Dokumentation Die Spur im Osten: Der Autor Erik Neutsch

Ehrenkolloquium zu seinem 75. Geburtstag. Beiträge zu Biografie und Werk dieses vielseitigen Autors, der jüngst seinen künstlerischen Nachlass in eine eigene Stiftung bei der RLS einbrachte.

Information

Zeit

21.06.2006

Themenbereiche

Kultur / Medien

Anlässlich des 75. Geburtstags von Erik Neutsch am 21. Juni veranstaltet die RLS ein Kolloquium zu Biografie und Werk dieses vielseitigen Autors, der jüngst seinen künstlerischen Nachlass in eine eigene Stiftung bei der RLS einbrachte.

Erik Neutsch repräsentiert als Schriftsteller den Typus des künstlerisch arbeitenden DDR-Intellektuellen. Geboren als Sohn einer Arbeiterfamilie mit einer Kindheit im deutschen Faschismus, ergreift er nach der Befreiung vom Faschismus – die er als Dreizehnjähriger erlebt – die Chance des Lernens und einer intellektuellen Entwicklung, studiert an der Karl-Marx-Universität Leipzig, schreibt als Journalist in einer Tageszeitung, ist Kultur- und Wirtschaftsredakteur. 1960 veröffentlicht er seine erste Erzählung, wird Mitglied im Schriftstellerverband der DDR und schreibt freiberuflich – mit Erfolg: Der moralische Anspruch des Erzählers wird erkannt und anerkannt. Er ist sehr produktiv und vielgelesen, bearbeitet Themen der deutschen Geschichte und die Probleme bei der Gestaltung einer sozialistischen deutschen Gesellschaft, seine Arbeit wird preisgekrönt . Die Verfilmung seines ersten Romans wird zum politischen Skandal, obwohl er dafür den Nationalpreis erhält. Ein kulturhistorischer Höhepunkt seines Schaffens und des schriftstellerischen Lebens in Deutschland ist die – noch nicht abgeschlossene – 1974 begonnene Veröffentlichung des sechsbändigen Zyklus „Der Friede im Osten“. Während des Kolloquiums wird der Autor einige Passagen aus dem nächsten, fünften Band dieses Zyklus erstmal in der Öffentlichkeit vorstellen.

Erik Neutsch war einer der ersten, der sich mit der auf dem Gebiet der DDR nach 1990 erfolgenden „Westauration“ künstlerisch auseinandersetzte. Mit dem 1994 veröffentlichten Roman „Totschlag“ oder der Erzählung „Stockheim kommt“ erprobte er die im literarischen Schaffen zu DDR-Zeiten erwiesene Kraft der Literatur zu produktiver Reibung an der nun gänzlich veränderten Wirklichkeit. Gegenstand seines 2003 erschienenen Romans „Nach dem großen Aufstand“ über Matthias Grünewald sind folgerichtig Überlegungen zur Bedeutung der Kunst in gesellschaftlichen Umbruchzeiten, mit beachtlicher sprachlicher und inhaltlicher Kraft formuliert.

Neben literaturwissenschaftlichen Beiträgen (von Hella Commichau, Horst Haase, Klaus Höpcke, Reinhard Mocek, Wolfgang Hütt, Eberhard Panitz, Günter Görlich, Günter Kochan) zur Untersuchung der Wirkung, der Individualität des Schriftstellers Erik Neutsch, zur literaturhistorischen Einschätzung seines Werkes sollen künstlerische Beiträge das Kolloquium prägen und damit etwas von der Vielfalt des künstlerischen Schaffens von Erik Neutsch zeigen.
Während des Kolloquiums wird dazu auch eine kleine Ausstellung zu betrachten sein.

Programm

14.00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung und Aufführung des Liedes »Frühlingsgeläut«
Begrüßung durch Prof. Dr. Reinhard Mocek, Vorstandsvorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung

14.20–16.00 Uhr
Wortbeiträge von Dr. Hella Commichau, Strausberg; Prof. Dr. Horst Haase, Berlin; Klaus Höpcke, Berlin; Dr. Wolfgang Hütt, Halle; Dr. Hans-Wolfgang Lesch, Uni Lüneburg; Ulrike Rose, Uni Lüneburg; Andreas Schmidt, Hamburg

Pause

16.20 Uhr
Lesung des Autors aus dem Manuskript von »Der Friede im Osten«, Band 5

17.00–18.00 Uhr
weitere Beiträge von Eberhard Panitz, Berlin; Günter Kochan, Hohen Neuendorf; Günter Görlich, Berlin; von Leserinnen und Lesern sowie »Auf der Spur der Steine – Der Schriftsteller Erik Neutsch« (TV-Film, mdr 2001)


Der Jubilar bittet – sollte an Blumengaben oder Geschenke gedacht
werden – statt dessen um eine Spende für die aufzubauende (unselbständige)
Erik-Neutsch-Stiftung bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung.