Publication Parteien- / Bewegungsgeschichte - Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Geschlechterverhältnisse Auf der Suche nach der Farbe Lila

Von modernen Rebellinnen und überzeugten Feministinnen. Von Jeanne Andresen, Westdeutsche Zeitung, 15.7.2010

Information

Series

Online-Publ.

Published

August 2010

Ordering advice

Only available online

Die Zeiten, in denen Frauenbuchläden in erster Linie Zentralen des politischen Kampfes von Feministinnen waren, sind vorbei. Von rund 30 ausgewiesenen Frauenbuchläden in Deutschland existieren nur noch einige wenige. In ganz Nordrhein-Westfalen ist "Buch am Dreieck" von Dorothea Düsedau (56) an der Blücherstraße in Pempelfort der letzte seiner Art und auch der ist nicht mehr auf den ersten Blick als solcher zu erkennen.

Die Farbe Lila ist aus dem Erscheinungsbild verschwunden, in den Regalen findet sich neben dem Material zum politischen Diskurs inzwischen auch viel Buntes. Bildbände, Kinderbücher und unterhaltsame Romane stehen dort genauso wie leichtere Krimi-Kost. Der gemeinsame Nenner ist, dass es sich entweder um Bücher von Frauen oder doch zumindest über Frauen handelt.

Postfeminismus im Zakk: Ein Schreib-Workshop nur für Frauen
Die weibliche literarische Szene in Düsseldorf ist lebendig. Kultur-Kooperationen wie die "Weibsstücke", das Kulturzentrum Zakk oder das Frauenreferat der Universität arbeiten ungebrochen engagiert daran, Frauen auch in Zeiten des Postfeminismus zum Schreiben und zur Reflexion zu ermutigen. Dass das bei den Düsseldorferinnen auf fruchtbaren Boden fällt, zeigte jetzt zuletzt der zweiteilige Schreib-Workshop"Rebellinnen", den die Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam mit den "Weibsstücken", dem Zakk und anderen Organisationen ins Leben gerufen hat. Vertreterinnen aus drei Generationen Frauenbewegung, die Düsseldorfer Autorinnen Florence Hervé, Mithu Sanyal und Jana Hansjürgen, diskutierten anhand der Geschichte rebellischer Frauen Vergangenheit und Zukunft des Feminismus und forderten die Teilnehmerinnen auf, eigene Frauenfiguren zu entdecken und ihre Geschichten zu erzählen.

Was die Teilnehmerinnen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und
Geburtsdaten im Zakk präsentierten, zeigt eine Auseinandersetzung mit dem
Begriff "Rebellinnen". Von der Kriegsfotografin Gerda Taro über Ulrike Meinhof bis hin zu Lara Croft und Madonna reichte der Reigen der Porträtierten und bewies, dass Frauen sich nach wie vor mit ihrer Rolle in der Gesellschaft beschäftigen und dies auch künstlerisch darstellen wollen.

Den vielbeschworenen "Neuen Feminismus" sieht Dorothea Düsedau in der Literatur nicht: "Feministinnen arbeiten innerhalb ihrer Zeit. Junge Frauen haben andere Wege gefunden, und die modernen Autorinnen sind einfach starke Frauen, deren Protagonistinnen ihre eigenen Spiegelbilder sind. Da steht das Defizitäre nicht mehr im Vordergrund. "Natürlich muss ich wirtschaften, aber ich bin Feministin und kann das nicht trennen."

Von Jeanne Andresen