Dokumentation Vietnam-KONGRESS

Was ist in Vietnam in den letzten dreißig Jahren passiert, und was ist in dieser Zeit mit den Vietnamesen in Ost- und Westberlin passiert? Und was mit uns? Ein Kongress für die Mutigen, die Neugierigen und die Feiglinge

Information

Veranstaltungsort

Volksbühne
Rosa-Luxemburg-Platz
10178 Berlin

Zeit

16.10.2005

Themenbereiche

Krieg / Frieden

am 16. Oktober 2005 von 11 bis 24 Uhr
ngày 16 Tháng 10, từ 11 giờ đến 24 giờ

Vorträge und Gespräche, Markt, Musik, vietnamesisches Kino, Karaoke, Tanz, Kriegs- Antikriegs- und Antiantikriegsfilme


Am 30. April 1975 endete der Vietnamkrieg nach fast dreißig Jahren. Die Bilder aus diesem Krieg erschütterten nachhaltig die internationale Öffentlichkeit. Für ganze Generationen bildete er das(!) politische Schlüsselereignis. Was ist in Vietnam in den letzten dreißig Jahren passiert, was in dieser Zeit mit den Vietnamesen in Ost- und Westberlin? Am 16. Oktober verwandelt sich die Volksbühne für einen Tag in einen Markt, auf dem Kunst und Gemüse, Blumen und Information, aber auch Immobilien und Buddhas feilgeboten werden.

Nach dem Sieg des Vietkongs verließen hunderttausende Südvietnamesen das Land, viele ertranken auf der Flucht in nicht hochseetauglichen Booten. Über 200.000 der so genannten Boat People kamen in die Bundesrepublik und nach Westberlin. In die DDR sind dagegen auf der Basis eines Abkommens mit der Sozialistischen Republik Vietnam über 90.000 nordvietnamesische Vertragsarbeiter eingewandert. Heute leben ca. 10.000 Vietnamesen in Berlin. Bei allen kulturellen Unterschieden finden sich deutliche Parallelen in der Geschichtswahrnehmung der Vietnamesen und Deutschen: Ein gescheitertes Gesellschaftsmodell, die Annektierung einer Region und eine extrem tabuisierte Kriegsvergangenheit. Jetzt scheint es möglich, die Erinnerung aus den ideologischen Sackgassen zu befreien. Während des Viet Nam Kongress’ 2005 prallen Nord und Süd, und Ost und West aufeinander. Ende offen.
Zeitgleich zu Vorträgen und Gesprächsrunden findet der Markt statt, mit Kulinarik und Floristik in der Eingangshalle, mit Garküchen, Nippes und Kunst in den Foyers, mit Vorträgen, Diskussionen und Lesungen im Saal, mit Hollywood und juvenilen EgoShootern im Roten Salons und vietnamesischem Kino im babylon:mitte.

Với sự tham gia của / Mit und von: Andreas Rose, Andreas R. Bartsch, Bernd Greiner, Bích Thủy Ðàm, Đặng Nhật Minh, Bùi Tín, Frank Quilitzsch, Friedrich Dieckmann, Friedhelm Brebeck, Gerd Koenen, Harun Farocki, Helmut Hoege, Hendrik Arnst, Hoàng Hưng, Horst Faas, Jean Luc Godard, Juliane Heise, Jun Nguyen-Hatsushiba, Jürgen Kuttner, Karin Weiss, Kim Phúc, Kurt Naumann, Lê Nam Sơn, Lưu Trọng Ninh, Marc Bausback, Maria Kwiatkowsky, Marina Mai, Michelangelo Antonioni, Nguyễn Minh Phước, Nguyễn Minh Thanh, Nguyễn Hữu Thanh, Nguyễn Văn Ðoan Cai, Dr. Nguyễn Văn Hương, P14, Perry Kretz, Phạm Thị Hoài, Phạm Văn Mài, Phạm Văn Thanh, Phil Hill, Rambo, Randolph Braumann, Rupert Neudeck, Stan Brakhage, Stanley Kubrick, Stefanie Bürkle, Thomas Ebermann, Tim O’Brien, Trần Lương, Veronika Radulovic, và rất nhiều người khác/und viele viele mehr.

Viet Nam Kongress 2005 - ABLAUF

Eintritt frei außer Filme und Videoschnipsel

11 Uhr „Zabriskie Point“
USA, 1969, 111 min
Regie: Michelangelo Antonioni
Zum Auftakt der Film, der versinnbildlicht, welch explosive Mischung sich in US-Amerika aus den Folgen des Vietnamkriegs zusammenbraute. In Superzeitlupe fliegt die Einrichtung einer Wüstenvilla auseinander, und man hat den Eindruck, daß sich all die Gewalt der späten Sechziger in einem einzigen Gedicht entlädt.

13.30-15.30 Uhr „Der Vietnamkrieg im Speichermedium“
Ein Gespräch über die Kriegsberichterstattung und ihre Auswirkungen. Unter anderen berichten der Kriegsfotograf der Illustrierten Stern Perry Kretz, der AP-Fotograf Horst Faas und der ehemalige Indochina- und Afrika-Reporter Randolph Braumann sowie Kim Phúc, deren Bild als kleines Mädchen, das vom Napalm verwundet nackt auf einer Landstraße flieht, zur Ikone des Vietnamkriegs wurde.

ab 16 Uhr „Saal als Hörsaal“
Um einen schmutzigen Krieg auf beiden Seiten, die Flüchtlinge und Vietnamesen in Ostberlin und vietnamesische Lebenslinien geht es in dem Block „Saal als Hörsaal“. Es tragen vor: Der taz-Journalist Helmut Hoege mit dem Vietnam-Veteranen und Widerstandsforscher Phil Hill, der Historiker Bernd Greiner vom Hamburger Institut für Sozialforschung, die Sozialwissenschaftlerin Karin Weiss, der Schriftsteller Frank Quilitzsch und der Integrationsbeauftragte Dr. Nguyễn Văn Hương, der Exil-Oppositionelle Bùi Tín [Mit herzlichem Dank an das Vietnamhaus, Berlin] und der Poet und Übersetzer Hoàng Hưng [Mit herzlichem Dank an das Goethe Institut, Hanoi].

17.30-20.00 Uhr „LeseSzene Spezial“
In der LeseSzene lädt Kriegsberichterstatter Friedhelm Brebeck drei Personen dazu ein, ausgehend von literarischen Texten aus ihrem Leben zu erzählen. Die Gäste sind Rupert Neudeck, (der gemeinsam mit seiner Frau) die Hilfsorganisation Cap Anamur gründete, die Kriegsflüchtige Bích Thủy Ðàm und der Indochina- und Afrika-Reporter Randolf Braumann.

ab 20.30 Uhr „Videoschnipsel Spezial“
Jürgen Kuttner thematisiert die Bedeutung Vietnams zwischen Nord und Süd und Ost und West anhand von Videoschnipseln gefolgt von einer Diskussion um geborgte Identitäten und Projektionsflächen mit Friedrich Dieckmann, Thomas Ebermann, Gerd Koenen und Bert Papenfuß.
... anschließend „Jugendtheater P14 in Lichtenhagen“ mit festiv-bustrophonem Ausklang im roten Salon.

Weiterhin den ganzen Tag über:
Weißes Foyer
Kindertanz Reistrommel e.V.; Vorträge von Phuong Kollath, Monika Heyder; Musikduo Lê Nam Sơn Phạm Văn Mài; Lotus-Ensemble

Schwarzes Foyer
16:00 Uhr Lesung »Sonntagsmenü« der in Berlin lebenden Schriftstellerin Phạm Thị Hoài, deren Werke bislang in Vietnam nicht veröffentlicht werden können, es liest Maria Kwiatkowsky
17.00 Uhr »Kunst in Hanoi« – Einführung und Gesprächsrunde mit Veronika Radulovic, die seit 1993 als Künstlerin, Kuratorin und einzige West-Gastdozentin  (DAAD) an der Hochschule für Kunst Hanoi gearbeitet hat.
19:00 Uhr Lesung »Was sie trugen« von Tim O’Brien, es lesen Hendrik Arnst und Kurt Naumann
Dokumentationen aus und über Vietnam, vietnamesische Kunst:
»Die Teufelsinsel« (1976), »Piloten im Pyjama«, 1. Teil (1967/8), »Der erste Reis danach« (1977), »Ich bereue aufrichtig« (1977), »Die eiserne Festung« (1977), Walter Heynowski & Gerhard Scheumann
»Der Wanderzirkus« 1988, Regie: Việt Linh, 74min, s/w, OmdU
»Nostalgia for the Countryside«, 1996, Regie: Đặng Nhật Minh, 116min
»Good Morning, Hanoi« (Chào buổi sáng Hà nội), Julia Albrecht und Busso von Müller, 2003, 30min
»Hanoi in One Minute Shots«, 2004, Andreas Rose & Sebastian Martinez
»Mạokhê Project«, October 2001, Trần Lương
»Green, Red and Yellow«, 2003, Einzelbilder zur Ausstellung im Goethe Institut Hanoi, Kurator: Trần Lương
»A condition, esp. of success or failure, in the time yet to come« 2004, Micael Norberg (Schweden)
»Power of the mind by which facts can be remembered« 2003, Micael Norberg
»The stair-case« 2005, Nguyễn Bích Thủy

Roter Salon: EgoShooter, Kriegs-, Antikriegs- und Anti-Antikriegsfilme
ab 13:00 Uhr:
»Rambo First Blood«, 1990, Ted Kotcheff,
»Carabinieri«, 1963, Jean-Luc Godard
»Deer Hunter«, 1978, Michael Cimino ‚
»Full Metal Jacket«, 1987, Stanley Kubrick
ab 15:00 Uhr:
»VIỆT CỘNG« (1 ak tronic 2000, 2 von Take 2 2004, Purple Haze 2004): Fünf Jugendliche spielen Egoshooter, Vietnam-Kriegsspiele auf dem Computer

3. Stock: Eintritt bis 18 Uhr nur für Erwachsene
ab 15:00 Uhr:
»The Act of Seeing with One’s Own Eye« USA, 1971. Regie: Stan Brakhage. Kamera: Stan Brakhage. Schnitt: Stan Brakhage. Farbe. 32min
»Army Medicine in Vietnam« USA, o.J. Regie: Stan Brakhage. 30min
»Nicht löschbares Feuer« BRD 1969. Regie, Buch und Schnitt: Harun Farocki; Kamera: Gert Conradt; Ton: Ulrich Knaudt; Aufnahmeleitung: Hartmut Bitomsky; Mitwirkende: Harun Farocki, Hanspeter Krüger, Eckart Kammer, Caroline Gremm, Gert Volker Bussäus, Ingrid Oppermann; Produktion: Harun Farocki, Berlin-West für WDR, Köln; Format: 16 mm, s/w; Länge: 25min
ab 18:00 Uhr:
»Vietnam Memorial I / Towards the Complex For the Courageous, the Curious and the Cowards« Jun Nguyen-Hatsushiba, Internationale Triennale Zeitgenössischer Kunst in Yokohama 2001. [Mit herzlichem Dank an Erika Hoffman.]

Filmprogramm zu VIET NAM 2005 im babylon:mitte
11:00 Uhr » Eislimonade für Hồng Li « (D/Vietnam 2000, R: A. Gielnik, D. Ratsch, 85 Min)
12:45 Uhr »Wenn der zehnte Monat kommt« (Bao giờ cho đến tháng Mười) Vietnam 1985, Regie: Đặng Nhật Minh, 90min, s/w, OmdU
14:30 Uhr »Das Ufer der Frauen ohne Männer« (Bến Không Chồng) Vietnam 2000, R: Lưu Trọng Ninh,90 Min, OmU
21:30 Uhr »Apocalypse Now – The Redux« (USA 2001, 203 Min)

Unterstützt von der Rosa Luxemburg Stiftung.