Vor hundert Jahren öffnete sich mit dem Sieg der Sozialisten bei den Kommunalwahlen 1919 in Wien die Tür für eines der «außergewöhnlichsten, kreativsten und mutigsten kommunalen Experimente der neueren europäischen Geschichte»: die Entwicklung Wiens zu einer Musterstadt linker Kommunalpolitik.
Erhard Korn, Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg, beschäftigt sich in seinem Beitrag mit diesem Experiment linker Kommunalpolitik, dem es gelungen ist bis zur gewaltsamen Beendigung im Jahre 1934 durch den österreichischen Austrofaschismus mit Hilfe eines neues Steuersystems, das die Reichen und den Luxus belastet, ein beispielloses Programm kommunalen Wohnungsbaus zu finanzieren, das bis heute Wien zu einer der lebenswertesten Großstädte mit niedrigen Mieten und hoher Wohnqualität macht. Dabei ging es nicht nur um bezahlbares Wohnen, sondern ebenso um gesundes Wohnen und eine neue Gemeinschaftlichkeit im Wohnen und Leben, die sich architektonisch in beeindruckenden Anlagen des Gemeindebaus materialisierte.
Der Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift «Sozialismus», Heft 10-2019. Wir danken der Redaktion für die freundliche Genehmigung der Veröffentlichung.