News | Hecker, Stützle (Hrsg.): Engels‘ «Anti-Dühring», Berlin 2020

Ein Klassiker erneut eingehend betrachtet

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Das vorliegende Sammelwerk versteht sich als Begleitband zur zeitgleich erschienenen, exzellent editierten Studienausgabe von Friedrich Engels «Anti-Dühring». Das Vorwort der beiden Herausgeber skizziert fokussiert die Entstehungs-, Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte dieses «Handbuch[s]» vieler Generationen von MarxistInnen. Es folgen neun ebenso gelungene Beiträge, die eine enorme thematische Bandbreite abdecken: von «nationaler und internationaler Solidarität» der ersten und zweiten Internationale (Dorothea Schmidt) über die «Dialektik in Faustformeln» (Andreas Arndt) und die «Gewaltstheorie» bei Engels (Heide Gerstenberger) bis hin zu einem Portrait des Antisemiten und Sozialisten Eugen Dühring (Mario Keßler).

Theoretische Mängel in der 1877 erstmals erschienene Schrift und ihre tragische, da so nie intendierte problematische Rolle in der Entstehung des Marxismus als festgefahrener Ideologie werden dabei ebenso benannt, wie Bezüge zu unserer aktuellen Welt hergestellt: Wolfgang Lefèvre erkennt in Engels Absicht, «übergreifende naturwissenschaftliche Theoriebildungen» zu entwerfen, «die Zusammenhänge zwischen […] getrennten Wissensgebieten zu erkennen und begrifflich zu fassen erlauben» eine notwendige Aufgabe auch für die aktuelle Wissenschaftswelt, gerade angesichts der vielfältigen Krisen. Andreas Fisahn benennt anhand seiner Darstellung des «Juristen-Sozialismus» die Fallstricke einer sozialistischen Strategie, die versucht innerhalb «des bürgerlichen Rechtshorizonts» den «Kampf um das Recht der Differenz» zu führen. Uneingeschränkte Lesempfehlung.

Rolf Hecker, Ingo Stützle (Hrsg.): Engels‘ «Anti-Dühring». Kontext, Interpretationen, Wirkung. Begleitband zur Neuen Studienausgabe; Dietz Verlag, Berlin 2020, 174 Seiten, 18 EUR