Dokumentation Krise des Finanzmarktkapitalismus

Reihe »So what is Capitalism?« - Analysen und Einschätzungen der Entwicklung des aktuellen Finanzmarktkapitalismus

Information

Zeit

08.05.2008

Mit

Trevor Evans, Prof. an der FHTW Berlin; Dieter Klein, RLS; Birgit Marschall, Financial Times Deutschland (angefragt) und Ulla Lötzer, Bundestagsabgeordnete Die Linke; Moderation: Michael Popp, wiss. Mitarbeiter d. Fraktion Die Linke

Zugehörige Dateien

Krise? Welche Krise?

Das Stottern von Finanzmarktkapitalismus und American Empire

Während Institutionen wie der IWF oder amerikanische Starökonomen, die größte Krise seit der Großen Depression der 1930er Jahre diagnostizieren, versuchen EZB und Bundesregierung noch immer die Folgen der Finanzkrise klein zu reden.

Doch lässt sich kaum noch bestreiten, dass die Finanzkrise sich global ausweitet und auf die sog. Realwirtschaft durchschlägt. Diskutiert wird nicht ob, sondern wie tief die Rezession in den USA werden wird.

Die Frage ist, inwieweit sich die Krise der Finanzmärkte zu einer Krise des Finanzmarktkapitalismus ausweitet. Denn offenbar gelingt es gegenwärtig immer weniger, mit flexiblem Krisenmanagement die Folgen finanzieller Instabilitäten zu begrenzen oder (wie oft erprobt) auf periphere Märkte auszulagern (Asienkrise, Argentinienkrise etc.). Die Krise schlägt im Zentrum des globalen Finanzmarktkapitalismus zu, in den USA. Das hat globale Auswirkungen.

Welche Folgen haben also Wirtschaftskrise und der krasse Dollar-Verfall für das imperiale Projekt der USA? Wenn der US-amerikanische ‚globale Konsument’ krisenbedingt ausfällt, was bedeutet die dann zu erwartende Exportkrise für das imperiale Projekt der EU oder auch Chinas?

Die Krise bringt auch die Frage nach der Rolle des Staates zurück in die Debatte. „Ich glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte des Marktes“, erklärte Deutsche Bank-Chef Ackermann und ruft nach einer konzertierten Aktion von Staat und Wirtschaft. Starökonom Nouriel Roubini fordert sogar zur Verstaatlichung der Banken auf. Die amerikanische Zentralbank Fed organisiert die größte Reform der Finanzmarktkontrolle seit 1945. Die US-Regierung legt Milliarden-schwere Konjunkturprogramme auf. Die neoliberale Litanei, „es sei kein Geld da“ und die Staatshaushalte bedürften der „Konsolidierung“, ist über Nacht vorbei. Es werdern Hunderte von Milliarden öffentlicher Mittel mobilisiert. Was drückt sich in diesem 'neuen Staatsinterventionismus' oder der Re-Politisierung der Finanzmärkte aus? Ist das ein Paradigmenwechsel oder nur der übliche Ruf nach dem lender of last resort? Ist Europa orthodoxer als die USA?

Und grundsätzlich: welches sind eigentlich die zum neuen Finanzmarktkapitalimus dazugehörigen politischen oder staatlichen Formen: Stichworte sind Trans- oder Internationalisierung des Staates, autoritärer Sicherheitsstaat, Präventionsstaat, Export liberaler Demokratie?

Wir wollen also versuchen, die Analyse und Einschätzung der Entwicklung des Finanzmarktkapitalismus zu verbinden mit der neuen Debatte um die „Rückkehr des autoritären Kapitalismus“? Und wir fragen: Welche Alternativen der Re-Regulierung sind geeignet? Welche Konzepte einer sozialistischen Transformation des Finanzmarktkapitalismus sind zu entwickeln?

Zur Klärung dieser und keiner anderen Fragen dienen einige Veranstaltungen im Rahmen unserer Reihe »So what is Capitalism«.

Krise des Finanzmarktkapitalismus

Trevor Evans ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der FHW Berlin. Arbeitsgebiet: Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Lesetipp: Link für Dateidownload folgtDie internationalen finanziellen Turbulenzen

Dieter Klein ist Mitarbeiter der RLS, Bereich Politikanalyse und Mitglied der Programmgruppe der Linkspartei

Lesetipp: interner Link in neuem Fenster folgtMillardäre – Kassenleere. Rätselhafter Verbleib des anschwellenden Reichtums

Ulla Lötzer ist Bundestagsabgeordnete Die Linke

Lesetipp: externer Link in neuem Fenster folgt»Ausverkauf von Krediten an Finanzinvestoren stoppen, Verbraucherrechte stärken«, Antrag für den Deutschen Bundestag

Philipp Hersel ist Geschäftsführer und zuständig für den Schwerpunkt Kapialverkehr und Entwicklung bei externer Link in neuem Fenster folgtBlue 21

Lesetipp: Link für Dateidownload folgtDas Modell von Keynes für eine Internationale Clearing Union – Eine geeignete Forderung der Linken in der aktuellen Finanzkrise!

Michael Popp ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fraktion Die Linke

»So what is Capitalism« im Überblick

  • 05.05., 19.00-21.30 Uhr: interner Link folgtThe State is 'back'. Leo Panitch (Prof. an der York University/Toronto) und Alex Demirovic (Bern/Berlin) diskutieren die Rolle des Staates in der aktuellen Finanzkrise. Moderation: Rainer Rilling (RLS/Berlin). RLS, Franz-Mehring-Platz 1, 1. Etg., Blauer Salon (alter Konferenzsaal).
  • 08.05., 18.30-20.30 Uhr: Krise des Finanzmarktkapitalismus. Es diskutieren Trevor Evans (Prof. an der FHTW Berlin), Dieter Klein (RLS/Programmgruppe 'Die Linke'), Phillip Hersel (Blue 21/attac) und Ulla Lötzer (Bundestagsabgeordnete 'Die Linke'). Moderation: Michael Popp (wiss. Mitarbeiter d. Fraktion Die Linke). RLS, Franz-Mehring-Platz 1, 1.Etg., Seminarraum 3.

  • 02.06., 19.00-21.30 Uhr: interner Link folgtAt a Crossroads? The Fall of Neoliberalism? Credit Crisis and Socialist Strategy, mit Richard D. Wolff (Prof. an der University of Massachusetts/USA) und Elmar Altvater (Prof. em. Berlin). Moderation: Rainer Rilling u. Mario Candeias (RLS/Berlin). RLS, Franz-Mehring-Platz 1.