Im Mittelpunkt unserer Gedenkstättenfahrt steht die Geschichte des jüdischen Ghettos in Łódź (von den Nazis Litzmannstadt genannt), sowie das Mordlager Kulmhof in Chełmno. Beide Orte sind im Vergleich zu anderen Verbrechenskomplexen der NS-Vernichtungspolitik in der bundesdeutschen Erinnerungskultur kaum präsent, gleichwohl sind sie im System der NS-Vernichtung von zentraler Bedeutung und stehen am Ausgangspunkt der systematischen Ermordung europäischer Jüdinnen und Juden.
Während unserer Programmwoche besuchen wir verschiedene Stätten, in Łódź und Chełmno (Vernichtungslager Kulmhof), die bestimmt sind von Deportation, Ghettoisierung und schließlich der Ermordung jüdischer Menschen sowie Sinti und Roma.
Sieben Tagebücher von jüdischen Autor:innen begleiten uns in diesen Tagen und geben uns einen unmittelbaren Eindruck vom Leben und Sterben im Ghetto Łódź. Wie „funktionierte“ das Ghetto? Wie und warum wurde es errichtet? Wie begegnete die jüdische Ghettobevölkerung der Bedrohung durch die Verelendung und dem allgegenwärtigen Hunger? Welche Rolle spielte (Schul-) Bildung und Kultur im Ghettoleben? Welchen Widerstand gab es? In Chełmno beschäftigen wir uns mit den Tätern und ihrem „Alltag“, sowie mit dem Ablauf der Vernichtungsaktionen im sogenannten „Schloss“ und im „Waldlager“.
In Reflektions- und Diskussionsrunden wird die Möglichkeit bestehen, sich über das Gesehene, das Gehörte und das Erfahrene auszutauschen, um gemeinsam zu verstehen und nach politischen Lehren für die Gegenwart zu fragen. Zum Auftakt unserer Gedenkstättenfahrt verbringen wir zur Vorbereitung auf die Programmwoche einen Seminartag in Berlin.
An zwei Programmtagen in Łódź haben wir die Gelegenheit mit dem Shoah Überlebenden Leon Weintraub ( geboren 1. Januar 1926 in Łódź) ins Gespräch zu kommen, der die Gruppe begleiten wird. 1940 wurde er zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in das Ghetto Litzmannstadt umgesiedelt und im August 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Von seiner Familie getrennt, konnte er seiner Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entgehen, weil er sich unbeobachtet einem Gefangenentransport Konzentrationslager Flossenbürg anschloss. Als Zeitzeuge des Holocausts hält Leon Weintraub bis heute Vorträge in Deutschland und Polen. Ein SWR Fernseh-Interview vom September 2022 (76 min): Leon Weintraub - Holocaust-Überlebender - Ist Versöhnung nach dem Holocaust möglich?
Die Gendgedenkstättenfahrt ist Teil des ideellen Förderprogramms des Studienwerks der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Anmeldung zur Reise ist daher Stipendiat*innen der Rosa Luxemburg Stiftung vorbehalten.
Teilnahmebeitrag: 100 Euro.
Seminarleitung: Roland Vossebrecker (Mitarbeiter Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V) & Cathérine Gosse (Rosa Luxemburg Stiftung)
An- und Abreise / Programmtage:
- 22. August 2024: 11:30 - 18:00: Vorbereitungstag in Berlin. Thema: „Antifaschistisch Erinnern - Heute“.
- 23. August 2024: 09:50 Uhr Anreise der Gruppe mit dem Zug ab Berlin-Ostbahnhof nach Lodz.
- 24. August - 27. August 2024: Programmtage in Łódź und Chełmno
- 28. August 2024: 08:50 Uhr: Rückreise mit dem Zug ab Lodz nach Berlin. Ankunft gegen 15:30 Uhr
Contact
Anika Taschke
Deputy Head Centre for Social Analysis and Political Education / Senior Advisor for Neo-Nazism, Rosa-Luxemburg-Stiftung
Email: anika.taschke@rosalux.org
Phone: +49 3044 310 151