Vom 11. bis zum 19. August 2012 findet in Cottbus das zweite Lausitzer Klima- und Energiecamp statt. Es versteht sich als Raum zur Vernetzung und Diskussion, zum Wissensaustausch und für eine widerständige Praxis. Unter dem Motto «Für eine Zukunft ohne Kohle und Atom» richtet sich das Camp gegen eine zentralisierte fossile und nukleare Energieerzeugung. Im Fokus steht dabei der Kampf gegen neue Braunkohletagebaue sowie den Neubau eines Braunkohlekraftwerks in der Lausitz und für eine dezentrale, demokratisierte, ökologische wie soziale Energieversorgung. Die konkreten lokalen Auseinandersetzungen werden dabei als Teil internationaler Konflikte um Klimagerechtigkeit verstanden.
Das Camp versteht sich neben seinem Bildungs- und Vernetzungsanspruch zudem als Experimentierfeld für ein anderes Leben. Basisdemokratische Selbstorganisation ist daher ebenso elementarer Bestandteil des Camps wie ressourcenschonendes Leben.
In Kooperation mit dem Lausitzer Klima- und Energiecamp 2012 organisiert die Rosa-Luxemburg-Stiftung vom 14. bis 16. August eine Workshop-Reihe zur Kritik am fossil-nuklearen Energiesystem:
Dienstag, 14. August
11 Uhr:
Braunkohlewirtschaft in der Lausitz
Referent: René Schuster (Grüne Liga)
In Brandenburg sind derzeit Braunkohletagebaue in Jänschwalde und Schwarze Pumpe in betrieb, aktive Tagebaue existieren in Cottbus-Nord, Welzow-Süd I und Jänschwalde. Wer sich näher mit den einhergehenden Konflikten in der Lausitz beschäftigen möchte, findet hier Auskunft und Austausch zu Fragen wie: Welches Dorf soll wann in welchem Kraftwerk verfeuert werden? Wie weit sind die Planverfahren zu den einzelnen Tagebauen? Welche Widerstandsaktivitäten gab und gibt es?
grueneliga.de
14:30 Uhr:
Vattenfall-Klagen gegen Klimaschutz und Atomausstieg
Referent: Peter Fuchs (PowerShift)
Vattenfall hat gegen den Atomausstieg eine so genannte Investor-Staat-Schiedsgerichtsklage vor einem Schiedsgericht in Washington eingereicht. Die Bundesregierung soll damit zu einer milliardenschweren Entschädigung für die Stilllegung der AKWs Krümmel und Brunsbüttel gezwungen werden. Ähnlich hatte der Konzern bereits 2009 im Konflikt um das Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg agiert. Derartige Konzernklagen gegen demokratisch beschlossene Politik beruhen auf internationalen Investitionsabkommen, wie sie Deutschland und die EU insbesondere mit Blick auf Entwicklungs- und Schwellenländer gern abschließen.
Der Workshop wird die konkreten Streitfälle Vattenfalls gegen deutsche Klima- und Energiepolitik vorstellen, einige grundlegende Zusammenhänge der internationalen Investitionspolitik erläutern und Alternativvorschläge aus den Reihen kritischer NGOs und Wissenschaftlerinnen skizzieren. Anschließend können Kooperationsmöglichkeiten zwischen energie- und außenwirtschaftspolitischen Aktivist_innen diskutiert werden.
power-shift.de
14:30 Uhr:
Rio+20: Game over für die Green Economy? Ein Erfahrungsbericht
Referent: Tadzio Müller (Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Zwei Monate nach dem Weltgipfelaufguss Rio+20 in Brasilien berichtet Tadzio Müller, der das Großereignis als Teilnehmer des alternativen Bewegungsgipfels vor Ort begleitete, vom seines Erachtens ebenso vorhersehbaren wie folgenschweren Scheitern der Konferenz. Vor dem Hintergrund der thematischen Schwerpunktsetzung in Rio de Janeiro soll es darum gehen, warum das dort als Fortsetzung der globalen Nachhaltigkeitsdiskurse postulierte Konzept der „Green Economy“ längst nicht so tot ist, wie es das Scheitern des Gipfels vermuten lassen könnte.
rioplus20.blog.rosalux.de
Donnerstag, 16. August
11 Uhr:
Kohlekämpfe im globalen Süden – Beispiele aus Indien und Südafrika
Referentin: Laura Weis
Das erklärte Ziel des Kyoto-Protokolls liegt in der Senkung der globalen Treibhausgasemissionen. Um historische Klimaschulden auszugleichen sollen die Emissionen im globalen Süden ansteigen dürfen, während der globale Norden - zumindest theoretisch - umso kräftiger einsparen muss. Diese Regelung erlaubt Ländern des globalen Südens auch den Neubau von Kohlekraftwerken und folgt damit der Annahme, dass soziale Entwicklung und Klima nicht miteinander vereinbar sind. So wird der Neubau von Kohlekraftwerken oftmals als gerechtfertigt oder gar unvermeidbar angesehen, um Armut zu reduzieren und Wohlstand für alle zu generieren. Bei näherem Hinsehen ergibt sich jedoch ein ganz anderes Bild. Anhand von Beispielen aus Indien und Südafrika möchte der Workshop dieses Spannungsfeld mit allen Interessierten erörtern.
Aktuelle Angaben über Ort und Zeit und komplettes Camp-Programm: http://www.lausitzcamp.info