Wem gehört Geschichte? RLS, Linksfraktion im Deutschen Bundestag und Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus haben am 4. November 2009, exakt 20 Jahre nach der legendären Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz, an diesen historischen Tag erinnert. Geboten wurde eine Rekonstruktion der damaligen Ereignisse in Gestalt einer szenischen Dokumentation, die Wiedergabe der Aufzeichnung des Fernsehens der DDR von der Demonstration und eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen.
In der deutschen Zeitgeschichte kommt dem 4. November 1989 ein herausgehobener Platz zu. An diesem Tage vereinigten sich auf dem Berliner Alexanderplatz Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die sich vorher politisch nur eingeschränkt artikulieren konnten. Ziel der Demonstrant/innen und der Redner/innen war eine Demokratisierung der DDR. Hunderttausende gingen auf die Straße und forderten ein demokratisches System. Daraus entstand der wenige Wochen später gegründete Zentrale Runde Tisch sowie eine Koalitionsregierung der nationalen Verantwortung. Dies war der Impuls zur Entwicklung der parlamentarischen Demokratie, in der auch DIE LINKE ihren Platz findet. Akteure und Akteurinnen der Veranstaltung waren Lothar Bisky, damals Rektor der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam, die Schauspielerin Annekatrin Bürger, der Mitbegründer der SDP in der DDR Konrad Elmer-Herzig, Rechtsanwalt Gregor Gysi, Luc Jochimsen MdB, Pfarrer Friedrich Schorlemmer, der Schauspieler und Regisseur Franz Sodann, der Dokumentarfilmer Joachim Tschirner, der Schauspieler und Kabarettist Uwe Steimle, der Journalist Alfred Eichhorn. Die Schauspielerin Johanna Schall und der Politiker Manfred Gerlach, die nicht anwesend sein konnten, schickten Beiträge.
In Medienbeiträgen, die zur Veranstaltung erschienen, wurde der LINKEN unter anderem vorgeworfen, den 04.11.1989 für sich vereinnahmen zu wollen. Mit dieser Begründung hatte auch die damalige Bürgerrechtlerin Marianne Birthler ihre Einladung zu unserer Veranstaltung ausgeschlagen. Selbstverständlich hat DIE LINKE keinen alleinigen Deutungsanspruch für diesen 4. November. Niemand hat andere parteinahe Stiftungen oder andere Institutionen gehindert, sich dieses Datums anzunehmen. Das SPD-nahe Berliner August-Bebel-Institut hat beispielsweise an diesen Tag mit einer Podiumsdiskussion erinnert. Ist das verwerflich? Gab es dazu Proteste aus der LINKEN? Wem gehört Geschichte? Passt es nicht ins herrschende Geschichtsbild, dass am 04.11.1989 keine Forderung zu hören, keine Losung zu lesen war, die „wir sind ein Volk“ deklarierte? Die Rosa-Luxemburg-Stiftung blickt trotz der vielfach geäußerten Kritik auf eine gelungene Veranstaltung zurück. Erneut konnte zudem erfolgreich mit den Fraktionen der Linkspartei kooperiert werden und somit an die positiven Erfahrungen im Rahmen der Veranstaltung zu 90 Jahren Weimarer Verfassung im Februar 2009 angeknüpft werden.
Die Reden des 4. November (Text und Audio, Dokumentation des DHM)
Die Linke und die Geschichte«, 3SAT Kulturzeit, 28.10.2009 (TV-Bericht)
Programm
10:30 – 14:30 Uhr:
Szenische Dokumentation
Mit Lothar Bisky, Annekathrin Bürger, Konrad Elmer-Herzig, Manfred Gerlach, Gregor Gysi, Friedrich Schorlemmer und Joachim Tschirner
18:00 – 21:30 Uhr:
Wiederholung der Fernsehübertragung des DDR-Fernsehens
Rosa-Luxemburg-Platz
22:00 Uhr:
Podiumsdiskussion, veranstaltet von der Fraktion DIE LINKE. im Abgeordnetenhaus von Berlin
Mit Lothar Bisky, Konrad Elmer-Herzig, Gregor Gysi, Friedrich Schorlemmer und Joachim Tschirner
Erzähler: Uwe Steimle
Moderation: Alfred Eichhorn, Luc Jochimsen
Regie: Franz Sodann