Franz Fühmann gehört zu der DDR-Generation, die – in seinen Worten – „über Auschwitz zum Sozialismus gekommen“ war. Mit der Erkenntnis seiner schuldhaften Verstrickung in faschistische Ideologie und Krieg stellte er sich nach Kriegsgefangenschaft und Antifa-Schule in den Dienst des sozialistischen Aufbaus. In den 70er und 80er Jahren gehörte Fühmann zu den DDR-Intellektuellen, die sich kritisch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR auseinander setzten, und drängte über vielfältige literarische und kulturpolitische Interventionen auf reformatorische Veränderungen. Fühmann starb am 8. Juli 1984. In ihrer Trauerrede benannte Christa Wolf als die zentralen Worte des Fühmannschen Werks: „Wandlung. Wahrheit. Wahrhaftigkeit. Ernst. Würde.“
Der Dokumentarfilm (1998, Regie: Karlheinz Mund, ca. 80 Min.) thematisiert die vieljährigen Anstrengungen Fühmanns, sein „geträumtes Lebensbuch“ „Das Bergwerk“ zu erarbeiten – es ist Fragment geblieben. Im Film erinnern sich ehemaligen Bergleute, Freunde und Schriftstellerkollegen an Begegnungen mit Fühmann und seinen Texten; er ist ein Essay über die Beziehung von Literatur und Politik in der DDR und zeigt, wie sich ein Schriftsteller an seiner Zeit verzehrt und sich in ihr bewahrt.
Kurzbiografie Franz Fühmann [pdf]
Diskutanten:
- Klaus Höpcke, geb. 1933, 1973 bis 1989 stellvertretender Kulturminister der DDR, verantwortlich für Verlagswesen, Buchhandel und Bibliotheken
- Stephan Krause, geb. 1975, Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung, promoviert zu Fühmanns Bergwerk-Projekt
Texte:
- Franz Fühmann: Offener Brief vom 20.11.1977 (und andere Materialien), in: UTOPIE kreativ, H. 165/166 (Juli/August 2004), S. 680-687, pdf
- Stephan Krause: Die poetische Konzeption des Mythos im Werk Franz Fühmanns. Das „Bergwerk“-Projekt (Diplomarbeit Humboldt-Universität Berlin 2001), pdf
- Stephan Krause: Mythische Offenheit und mythischer topoV – Franz Fühmann in Budapest, pdf
- Lutz Kirschner: Franz Fühmanns „Saiäns-Fiktschen“ in: Lutz Kirschner, Christoph Spehr (Hg.). Out of this world! reloaded. Neue Beiträge zu Science-Fiction, Politik & Utopie, Berlin 2004, S. 109-123, pdf
- Lutz Kirschner: „Böhmen am Meer“ Zu Franz Fühmanns Umsiedler-Erzählung, in: Berliner Debatte INITIAL 14 (2003) 6, S. 108-113, pdf
Literaturhinweise:
- Franz Fühmann: Autorisierte Werkausgabe in acht Bänden, Rostock 1977-1987 (Taschenbuchausgabe: Rostock 1993)
- Franz Fühmann: Vor Feuerschlünden. Erfahrungen mit Georg Trakls Gedicht, Rostock 1982
- Franz Fühmann: Den Katzenartigen wollten wir verbrennen. Ein Lesebuch, Hamburg 1983
- Franz Fühmann: Im Berg. Texte aus dem Nachlaß, Rostock 1993
- Franz Fühmann: Briefe 1950-1984. Eine Auswahl, Rostock 1994
- Klaus Höpcke: Poesie in diesem Amt, in: Zwischen Erzählen und Schweigen. Ein Buch des Erinnerns und Gedenkens. Franz Fühmann zum 65., Rostock 1987
- Jürgen Krätzer (Hg.): Marsyas – Mythos und Traum, Leipzig 1993
- Christa Wolf, Franz Fühmann: Monsieur – wir finden uns wieder. Briefe 1968-1984, Berlin 1998
- Barbara Heinze (Hg.): Franz Fühmann – Eine Biographie in Bildern, Dokumenten und Briefen, Rostock 1998
- Hans Richter: Franz Fühmann. Ein deutsches Dichterleben – Biographie, Berlin 2001
- Jürgen Krätzer: Vom „Stocken des Widerspruchs“ oder etwas über die Erfahrung der Herr-und-Knecht-Dialektik bei Franz Fühmann, in: Berliner Debatte INITIAL 12 (2001)
Kontakt, Informationen:
Lutz Kirschner, 030/44310146, kirschner@rosalux.de