Von Anfang an war Polens Arbeiterbewegung im russischen Teil tief gespalten, als sie sich in den 1890er Jahren politisch zu formieren begann. Im Ausland wurden 1892 die Polnische Sozialistische Partei (PPS) und 1893 mit entscheidender Initiative von Rosa Luxemburg und Leo Jogiches die Sozialdemokratie des Königreichs Polen (SDKP) gegründet. Beide Parteien bestimmten bis zum Ersten Weltkrieg große Teile der Arbeiterbewegung im sogenannten Königreich Polen, dem industriell fortgeschrittensten Teil des Russischen Reichs. Und beide suchten und fanden Unterstützung in der II. Internationale. Der programmatische Unterschied indes war unversöhnlich, zielten doch beide auf die politische Hegemonie innerhalb der Arbeiterbewegung ihres Landes.
Während die SDKP konsequent auf ein möglichst enges Zusammenwirken mit der Arbeiterbewegung im eigentlichen Russland zielte, deren politischer Formierungsprozess allerdings erst ab 1898 erste Fortschritte machte, zielte die PPS traditionell auf den Zusammenhang des Kampfes für Sozialismus und des Kampfes für die polnische Unabhängigkeit, bevorzugte in ihren innerrussischen Kontakte auch deshalb eher Bewegungen mit separatistischen Absichten. Dabei berief die Partei sich ausdrücklich auf Marx und Engels.
Die wohl treueste polnische Marxschülerin Rosa Luxemburg kam zu einem anderen Schluss, brach in vielem mit den Ansichten ihrer Meister. Sie hielt die polnische Unabhängigkeit nicht mehr für den entscheidenden Stoß, um das zaristische Regime, lange Zeit der Hort der politischen Reaktion auf dem Kontinent, ins Wanken zu bringen. Diesen Stoß, so die unverzichtbare Überzeugung in der SDKP, werde die schnell wachsende Arbeiterbewegung im Russischen Reich vollführen. Den ökonomischen Grundlagen dafür spürte Rosa Luxemburg in ihrer Dissertation nach (1898), die Arbeiterbewegung im Königreich Polen unter sozialdemokratische Führung zu bringen, war entscheidendes politisches Ziel.
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Mehr Information:
Vergessene Geschichte
Warschau, 5.9.2012
Tagung zur Geschichte des Jüdischen Arbeiterbundes in Warschau
«Bunda´im»: Sozialismus auf Jiddisch
Berlin, 9.4.
Film zur Geschichte des jüdischen Arbeiterbundes mit Regisseur Eran Torbiner.
Musik von Daniel Kahn (jiddische Arbeiterlieder).