Literaturhinweise:
JÖRN SCHÜTRUMPF: Unabgegoltenes. Politikverständnis bei Paul Levi. in: UTOPIE kreativ, H. 150 (April 2003), S. 330-342 [pdf, 101KB]
ULI SCHÖLER: Der unbekannte Paul Levi? in: UTOPIE kreativ, H. 165/166 (Juli/August 2004), S. 737-751 [pdf, 110KB]Paul Levi (1883 – 1930) ist einer jener Protagonisten aus der Zeit des frühen deutschen Kommunismus, die heute nur noch Spezialisten bekannt sind. 1917 unterschrieb er als Vertreter der deutschen Linken die Ehrenerklärung für Lenin und seine Gefährten, die sich im so genannten „verplombten Waggon“ durch das kaiserliche Deutschland ins revolutionäre Russland begaben. Levi war nicht nur der Anwalt Rosa Luxemburgs, sondern nach ihrer Ermordung auch der konsequenteste Verfechter ihres demokratisch-sozialistischen Theorie- und Politikansatzes. In den Aufrufen der Konterrevolution zur Ermordung der Spartakus-Führer 1918/19 stand sein Name neben dem Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts; Levi überlebt durch einen Zufall. Paul Levi war der erste Vorsitzende der KPD, aus der er eine revolutionäre, demokratisch verfasste Massenpartei zu machen suchte. Als er sich 1921 dem von der Kommunistischen Internationale vorgegebenen Putschismus verweigerte, wurden er und seine Anhänger ausgeschlossen und damit der Präzedenzfall für die kommunistische Praxis der Parteisäuberungen geschaffen. Gegen den heftigen Widerstand Lenins veröffentlichte Levi Rosa Luxemburgs Arbeit „Die russische Revolution“, in der Rosa Luxemburg schon 1918 auf Gefahren aufmerksam gemacht hatte, die fast alle Wirklichkeit werden sollten. In den 20er Jahren war der Rechtsanwalt Levi der Führer des linken Flügels in der Sozialdemokratie, gab u.a. eine eigene Zeitschrift heraus und war eng befreundet mit den Geistesgrößen seiner Zeit, u.a. mit Albert Einstein. Mit seinem Sieg im so genannten Jorns- (Jörns-)Prozess, in dem er den Mord an Rosa Luxemburg und dessen Vertuschung gerichtsnotorisch machte, trat er noch einmal ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Am 9. Februar 1930 stürzte er im Fieberwahn aus dem Fenster seiner Dachgeschoßwohnung am Berliner Lützowufer.
Programm:
11.15 Uhr | Geistig frei und niemandes Knecht |
12.45 Uhr | Mittag |
13.45 Uhr | „Der Fall Jörns“ Dokumentarspiel des Deutschen Fernsehfunks (1959) Erstmalige Wiederaufführung samt Diskussion |
15.00 Uhr | Kaffeepause |
15.30 Uhr | Jüdische Intellektuelle in der kommunistischen Bewegung der 1920er Jahre Vortrag und Diskussion mit PD Dr. habil. Mario Kessler, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam |