Dokumentation 31. Deutscher Evangelischer Kirchentag

Die RLS beteiligt sich mit zahlreichen Veranstaltungen an diesem Kirchentag. Ein Highlight: die Vorstellung des Buches »Solidarisch Mensch werden« des Befreiungstheologen Ulrich Duchrow.

Information

Zeit

06.06.2007 - 09.06.2007

Veranstalter

Cornelia Hildebrandt,

Themenbereiche

Ungleichheit / Soziale Kämpfe



 

Einführung

»Solidarisch Mensch werden« Warum ist es so schwierig, Gegenmächte aufzubauen angesichts der so sichtbaren Folgen eines globalisierten neoliberalen Kapitalismus? Wieso stehen nicht mehr Menschen auf und schließen sich den solidarisch für das Leben der Menschen und der Erde Kämpfenden an? Wo liegen die Blockaden und kann man sie aufbrechen?

Diesen Fragen stellen sich Ulrich Duchrow und seine Mitautoren in ihrem Buch »Solidarisch Mensch werden. Psychische und soziale Destruktion im Neoliberalismus – Wege ihrer Überwindung«. Danach reicht es nicht, allgemein von den Destruktionen des Systems und der Menschen zu sprechen, von den immer perfideren Aufspaltungen der Mitte und selbst der Armen der Gesellschaft in Verlierer und Gewinner. Diese Prozesse müsse man – meinen sie – konkret untersuchen, auch darauf hin, was Neoliberalismus psychisch anrichtet, wie er Menschen deformiert und woher er seine Wirkungsmacht nimmt. Deshalb müssen die Menschen in ihrer »spezifischen materiellen und psychischen Situation« wahrgenommen werden. Duchrow sieht ein zentrales Problem für die Zukunft darin, wie sich die Mittelklassen entscheiden werden: »Werden sie in der Krise wieder autoritäre oder faschistische Optionen wählen wie nach 1929 in Deutschland und während der Diktaturen  der Nationalen Sicherheit in Lateinamerika, oder werden sie zusammen mit der Unterklasse und den sozial Ausgegrenzten für die solidarische Übereindung der Ursachen der Krise kämpfen? … Bietet die ständig zunehmende Abstiegsgefahr breiter Schichten der Mittelklasse die Möglichkeit, diesen ihre eigenen realen Interessen bewusst zu machen und sie zu motivieren, strategische Bündnisse mit Gewerkschaften und sozialen Bewegungen zu schließen?«

Die Rosa Luxemburg Stiftung hat diese Frage mit Prof. Dr. Ulrich Duchrow auf dem Markt der Möglichkeiten des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags  in Köln diskutiert. Das Gespräch gehört zum umfangreichen Veranstaltungsangebot der RLS auf dem 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag, der unter dem Motto »Lebendig und kräftig und schärfer« stattfindet.

Detailseite (Dokumentation)


 

Programm

Standgespräche. Mittagsgebete. Marktplatz-Veranstaltungen

Die Stiftung präsentiert sich unter dem Motto:

„Friede braucht Gerechtigkeit - für eine solidarische Gesellschaft“

Standort der rls und Standzeiten:
Markt der Möglichkeiten, Messehalle 3.1, Standnummer. A16

Vom 07.06.2007, 10.00 Uhr – 09.06.2007, 17.00 Uhr

 

Donnerstag, den 07.06.2007

- 11.00 - 11.45 Uhr, 07.06.2007, Standgespräch

Elementare Fragen der Linken neu bedenken“

Cornelia Hildebrandt, Rosa Luxemburg Stiftung

Ort: Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16

- 14.30 – 15.30 Uhr, 07.6.2007, Standgespräch

Das Studienwerk der Stiftung stellt sich vor

Dr. Hella Hertzfeld, <st1:personname w:st="on">Studienwerk</st1:personname> der Rosa Luxemburg Stiftung

Ort: Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16

- 16.00 – 17.00 Uhr, 07.06.2007, Standgespräch

Die Rosa Luxemburg Stiftung NRW stellt sich vor mit der Publikation:
Neoliberalismus und Rechtsextremismus in Europa Zusammenhänge
– Widersprüche – Gegenstrategien

mit Peter Bathke und Susanne Spindler (Hrsg.)

Ort: Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16

- 17.00 – 18.00 Uhr, 07.6.2007, Standgespräch

Als Rosa Luxemburg Stipendiatin in Costa Rica:
Erfahrungen mit der Theologie der Befreiung

Dr. theol. Anne Stickel, Costa Rica

Befragt von Dr. Hella Hertzfeldt, Rosa Luxemburg Stiftung

Ort: Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16

 

Freitag, den 08.06.2007

- 13.00 – 13.30 Uhr,08.06.2007, Mittagsgebet

Texte von Dorothee Sölle

mit Ilsegret Fink, Pastorin i. R.

Ort: Markt der Möglichkeiten, Marktplatz 2.1 – 3.1 G01

- 13.30 – 14.30 Uhr, 08.06.2007, Marktplatz-Gespräch

Solidarisch Mensch werden – eine dringliche Forderung von links“

Mit Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Heidelberg

Moderation: C. Hildebrandt, Rosa Luxemburg Stiftung

Ort: Markt der Möglichkeiten, Marktplatz 2.1-3.1 G01

- 13.30 – 14.30 Uhr, 08.06.2007, Marktplatz-Gespräch

Neue Arbeit – Neue Kultur

Mit Prof. Dr. Frithjof Bergmann, Michigan, USA

Moderation: Dr. Andreas Trunschke

Ort: Markt der Möglichkeiten, Marktplatz 1.1, Halle 4.1, Stand B 01

- 15.00 – 16.00 Uhr, 08.06.2007, Standgespräch

Diskussion zum Buch: “Solidarisch Mensch werden“
mit Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Heidelberg

Ort: 15.00 – 16.00 Uhr, Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16

 

Sonnabend, den 09.06.2007

- 10.30 – 11.30 Uhr, 09.06.2007, Standgespräch

Die Rosa Luxemburg Stiftung im Prozess der Weltsozialforen

Dr. Andreas Trunschke, Rosa Luxemburg Stiftung

Ort: Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16

- 11.30 – 13.30 Uhr, 09.06.2007, Standgespräch

„Gläubig und Genosse“

Interview mit Bodo Ramelow, MdB Fraktion „Die Linke“

und llsegret Fink, Pastorin i.R.

Ort: Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16

- 13.00 – 13.30, 09.06.2007, Mittagsgebet

Jeremia, 23: Predigend bringen sie Gott in Vergessenheit

mit Ilsegret Fink, Pastorin i. R.

Ort: Markt der Möglichkeiten, Marktplatz 2.1 – 3.1 G01

- 14.00 – 15.00 Uhr, 09.06.2007, Standgespräch

„Besser Leben“ – Sozialdiakonische Jugendarbeit Berlin-Lichtenberg e.V.

Vorstellung des Projektes durch Kurt Hövelmans

Ort: Markt der Möglichkeiten, Halle 3.1, A16


Weitere Hinweise anderer Veranstalter:


AG Christinnen und Christen bei der PDS

10.00 – 11.00 Uhr, 09.06.2007, Sonnabend, Marktplatz 2.2 in Halle 5.1 Stand B01

„Die neue Linke und die alten Vorurteile – Sozialisten und Christen

im Gespräch“ mit Bodo Ramelow, MdB Fraktion „Die Linke“

Moderation: Dr. Friederun Fessen

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Auswertung

der Präsentation der Rosa-Luxemburg-Stiftung auf dem Markt der Möglichkeiten auf dem 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages vom 6. – 9. Juni 2007 in Köln

von Conny Hildebrandt, 28.06.2007

 

1. Politische Bewertung des Kirchentages

Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag fand vom 6. – 10. Juni 2007 in Köln statt. 1,1 Millionen Menschen zählten zu den Gästen dieses Kirchentags, darunter 110.000 Dauerteil­nehmer, 5.000 freiwillige Helfer. Das Durchschnittsalter lag bei 35 Jahren, 60 % der Teilnehmer waren weiblich. Zu den prominenten Teilnehmern des Kirchentags gehörten u.a. Horst Köhler, der südafrikanische Erzbischof Desmond Tuto, der Friedensnobelpreisträger Muhamad Yunus, der mit seinen Mikrokrediten an die Ärmsten 7 Millionen Menschen aus der Armut geholt hat, Susan George, ATTAC France, die Schauspielerin Katja Riemann und ihr Kollege Peter Sodann. Die ca. 3.000 Veranstaltungen der Themenbereiche: „Mensch“, „Gemeinschaft“ und „Welt“ bezogen sich auf das Motto: „Lebendig und kräftig und schärfer“ (Hebräerbrief 4.12). Dazu gehörte die Reflektion zwischenmenschlicher Beziehungen, wie Partnerschaft, Familie, Kinder und Migranten in unserer Gesellschaft, die Fragen nach Gestaltung von kirchlichem Leben und weltweitem kirchlichen Engagement in sozialen kirchlichen Projekten.

Seit 6 Jahrzehnten steht in der Kirchentagsbewegung die Friedensfrage an erster Stelle. Dieses mal ging es um die „Schärfe“ der biblischen Forderung: „Friede ist Frucht von Gerechtigkeit“, was die zufällige Zeitgleichheit mit dem G8-Gipfel in Heiligendamm inhaltlich mit dem Gegengipfel in Einklang brachte. Die Generalsekretärin des Kirchentages Ellen Ueberschär sprach von einem „inspirierenden Glaubensfest und politischem Forum“. Die Kirche in ihrem Selbstverständnis selbst Global Player zu sein, aber in dieser Eigenschaft „die Interessen der Globalisierungsopfer“ zu vertreten[1], bestimmte nicht nur als Probleme der 3 – 4 großen politischen Podien, die traditionell auf den Kirchentagen zu brennenden Gegenwartsfragen stattfinden, sondern prägten auch vorbereitete und spontane Veranstaltungen in Kirchen und auf öffentlichen Plät<st1:personname w:st="on">zen</st1:personname> der Stadt.

Bereits am Mittwoch, den 6. Juni 2007 forderten Vertreterinnen und Vertreter der Weltreligionen auf ihrer Konferenz in Köln in einer gemeinsamen Erklärung, sich für die Bekämpfung der weltweiten Armut und für gerechte Beteiligungsstrukturen einzuset<st1:personname w:st="on">zen</st1:personname>. Im Abschlussdokument der „Religous Leaders’ Conference“ die Religionsvertreter aus den G8-Staaten und Afrika plädieren für eine auf Gerechtigkeit, Teilhabe und ethischer Verantwortung basierende globale Wirtschaftsordnung. „Wir stehen zusammen, um die Regierungschefs der G8-Staaten und alle Menschen guten Willens dazu aufzurufen, mit uns zusammen zu arbeiten, um mit verstärkter Energie, Engagement und Kreativität die Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele und der Verpflichtungen des G8-Gipfels 2005 in Gleneagles zu erreichen. Wir rufen zu konkreten, sichtbaren, lebensfördernden und lebenserhaltenden Verbesserungen für das Leben unserer Schwestern und Brüder und das unseres Planeten auf…“[2]

Mehr als 40.000 Menschen versammelten sich zum „Ruf an den G8-Gippfel in Heiligendamm“ unter dem Motto „Die Macht der Würde: Globalisierung neu denken“, eine Botschaft, die in unterschiedlicher Schärfe von Susan George, ATTAC France, Erzbischof Desmond M. Tutu, Südafrika, Reinhold Höppner und Bischof Huber formuliert wurde. Mit einer Live-Schaltung zum G-8-Konzert der Globalisierungsgegner in Rostock haben die Kirchentagsteilnehmer ihre Botschaft an die Teilnehmer des Gipfeltreffens gerichtet: „Globalisierung ist kein Schicksal, sondern eine Gestaltungsaufgabe.“ Der Kirchentag in Köln wurde in seinem kritischen, friedlichen Protest, einschließlich des Schlussgottesdienstes Teil des Anti-G8-Gipfels. In ihrer Predigt kritisierte die Erfurter Pfarrerin Mechthild Werner vor hunderttausenden Zuhörern die Ergebnisse von G8, dass der Gipfel zur Bekämpfung der weltweiten Armut und des Klimawandels wenig bewegt habe, obwohl gerade von den christlich geprägten Ländern die Zerstörung ausgehe. Sie forderte daher, lebendiger, kräftiger und schärfer für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten. Kirchentagspräsident Reinhold Höppner, ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt (SPD) verwies in seinem Votum noch einmal auf den Zusammenhang von Friede und Gerechtigkeit. „Nur wo auch mein Feind einen menschenwürdigen Platz hat, kann Frieden werden.“[3] Für ihn gehören Spiritualität und Weltverantwortung zusammen.

Der Kirchentag fand nicht nur durch die örtlichen Gegebenheiten inmitten der Stadtgesellschaft statt. Er spiegelte akute politische Probleme und offene Fragen der vielen Besucher, das Bedürfnis nach Gemeinschaft und die Suche nach gemeinschaftlichen Identitäten. So waren die großen Podiumsveranstaltungen waren ebenso überfüllt, wie die großen Messehallen, in denen Bibelarbeiten angeboten wurden. Musizieren spielte eine wichtige Rolle, auch gemeinsames Singen sogar zusammen mit Künstlern wie Giora Feidman, einem musizierenden Botschafter zwischen den Weltreligionen.

Die Teilnahme der RLS auf Kirchentagen ist sowohl Präsenz linker Optionen aber auch für uns selbst die Chance einen Teil unserer Gesellschaft wahrzunehmen, wo Fragen an Gesellschafts- und Lebenssinn mehrheitlich nicht verbunden sind mit linken Positionen. Obwohl die Zugänge zu individuellen und gesellschaftlichen Problemen in weltanschaulicher Dimension und Sprache zweifellos anders sind, gilt es zu verstehen, dass sie dem Inhalt nach wie am Beispiel von G8 nicht nur nahe, sondern identisch sein können.

 

2. Die Teilnahme an Kirchentagen seit 2001 Aktivitäten der Stiftung

 

Die Teilnahme an Kirchentagen seit 2001 ist für die Rosa Luxemburg Stiftung eine Chance zur Gesellschaft, die den Linken meistens verborgen bleibt. Es ist die Chance, sich in einem offenen, Gesellschaft reflektierenden, weltanschaulich geprägten Raum mit RLS-Dialogangeboten zu beteiligen. Dazu steht uns, wie den anderen politischen Stiftungen auch, der „Markt der Möglichkeiten“ des Kirchentags mit einem Stand und ein bis zwei Marktveranstaltungen zur Verfügung. Auf dem 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln präsentierte sich die RLS unter dem Motto: „Friede braucht Gerechtigkeit - für eine solidarische Gesellschaft“. Gemäß diesem Motto standen unsere beiden Veranstaltungen in den Mittelpunkt der Präsentation der Stiftung: „Solidarisch Mensch werden – eine dringliche Forderung von links“ mit Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Heidelberg und die zweite Veranstaltung: „Neue Arbeit – Neue Kultur“ mit Prof. Dr. Frithjof Bergmann, Michigan, USA. Die Stiftung hatte mit beiden Referenten schon erfolgreich zusammengearbeitet und interessante Veranstaltungen durchgeführt.

 

Darüber hinaus präsentierte am Stand der Stiftung Ulrich Duchrow sein Buch: „Solidarisch Mensch werden. Psychische und soziale Destruktion im Neoliberalismus – Wege ihrer Überwindung“ Duchrow und weitere Autoren stellen darin die Frage nach den Schwierigkeiten, Gegenmächte aufzubauen angesichts der so sichtbaren Folgen eines globalisierten neoliberalen Kapitalismus. „Wieso stehen nicht mehr Menschen auf und schließen sich den solidarisch für das Leben der Menschen und der Erde Kämpfenden an? Wo liegen die Blockaden und kann man sie aufbrechen?“ Aus ihrer Sicht reicht es nicht, allgemein von den Destruktionen des Systems und der Menschen zu sprechen, von den immer perfideren Aufspaltungen der Mitte und selbst der Armen der Gesellschaft in Verlierer und Gewinner. Diese Prozesse müsse man – meinen sie – konkret untersuchen, auch darauf hin, was Neoliberalismus psychisch anrichtet, wie er Menschen deformiert und woher er seine Wirkungsmacht nimmt. Deshalb müssen die Menschen in ihrer „spezifischen materiellen und psychischen Situation“ wahrgenommen werden. Duchrow sieht ein zentrales Problem für die Zukunft darin, wie sich die Mittelklassen entscheiden werden: „Werden sie in der Krise wieder autoritäre oder faschistische Optionen wählen wie nach 1929 in Deutschland und während der Diktaturen der Nationalen Sicherheit in Lateinamerika, oder werden sie zusammen mit der Unterklasse und den sozial Ausgegrenzten für die solidarische Übereindung der Ursachen der Krise kämpfen? … Bietet die ständig zunehmende Abstiegsgefahr breiter Schichten der Mittelklasse die Möglichkeit, diesen ihre eigenen realen Interessen bewusst zu machen und sie zu motivieren, strategische Bündnisse mit Gewerkschaften und sozialen Bewegungen zu schließen?“ Mit dieser Frage wird u.a. auch die Verantwortung der Stiftung als linke politische Bildungseinrichtung angesprochen, zu deren Selbstverständnis die Befähigung zum selbstbestimmten, solidarischen Handeln und die Entwicklung alternativer Projekte gemeinsam mit Vertretern von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen gehört. Hierfür steht auch ihr Engagement in den Sozialforen, auf den Sommerakademien u.a. von ATTAC und des Friedensratschlages, auf Kirchentagen und natürlich auch zum Anti-G8-Gipfel in Heiligendamm.

 

Für Gespräche am Stand hatte die Stiftung folgende Themen vorbereitet:

„Elementare Fragen der Linken neu bedenken“ - Cornelia Hildebrandt, Rosa Luxemburg Stiftung, Fortsetzung der Marktplatzdiskussion zum Buch: “Solidarisch Mensch werden“ mit Prof. Dr. Ulrich Duchrow, „Die Rosa Luxemburg Stiftung im Prozess der Weltsozialforen“ mit Dr. Andreas Trunschke, Rosa Luxemburg Stiftung Brandenburg, „Gläubig und Genosse“ – ein Interview mit Bodo Ramelow, MdB Fraktion „Die Linke“ und Ilsegret Fink, Pastorin
i. R. Hella Hertzfeld stellte das Studienwerk der Stiftung vor, die NRW-Stiftung hatte sich auf die Präsentation ihres Projektes: „Neoliberalismus und Rechtsextremismus in Europa Zusammenhänge – Widersprüche – Gegenstrategien“ vorbereitet. Susanne Spindler und Peter Bathke standen als Herausgeber für Gespräche zur Verfügung. Die Vorstellung des Projektes: „Besser Leben“ – Sozialdiakonische Jugendarbeit Berlin-Lichtenberg e.V. durch Kurt Hövelmans, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung, steht für das Engagement von Vertretern der RLS auch außerhalb der Stiftung.

 

Auch in Köln waren uns zwei Mittagsgebete zugestanden worden, die von Pastorin i. R. Ilsegret Fink mit Texten von Dorothee Sölle und zu Jeremia, 23: „Predigend bringen sie Gott in Vergessenheit „ vorbereitet worden waren. „Die RLS ist die einzige politische Stiftung, die in diesem Bereich etwas anbietet.“ Vertreter der Kirchentagsleitung hatten sich bereits beim letzten Kirchentag davon überzeugen können, dass die Mittagsgebete gut besucht waren. Tatsächlich bestätigten Besucher, dass sie bereits an den Mittagsgebeten der RLS des letzten Kirchentags teilgenommen hatten.

 

Deutlich gewachsen war das Interesse an spontanen Standgesprächen, an der Arbeit der Stiftung und dem Selbstverständnis der Stiftung, ihren inhaltlichen Angeboten, an Rosa Luxemburg und mindestens ebenso an Clara Zetkin. Die Publikationen und Flyer über sie reichten kaum aus. Erfreulich für die Mitarbeiter am Stand war, dass für die vorbeiflanierenden Besucher die RLS zur Normalität des Marktes zählten. Manche, die auf vergangenen Kirchentagen am Stand der RLS nur vorbeigelaufen waren, griffen diesmal nach den Flyern der Stiftung, den großen, aber vor allem kleinen Rosa-Luxemburg-Plakaten. Die Standpunktepapiere „Was ist links“ und „Kirche und Sozialismus“ von Rosa Luxemburg wurden gut angenommen, weniger das Jahresprogramm oder die „Rosalux“. Aber gut, dass es auch am Stand der RLS 500 Beutel gab, die gefüllt mit Plakaten, Infomaterialien oder Publikationen (manchmal noch nach innen gedreht) ganz schnell Interessenten fanden. Es war schon beeindruckend, wenn man sie auf Kirchentagsveranstaltungen oder in der Stadt wiedersah.

 

Von entscheidender Bedeutung ist die Standgestaltung. Auch diesmal präsentierte sich die Stiftung mit dem breiten Transparent „Leben ist mehr als Kapital“ – die Losung, mit der die Stiftung seit Jahren auf dem Markt der Möglichkeiten erkennbar ist. In Verbindung zu den Aktivitäten in Rostock präsentierten wir uns mit „Gerechtigkeit braucht Friede – für eine solidarische Gesellschaft“ – eine Losung, die anknüpft an den konziliaren Prozess, einem über zehnjährigen „christlichen Lernweg“ von Kirchen und religiösen Gemeinschaften in Ost und West zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Damit präsentierte sich die RLS im Unterschied zu anderen politischen Stiftungen mit Losungen, die religiöse und politisch übergreifende Fragen miteinander verbanden.

 

Über Power-Point-Präsentationen konnten sich Standbesucher einen Überblick über die Arbeit der Stiftung im Studienwerk verschaffen und über das Podcast-Radio der Brandenburger Landesstiftung über neue Formen und Medien mehr erfahren über die Stiftungsarbeit und ihre Struktur und Themen, für die die RLS steht. Der gestalterische Mix aus Professionalität und kreativem Provisorium wirkte anziehend, so dass unser Stand – zu unserer Überraschung – von Kirchentagsbesuchern selbst weiterempfohlen wurde. Dennoch sollte unser Stand künftig „begehbarer“ gestaltet werden, als eine Einladung zum Verweilen.

 

Weniger gefragt war der Austausch in kleinem Kreise – auch vorbereiteter Standgespräche, obwohl die Nachfrage nach Informationsmaterial zu allen Fragen gesellschaftlichen Miteinanders – natürlich auch zur Gestaltung kirchlichen Lebens bzw. kirchlicher Gemeindearbeit auf große Informations- und Lesebereitschaft verweist.

 

3. Die Präsentanten der RLS

 

Wie gut oder schlecht eine Präsentation der Stiftung auf dem Kirchentag ist, hängt ab von den Menschen, die sie vorbereiten und vor allem auch von jenen am Veranstaltungsort, die als Repräsentanten der Stiftung auftreten. An den konzeptionellen Überlegung und der erfolgreichen Vorbereitung und Durchführung von Kirchentagen ist seit 2001 Ilsegret Fink beteiligt. Ohne deren konzeptionelle Überlegungen die erfolgreiche Vorbereitung und Durchführung von Kirchentagen für die Stiftung nicht möglich wäre. Keiner aus der RLS kann so authentisch wie sie auf den Kirchentagen vor allem gegenüber Gläubigen das Engagement der RLS auf unterschiedlichen Gebieten, insbesondere auch zu Fragen des weltanschaulichen Dialogs an die Frau oder den Mann bringen. Ohne sie gäbe es das Angebot von Mittagsgebeten der RLS nicht. In all dem wird sie von Cornelia Hildebrandt unterstützt, die darüber hinaus die Ansprechpartnerin der Stiftung für die Kirchentagsleitung ist.

 

Andreas Trunschke als Pressebeauftragter der RLS sorgte dafür, dass erstmalig die Stiftung auch in der Kirchentagszeitung mit einem Veranstaltungshinweis erschien. Er präsentierte am Stand der Stiftung ihre Arbeit in den Sozialforumsprozessen überzeugend mit seinen Filmen. Darüber hinaus war er für Podcast-Radio Rosa Luxemburg und als Fotograf der RLS auf dem Kirchentag unterwegs. Kurt Hövelmann stellte das Bürgerprojekt „Besser Leben“ aus Lichtenberg vor und gehörte zur ständigen Standbetreuung vor Ort, einschließlich Standauf- und Abbau. Auch Hella Hertzfeld stand die gesamte Zeit vor Ort nicht nur zu Fragen zum Studienwerk zur Verfügung.

 

Die Zusammenarbeit mit Peeter Raane, Susanne Spindler, Mark Mulia und Peter Bathke seitens der NRW-Stiftung sehr gut. Unsere KollegInnen kümmerten sich nicht nur um die Infrastruktur am Stand, sondern auch während der gesamten Zeit um die Standbetreuung und um den Standauf- und Abbau. Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Stiftungen vor Ort, erwies sich auch in Köln als eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Präsentation der Stiftung auf dem Kirchentag. Für den nächsten Kirchentag in 2009 <st1:personname w:st="on">Bremen</st1:personname>, sollte rechtzeitig über eine öffentliche Veranstaltung parallel zum Kirchentag nachgedacht werden, d.h. die Vorbereitungen hierzu müssten bereits im nächsten Jahr beginnen.

 

4. Weiterarbeit am Thema:

 

Folgende Angebote hierzu liegen vor und sind weiter zu entwickeln

1. Erarbeitung einer Konzeption zur Arbeit der Stiftung auf dem Gebiet des weltanschaulichen Dialogs (Religionskritik). Hierzu müssen die unterschiedlichen Momente der Arbeit der Stiftung wie Seminare mit Prof. Dr. Franz Hinkelammert/Prof. Dr. Ulrich Duchrow, die Ansätze der interkulturellen Konferenzen (Gerd Rüdiger Hoffmann) und Erfahrungen der Kirchentage zusammengeführt und ausgebaut werden. Hierzu sollten die Angebote zur Zusammenarbeit zwischen der Stiftung und dem Gesprächskreis Religion bei der Bundestagsfraktion DIE LINKE aufgegriffen werden.

Darunter:

- Fortsetzung des Seminars zur Kritik der mythischen Vernunft mit Franz Hinkelammert im Herbst 2007

- Teilnahme und Mitwirkung an der Vorbereitung und Durchführung einer Konferenz zum Interreligiösen Dialog im Februar 2008 in Erfurt durch die Bundestagsfraktion „Die Linke“ (Luc Jochimsen)

- Erarbeitung eines Standpunktepapiers zu: „Die Linken und die Religionen“
(Irina Modrow) im Herbst 2007

- Gesprächs- bzw. Seminarangebot zum Dialog Christen – Marxisten mit Jürgen Kluthe

- Langfristige Vorbereitung des nächsten Evangelischen Kirchentags 2009 in Köln bzw. 210 der ökumenische Kirchentag in München.

2. Ausbau thematischer Zusammenarbeit mit

- mit KAIROS Europa (Ulrich Duchrow) und dem Institut für Theologie und Politik, Münster

- mit Christen für den Sozialismus, Schweiz und Deutschland zur Frage der Weiterarbeit an Rosa Luxemburgs Arbeit: „Kirche und Sozialismus“ evtl. Übersetzungen

- Unterstützung des bildungspolitischen Projektes. „Entwicklung des Leitbildes Gerechter Friede als entwicklungs- und sozialpolitische Aufgabe

3. Nutzung gemeinsamer Netzwerkaktivitäten im Rahmen der Sozialforen

- Idee - Planung einer Veranstaltung mit Pfarrer Christian Führer und Ulrich Duchrow – Christlicher Protest – christlicher Widerstand (Arbeitstitel) auf dem Sozialforum in Deutschland im Oktober 2007

- Planung gemeinsamer Veranstaltungen auf den Sozialforen mit KAIROS Europa

 

Gez. C. Hildebrandt

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[1] Die Kirche. Evangelische Wochenzeitung Nr. 24, vom 17. Juni 2007, S. 1

[2] http://www.evlka.de/content.php?contentTypeID=4&id=6411 vom 20.6.07

[3] Reinhold Höppner (2007).FAZ vom 11.06.2007.S. 1

Detailseite (Dokumentation)


 

Audiomitschnitte

podcast-radio rosa luxemburg:

Produktion: RLS Brandenburg ( www.bbg-rls.de)

 

Demnächst folgen noch weitere Podcast-Episoden!