Im April 2013 wäre der Schriftsteller Stefan Heym 100 Jahre alt geworden. Seine Wegbegleiter sagen von ihm, er habe nie geschwiegen, habe sich immer eingemischt, egal in welcher Lebenssituation er sich gerade befand. Bissig sei er gewesen auch kritisch, ironisch und aufbrausend, auf jeden Fall aber rhetorisch begnadet, ja sogar weise. Herrschenden Doktrinen oder Ismen habe er sich nicht gebeugt, sich nicht vereinnahmen lassen. Eben um die Erinnerung an diesen Menschen, an sein literarisches Werk und seine politischen Positionierungen wach zu halten, lud die Rosa-Luxemburg-Stiftung in enger Kooperation mit den Bundestagsbüros von Lukrezia Jochimsen und Thomas Nord am 21. Mai PolitikerInnen, SchriftstellerInnen, SchauspielerInnen und JournalistenInnen, die immer wichtige Gesprächspartner Stefan Heyms waren, in den Roten Salon der Volksbühne ein.
Ziel war es, ein Netzwerk zur Würdigung Heyms zu gründen. Inge Heym, die Witwe des Schriftstellers, gehörte zu den ErstunterzeichnerInnen der Initiative. Sie äußerte sich sehr erfreut über das Vorhaben und das Engagement der InitiatorInnen. Gleichzeitig erinnerte sie an publizistische Schriften ihres Mannes wie «Radek», «Filz» oder «Auf Sand gebaut», die in der neuen Bundesrepublik «völlig untergegangen» seien, aber durchaus auf Interesse in der Bevölkerung stoßen.
An der Veranstaltung, die unter dem Titel «Stefan Heym – Einer, der nie schwieg» stattfand, wirkte zudem auch der Direktor der Sektion Literatur der Akademie der Künste, Ingo Schulze, mit. Der Berliner Literaturpreisträger verdeutlichte, dass Stefan Heym «etwas selbstverständlich gemacht hat, was eigentlich überhaupt nicht selbstverständlich war». Er habe in verschiedenen Systemen im Widerspruch zu diesen Systemen gestanden, «immer in engem Zusammenhang mit seinem literarischen Tun». Eingehend auf die Worte Inge Heyms betonte Schulze, dass die beiden bedeutenden politischen Reden Heyms, 1989 auf dem Alexanderplatz und 1994 als Alterspräsident des Deutschen Bundestages, nicht voneinander zu trennen sind. Sie seien schließlich im «selben Geist» gehalten. Daraus entstehe «dieses Befreiende, diese ganz besondere Legitimation Heyms». Das müsse in die Veranstaltungen, die auch den Politiker beleuchten sollen, eingeflochten werden. Er schlug vor, auch handelnde Personen der damaligen Zeit einzubinden.
Insbesondere für ein junges Publikum will die internationale Stefan-Heym-Gesellschaft den Schriftsteller interessant und lesenswert machen, erläuterte Ulrike Uhlig, Vorstandsvorsitzende des Vereins. In diesem Sinne habe man unter anderem an dem Gymnasium, das Heym als Schüler in Chemnitz besucht hatte, einen Literaturwettbewerb unterstützt. Der Theaterjugendclub in Chemnitz habe zudem eine Textcollage zum Leben Stefan Heyms erstellt, die bereits verschiedentlich zur Aufführung gebracht wurde. Darüber hinaus erinnerte Uhlig an die erste internationale Heym-Konferenz 2010 in der Geburtsstadt des Schriftstellers.
Kulturell umrahmt wurde die Veranstaltung vom «KleinKunstTheater FATA MORGANA» das die zweifelsfrei nicht ganz so einfache lyrische Kost von Stefan Heym in musikalischer Form darbot und ihr somit eine ganz besondere Dramaturgie und Ausdrucksstärke verlieh. Unter dem Programmtitel «Was es ist zu sein berühmt» spannten die Darsteller einen großen biografischen Bogen und griffen «|mit vollen Händen in die Vielfalt seines Schaffens».
Florian Weis, der die Veranstaltung moderierte, sah seine Hoffnung auf eine gelingende Vernetzung der Aktivitäten rund um den 100. Geburtstag Stefan Heyms 2013 im Ergebnis der Gespräche gestärkt. Er würdigte den prominenten TeilnehmerInnenkreis und äußerte sich sehr optimistisch, «gemeinsam qualitativ hochwertige Angebote erarbeiten zu können». Besonders freute er sich über die Mitwirkung des Einstein-Forums, dessen Direktorin Susan Neiman ebenfalls unter den Gästen war.