Die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 bringt über viele Wochen und Monate Südafrika ins Zentrum des Interesses. Journalisten reisen nach Südafrika, um über die Lage zu berichten, eine Vielzahl von Dokumentationen und Reiseführer werden publiziert. Deutsche Low-Budget Filme werden vor herrlichen südafrikanischen Kulissen gedreht und sämtliche verfügbare Dokumentationen und Filme über das Land wieder ausgegraben und gezeigt. Doch SüdafrikanerInnen selbst kommen kaum zu Wort, dienen als Staffage, Beiwerk oder Zierde. Klischees werden transportiert und an den realen Problemen wird allzu oft vorbei gesehen.
Aber wie geht es den vielen Menschen, die aufgrund der Folgen der Apartheid und der neoliberalen Politik in großer Armut leben, die körperliche und seelische Wunden davon getragen haben und mit dieser Hypothek aus der Vergangenheit trotz Demokratie und moderner Verfassung keine Zukunft haben? Wo genau liegen die Wurzeln ihres Leides, wie gehen sie mit ihren Erfahrungen um?
Die Organisation Khulumani Support Group vereint Opfer und Überlebende des Apartheidregimes in Selbsthilfegruppen über das ganze Land hinweg. Die insgesamt 55.000 Mitglieder arbeiten an ihrer Vergangenheit und an der Zukunft. International bekannt sind sie nicht zuletzt dadurch, dass sie fünf internationale Unternehmen(Daimler, IBM, Rheinmetall, Ford, GM) wegen Beihilfe zu schweren Menschenrechtsverletzungen während der Apartheidzeit auf Entschädigung verklagt haben. Die Opfer erzählen ihre Geschichte denen, die zuhören können und wollen und hoffen, dass sich die Lebensbedingungen ihrer Familien noch zu ihren Lebzeiten verändern, dass wenigstens ihre Kinder eine Zukunft haben.
Die Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika möchte mit dieser Broschüre den Stimmen aus Südafrika Raum geben, ihnen Gehör verschaffen, sie selbst sprechen und von ihrem Südafrika erzählen lassen. Khulumani und KASA hoffen, dass diese Erzählungen lebendig bleiben, auch wenn die Medien bald zum nächsten Mega-Event weiterziehen. (Vorwort von Simone Knapp)
Veröffentlicht 2009 unter dem Titel „Remembering Sharpeville“.
Khulumani Support Group, Johannesburg, Südafrika.
Herausgegeben Juni 2010 von Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika KASA
mit freundlicher Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.