Zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs treiben die Öffentlichkeit in Serbien und der Welt offenbar alte Fragen um: Erstens, wer für den Ausbruch des Krieges verantwortlich ist, inwieweit also das Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand Anlass oder Ursache für diesen Krieg war. Und zweitens, ob der Attentäter Gavrilo Princip als Angehöriger der Organisation «Junges Bosnien» ein Held oder schlicht ein Terrorist war.
In der seriösen internationalen Geschichtsschreibung herrscht seit langem die Meinung vor, dass Deutschland und Österreich-Ungarn die Schuld am Krieg tragen, wie es auch im Friedensvertrag von Versailles festgehalten ist. Ebenso hat es von 1918 bis heute aber auch Historiker gegeben, die Serbien und das Junge Bosnien als Alleinschuldige ausgemacht haben, wobei die einen ausführen, dass das Attentat selbst die Ursache für den Kriegsausbruch gewesen sei und Serbien dieses de facto organisiert habe, und die anderen etwas vorsichtiger formulieren, dass das Attentat zwar nur der Anlass gewesen, Serbien jedoch schuld am Krieg sei, denn es habe eine territoriale Expansion auf Kosten der Doppelmonarchie bzw. die Eroberung der von Serben und anderen slawischen Bevölkerungsgruppen besiedelten Gebiete Österreich-Ungarns angestrebt, und zwar unter dem ideologischen Deckmantel der Vereinigung.
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