Dokumentation Dr. jur. Paul Levi: Politik und Theorie auf dem Niveau Rosa Luxemburgs.

Workshop und Filmaufführung „Der Fall Jörns“ mit Diskussion (DFF 1959, erstmalige Wiederaufführung)

Information

Zeit

27.11.2004

Mit

PD Dr. habil. Mario Keßler, Zentrum für Zeithistorische Forschungen Potsdam; Dr. Jörn Schütrumpf, RLS

Themenbereiche

Rosa Luxemburg

Literaturhinweise:

JÖRN SCHÜTRUMPF: Unabgegoltenes. Politikverständnis bei Paul Levi. in: UTOPIE kreativ, H. 150 (April 2003), S. 330-342 [pdf, 101KB]

ULI SCHÖLER: Der unbekannte Paul Levi? in: UTOPIE kreativ, H. 165/166 (Juli/August 2004), S. 737-751 [pdf, 110KB]Paul Levi (1883 – 1930) ist einer jener Protagonisten aus der Zeit des frühen deutschen Kommunismus, die heute nur noch Spezialisten bekannt sind. 1917 unterschrieb er als Vertreter der deutschen Linken die Ehrenerklärung für Lenin und seine Gefährten, die sich im so genannten „verplombten Waggon“ durch das kaiserliche Deutschland ins revolutionäre Russland begaben. Levi war nicht nur der Anwalt Rosa Luxemburgs, sondern nach ihrer Ermordung auch der konsequenteste Verfechter ihres demokratisch-sozialistischen Theorie- und Politikansatzes. In den Aufrufen der Konterrevolution zur Ermordung der Spartakus-Führer 1918/19 stand sein Name neben dem Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts; Levi überlebt durch einen Zufall. Paul Levi war der erste Vorsitzende der KPD, aus der er eine revolutionäre, demokratisch verfasste Massenpartei zu machen suchte. Als er sich 1921 dem von der Kommunistischen Internationale vorgegebenen Putschismus verweigerte, wurden er und seine Anhänger ausgeschlossen und damit der Präzedenzfall für die kommunistische Praxis der Parteisäuberungen geschaffen. Gegen den heftigen Widerstand Lenins veröffentlichte Levi Rosa Luxemburgs Arbeit „Die russische Revolution“, in der Rosa Luxemburg schon 1918 auf Gefahren aufmerksam gemacht hatte, die fast alle Wirklichkeit werden sollten. In den 20er Jahren war der Rechtsanwalt Levi der Führer des linken Flügels in der Sozialdemokratie, gab u.a. eine eigene Zeitschrift heraus und war eng befreundet mit den Geistesgrößen seiner Zeit, u.a. mit Albert Einstein. Mit seinem Sieg im so genannten Jorns- (Jörns-)Prozess, in dem er den Mord an Rosa Luxemburg und dessen Vertuschung gerichtsnotorisch machte, trat er noch einmal ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Am 9. Februar 1930 stürzte er im Fieberwahn aus dem Fenster seiner Dachgeschoßwohnung am Berliner Lützowufer.

 

Programm:

11.15 Uhr

Geistig frei und niemandes Knecht
Paul Levi oder: Der Platz zwischen allen Stühlen

Vortrag und Diskussion
mit Dr. Jörn Schütrumpf, RLS

12.45 Uhr Mittag
13.45 Uhr „Der Fall Jörns“
Dokumentarspiel des Deutschen Fernsehfunks (1959)
Erstmalige Wiederaufführung samt Diskussion
15.00 UhrKaffeepause
15.30 UhrJüdische Intellektuelle in der kommunistischen Bewegung der 1920er Jahre
Vortrag und Diskussion
mit PD Dr. habil. Mario Kessler, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam