Dieser Gedenkband ist dem Leben und Wirken des marxistischen Historikers Reiner Zilkenat(1950-2020) gewidmet. Zilkenat wurde in der Schüler- und Lehrlingsbewegung Westberlins Ende der 1960er Jahre politisiert und war seit den 1970ern in der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW) aktiv. In den 1980ern studierte und arbeitete er bei dem namhaften Geschichtswissenschaftler Reinhard Rürup (TU Berlin) und wurde 1989 an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED promoviert. Nach der ‚Wende‘ war er in der Erwachsenenbildung tätig und engagierte sich vielfach geschichtspolitisch in Initiativen und Vereinen.
Wer ihn kannte, schätzte sein Fachwissen und die – keineswegs selbstverständliche – Gabe, komplexe historische Sachverhalte verständlich zu erklären. So bleibt er nicht nur als Historiker, sondern ebenso als hervorragender Didaktiker in Erinnerung. Sein zeithistorisches Wirken diente dem Aufklären und der Befähigung zu eigenständigem Denken und Handeln.
Davon zeugen auch seine eingängigen Texte, von denen viel in diesem Schriftenband zusammengetragen sind. Es handelt sich um eine Auswahl prägnanter und akribisch recherchierter Fachaufsätze, Vorträge und Zeitschriftenartikel. Im Laufe der Jahrzehnte erarbeitete er sich Wissen über verschiedene Felder und Epochen deutscher Geschichte. Die Breite und Tiefe zeugen von dem vielseitigen Geschichtsarbeiter.
Aus der Perspektive des Sozialhistorikers widmete er sich dem Militarismus Preußens und des Kaiserreichs, den Räten der Novemberrevolution, der Gewerkschaftspolitik der Weimarer Republik, den antirepublikanischen Kräften, dem Antisemitismus der Zwischenkriegszeit, den Industriellen-Kreisen des «Dritten Reichs» und der Westintegration der Bundesrepublik. Es waren politisch aktuelle Themen, die ihn über Jahrzehnte begleiteten und immer wieder aufs Neue herausforderten.
[Text nach Verlagsinformationen]
Yves Müller(Hrsg.): Reiner Zilkenat – Historiker, Didaktiker, Aufklärer. Ausgewählte historische Beiträge mit Erinnerungen von Weggefährten sowie einem Nachwort von Peter Brandt; Verlag Edition Bodoni 2021, 368 Seiten, 20 EUR
Yves Müllerwar Promotionsstipendiat der Rosa Luxemburg Stiftung und ist Mitglied des Gesprächskreises Geschichteder RLS.