Am 12 März 2014 habe ich an der Fakultät für Politikwissenschaft der UNAM in Mexiko Stadt zusammen mit Alejandro Cerezo (Lateinamerikawissenschaftler), David Estraulino (Moderation), Torge Löding (Büroleiter des Büros in Mexiko) und Adrían Sotelo (Mitglied des Comité Cerezo) die spanische Übersetzung des Bildungsmaterials «PolyluxMarx» vorgestellt. Angeregt wurde die Arbeit an der Übersetzung vom Comité Cerezo, das auch die Buchvorstellung an der UNAM organisierte. Die Arbeit an der Übersetzung erfolgte mit der Unterstützung des Büros Mexiko der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Das Comité Cerezo ist ein unabhängiges Kollektiv. Im Zentrum seiner politischen Arbeit steht der Kampf für die Menschenrechte der Opfer politischer Repression.
Selbst wenn man die politische Situation in Mexiko nicht genau kennt, kann man sich vorstellen, wie schwierig es ist, dort politisch aktiv zu sein und zusammen mit unterschiedlichen Gruppen (Indigenen, StudentInnen, ArbeiterInnen usw.) politische Forderungen zu stellen und durchzusetzen. Die politische Gewalt, die paramilitärischen Gruppen, der Kampf gegen den Drogenhandel, die unglaubliche Anzahl an Morden und die Korruption der Institutionen prägen Lebensbedingungen, die für unsere Verhältnisse kaum vorstellbar sind. Um nur ein Beispiel zu nennen: Am vergangenen 14. Februar wurde Gregorio Jiménez de la Cruz getötet, der 87. ermordete Journalist seit 2000. Wer also, wie das Comité Cerezo, sich dazu entscheidet, an der Seite der ärmsten Schichten der Stadt Politik zu machen, riskiert schlichtweg sein Leben – und das für nichts mehr und nichts weniger als ein politisches Engagement, das in Europa als durchschnittlich beschrieben werden würde.
Die Menschenrechte im Zentrum der politischen Arbeit zu haben, ist in Mexiko viel riskanter und «politischer», als man in Europa denken könnte. Was hat in so einem Kontext eine eher theoretische Arbeit zu suchen? Das Comité Cerezo hält die politische Bildungsarbeit für eine unverzichtbare Grundlage der politischen Praxis und die Mitglieder des Comité werden neben den Sicherheitsworkshops und den Workshops über das Überleben in Hochsicherheitsgefängnissen Kapital-Lektürekurse organisieren. Dass sie «PolyluxMarx» als geeignetes Material ansehen, um MultiplikatorInnen für ihre Kurse weiterzubilden, ist eine bedeutsame Anerkennung unserer Arbeit.
Wir wissen, dass Marx ein komplexer Autor ist und dass das «Kapital» nicht leicht zu lesen ist. Aber wir wissen auch, dass die Analyse des marxschen «Kapital» eine unverzichtbare Grundlage für das Verständnis der heutigen Gesellschaft ist. Mit Polylux versuchen wir ein Material zur Verfügung zu stellen, das wissenschaftlich genau ist und das gleichzeitig die Komplexität mancher Zusammenhänge mit Hilfe von Schemata und bildlichen Darstellungen reduziert. Das Material soll das «Kapital» von Marx aus der Universität heraus und in die Praxis der politischen Bildungsarbeit für breite Zielgruppen bringen. Die Erfahrung von Mexiko und die Projekte des Comité Cerezo sowie die anderer Gruppen Lateinamerikas, deren Rückmeldungen uns schon erreichen, gehen schon über unsere Erwartungen hinaus und geben uns den Anreiz, weiterzumachen.
PolyluxMarx liegt mittlerweile in drei Sprachen vor: Deutsch, Englisch, Spanisch. Das gesamte Buch sowie die PowerPoint-Folien können frei heruntergeladen werden: