Bericht zum Workshop "Euro-Imperialismus?" der Forschungsgruppe Europäische Gemeinschaften (FEG) an der Universität Marburg und des Vereins Wissentransfer mit Unterstützung der RLS am 21. und 22.5.04 Spätestens seit dem Irak-Krieg hat sich die internationale Debatte um die politische Ordnung des Globalkapitalismus intensiviert: Empire oder American Empire? Gibt es eine Wende zum Projekt eines neoliberalen Empire? Und ist ein spezifischer Europa-Kapitalismus entstanden, der auch eigene imperiale Strukturen und Projekte in einer neuen Konfrontation zu den USA herausbildet? Die RLS unterstützt in diesem Jahr mehrere Tagungen, die diese Fragen in den Mittelpunkt stellen.
Entwickelt sich die Europäische Union zusehends zu einem imperialistischen Projekt? Verschiedene Tendenzen geben Anlass zu dieser Frage, die in der Linken sehr kontrovers diskutiert wird. Die Strukturen und Entwicklungen der gegenwärtigen Weltordnung werden unter dem Eindruck des "Kampfes gegen den Terror" verstärkt in imperialismustheoretischen Begriffen diskutiert. Dabei richtet sich der Blick in erster Linie auf die US-Politik. Eine genauere Bestimmung der Rolle der EU bleibt oft aus. Allerdings spricht vieles dafür, dass der Prozess der europäischen Integration inzwischen zur Herausbildung eines spezifischen "Euro-Kapitalismus" geführt hat (vgl. dazu die letzte Konferenz der Veranstalter sowie die daraus hervorgegangene Publikation: Beckmann, Martin / Bieling, Hans-Jürgen / Deppe, Frank (Hg.): "Euro-Kapitalismus? und globale politische Ökonomie". Hamburg 2003).
Zu klären ist, wie dieses Modell und die damit verbundenen Machtansprüche global abgesichert werden. Um einer Antwort näher zu kommen, sind verschiedene Themenkomplexe zu betrachten:
- Das transatlantische Verhältnis in seinen ökonomischen und sicherheitspolitischen Dimensionen,
- die interne Dynamik der europäischen Integration und
- die Rolle von EU und USA in verschiedenen Teilen der Welt.
Im Anschluss an eine Konferenz »The Emergence of a new Euro-Capitalism« (http://staff-www.uni-marburg.de~feg/Aktuelles.html), zu der zum 11./12. Oktober 2002 die Forschungsgruppe Europäische Gemeinschaften (FEG) an der Universität Marburg und der Verein Wissentransfer (http://www.wissentransfer.info/wissen/) mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung eingeladen hatten (ein Tagungsband ist mittlerweile bei VSA erschienen: http://www.vsaverlag.de/vsa/index.html, ein Bericht befindet sich in der Zeitschrift Z 52, Dezember 2002, S.167–174) wird nun vom selben Trägerkreis ebenfalls an der Universität Marburg (Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Am Krummbogen) ein weiterer Workshop zum Thema »Euro-Imperialismus?« durchgeführt.
Folgende Beiträge sind vorgesehen:
- Frank Deppe: »Euro-Kapitalismus und Euro-Imperialismus: brauchbare Analysekategorien?«;
- Peter Gowan: »Kann es einen Euro-Imperialismus geben?«;
- Hans-Jürgen Bieling: »Strukturelle Barrieren eines Euro-Imperialismus«;
- Ingo Schmidt: »Der Euro als Gegenprojekt zum Dollar?«;
- Kees van der Pijl: »Strategien der transnationale Konzerne in Europa«; Paul Schäfer: »Die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) – Das militärische Projekt des Euro-Imperialismus?«;
- Giesela Neunhöffer: »EU-Osterweiterung – Euro-Imperialismus in Aktion?«;
- Ingo Malcher/Dieter Boris: »Imperialismus in Lateinamerika – Der US-amerikanische Hinterhof?«;
- Ingrid El Masry: »Die islamische Welt – Kampfplatz der Imperialismen?«; Debatte:
- Klaus Dräger, Nicos Kotzias, Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann (angefragt),
- Armando Fernández Steinko: »Die EU als positiver Referenzpunkt für die Linke?«