Noch vor wenigen Monaten warnten Regionalexperten und Massenmedien vor einem neuen Krieg im Kosovo. Serbien galt als gefährlicher Krisenherd, von dem eine Destabilisierung der ganzen Region ausgehen könnte. Doch die Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Trotz der politisch scharf umstrittenen einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Kosovos am 17. Februar 2008 kam es zu keiner gewaltsamen Eskalation. Auch die Verhaftung des ehemaligen bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic am 21. Juli 2008 in Belgrad und seine Auslieferung an das Haager Kriegsverbrechertribunal löste nur vergleichsweise schwache Proteste aus. Es scheint offenkundig: Die Mobilisierungskraft nationalistischer Parteien und Organisationen in Serbien ist deutlich geschwächt. Aber wie ist die Neuordnung der politischen Verhältnisse zu deuten? Und bieten sich in der neuen Lage Perspektiven für die bisher schwache Linke?
Publication Staat / Demokratie - International / Transnational - Europa Politischer Umbruch in Serbien
Standpunkte 25/2008 von Boris Kanzleiter.