In der deutschen Debatte um die Einwanderungspolitik spielt Sahra Wagenknecht mit ihren Aussagen zur Migration eine wichtige Rolle, da sie nicht nur die Frage nach der nationalen Aufnahmefähigkeit stellt, sondern auch den Blick auf die internationale Dimension lenkt. Nach Meinung der Fraktionschefin der Partei Die LINKE im Deutschen Bundestag belastet die Emigration die Volkswirtschaften, etwa in Afrika, da diese qualifizierte Kräfte verlieren. Wagenknecht spricht in diesem Zusammenhang von einem «zynischen System»: Reiche Länder wie die Bundesrepublik Deutschland profitieren, so die Politikerin, durch die Abwanderung etwa von «Ärzten aus Niger» und anderen qualifizierten Arbeitskräften aus Afrika und anderswo.
Vom Brain-Drain zum Brain-Gain
Die Diskussion um die Effekte der Abwanderung von Arbeitskräften aus Entwicklungs- und Schwellenländer in die Industrieländer dauert seit vielen Jahren an. Unter der Überschrift des sogenannten «Brain-Drains» werden die volkswirtschaftlichen Kosten für die Entsendeländer zu bestimmen versucht. Dabei geht es sowohl um die direkten Kosten der Abwanderung, d.h. um die Kosten für die Ausbildung in Schulen und Universitäten, die im Falle einer Abwanderung der Arbeitskraft nicht ausgeglichen werden, als auch um die indirekten Kosten, da die abgewanderten Menchen weder als Arbeitskräfte noch als Konsumenten der einheimischen Volkswirtschaft zu Gute kommen.
Zum Brain-Drain gibt es sehr viele Beispiele, nicht zuletzt aus Afrika, so etwa aus Simbabwe. Nicht erst seit der wirtschaftlichen und politischen Krise ab dem Jahr 2000 sind viele ausgebildete Arbeitskräfte, insbesondere aus dem Gesundheitssektor (ÄrztInnen und Krankenschwestern), zunächst nach Großbritannien und später auch nach Südafrika abgewandert. Seit einigen Jahren hat sich aber die Migrationsdiskussion verändert, nun werden zunehmend auch die positiven Effekte der Migration - subsumiert unter dem Begriff des «Brain-Gain» - stärker in den Blick genommen. Vor allem geht es dabei um die Rücküberweisungen von MigrantInnen aus den Industrieländern und Schwellenländern - z.B. gibt es in China eine große afrikanische Diaspora[1] - in die Entwicklungsländer. Die Rücküberweisungen von MigrantInnen in ihre Heimatländer haben in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. In manchen Ländern Afrikas sind diese Rücküberweisungen seit vielen Jahren bedeutender als die offizielle Entwicklungshilfe und machen einen großen Anteil an der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung aus: