„Die Vertreibung des Bauhauses aus Dessau 1932 und der Kulturkampf von rechts“
Ein dokumentarisches Theaterstück von Lars Breuer und Bianca Beck
„Wir fordern deshalb größte Sparsamkeit und … sofortige Streichung sämtlicher Ausgaben für das Bauhaus“. Mit dieser Forderung trat die NSDAP zur Gemeinderatswahl am 25. Oktober 1931 an. Zudem sollte „der Abbruch des Bauhauses sofort in die Wege geleitet“ werden. Kaum ein Jahr später wurde die erste Forderung in die Tat umgesetzt. Nachdem die Nationalsozialisten im Freistaat Anhalt und in der Stadt Dessau Mehrheiten erlangt hatten, beschlossen sie im August 1932 die Schließung des Bauhauses in Dessau. Während die SPD-Fraktion sich der Stimme enthielt, votierte die KPD gegen die Vorlage.
Im März 1933 wurde der langjährige Dessauer Oberbürgermeister Fritz Hesse, ein überzeugter liberaler Demokrat und Förderer des Bauhauses, zwangspensioniert. Die Nationalsozialisten richteten einen Untersuchungsausschuss ein und leiteten strafrechtliche Ermittlungen gegen Hesse ein.
Das Bauhaus-Jubiläum 1919 bot den Anlass, diese Ereignisse zu einem dokumentarischen Theaterstück zu verarbeiten. Die Premiere fand am 17. November 2018 im 1926 in Magdeburg im Bauhaus-Stil errichteten „Gröninger Bad“ statt. Das Stück spielt im Frühsommer 1933, zu einem Zeitpunkt, als der Ausgang der Ermittlungen noch offen ist und in der die Nazis drohen, Hesse (dargestellt von Thomas Zieler) in sogenannte „Schutzhaft“ zu nehmen. Mit seinem Anwalt Dr. Eisenberg (Thomas Hupfer), einem erklärten Bauhaus-Gegner, diskutiert Hesse das Für und Wider des Bauhauses. Das Stück rekonstruiert auf Basis der Archivrecherche von Lars Breuer anhand von Originalzitaten und zeitgenössischen Zeitungsartikeln die rechten Angriffe gegen das Bauhaus Dessau und die politischen Reaktionen darauf.
Der Stoff bietet reichhaltiges Anschauungsmaterial über die Verrohung der politischen Kultur. Dabei erweisen sich viele Aussagen der damals Beteiligten, insbesondere die Agitation der NS-Funktionäre als erstaunlich nah an heutigen Positionierungen von Vertretern der AFD.
Nach der Premiere in Magdeburg wurde das Theaterstück 2019 in Elbingerode im Diakonissenhaus, das ebenfalls im Bauhaus-Stil errichtet wurde, in Berlin sowie in Halle auf der Bühne der „Theatrale“ gezeigt. Es folgten Aufführungen im Kunstmuseum Ahrenshoop sowie im Peter-Weiss-Haus in Rostock im Februar 2020. Weitere Vorstellungen soll es 2020 in Userin bei Neustrelitz, in Magdeburg sowie 2021 in Dessau geben.