegebener Stimmzettel, mit denen in vorherigen Wahlen häufig die Ablehnung des politischen Systems zum Ausdruck gebracht wurde, waren dieses Mal auffallend niedrig (8,8 Prozent). Der kurze Wahlkampf kam den Kandidat*innen mit mehr Geld und einer besseren Organisationsstruktur zugute. Erwähnenswert ist, dass die beiden Gewinner*innen der ersten Wahlrunde, Luisa González und Daniel Noboa, sich in ihrer Wahlkampfstrategie beide nicht auf das Thema der öffentlichen Sicherheit konzentrierten, sondern stattdessen ein breites soziales und wirtschaftliches Programm präsentierten.