Dokumentation Was kommt nach Assad?

Optionen für Demokratie in Syrien. Videodokumentation in der Reihe «Politik aktuell» auf der Linken Medienakademie.

Information

Zeit

22.03.2012

Veranstalter

Ramona Hering,

Mit

Mais Elkrydee (Nationales Koordinierungskomitee für den Demokratischen Wandel in Syrien) und Dr. Anja Zorob (Juniorprofessorin an der Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients); Moderation: Elias Perabo (Adopt a Revolution)

Themenbereiche

International / Transnational, Krieg / Frieden

Die Bevölkerung Syriens lebt seit vierzig Jahren unter einer Diktatur. Ende der Achtziger und Anfang der neunziger Jahre hatte Syrien im Vergleich mit anderen arabischen Staaten einen Grad an Modernität und Wohlstand erreicht, der lange Zeit diese Tatsache überdeckte. Dennoch waren der Geheimdienst und die Überwachung der Bevölkerung immer präsent und spürbar, selbst für Touristen, die Syrien nur wenige Tage besuchten.

Ab den 90er Jahren begann sich die Situation langsam, aber deutlich zu verändern. Trotz wirtschaftlichen Wachstums gab es zunehmend mehr Arbeitslose und verschiedene Strukturanpassungsmaßnahmen führten dazu, dass beispielsweise die Landbevölkerung von ihren Erträgen immer weniger zurückbehielt und Bauern zunehmend verarmten. Die Einzigen, die vom Wirtschaftswachstum profitierten, waren die Eliten rund um die Familie Assad. Anja Zorob nannte bemerkenswerte Details und Zahlen zur Entwicklung der syrischen Wirtschaft.

Diese Situation gepaart mit der wachsenden Unzufriedenheit einer gut ausgebildeten jungen Bevölkerung (20% der Syrer sind unter 25 Jahren alt) führte letztlich dazu, dass der Funke der arabischen Revolution auch auf Syrien übersprang. Mais Elkrydee beschrieb die Hoffnungslosigkeit und Entschlossenheit des syrischen Volkes derart, dass sie sich an einem Punkt befänden, an dem sie nichts mehr zu verlieren hätten und es kein Zurück gäbe. Dennoch ist laut ihrer Auffassung der überwiegende Teil der demonstrierenden Syrer gegen ein militärisches Eingreifen von Außen und gegen die weitere Bewaffnung der Aufständischen. Die Gewalt müsse ein Ende haben, auch wenn Verhandlungen nur mit denjenigen möglich sind, die sich unter Assad und während der Kämpfe des vergangenen Jahres nicht des Folterns und Tötens schuldig gemacht haben. Eine Lösung mit Assad an der Spitze des syrischen Staates werde es nicht geben. Es sei wichtig zu verstehen, dass diese Revolution nicht eine von einer Opposition geführte Revolution ist, da es in Syrien nie eine Opposition gegeben habe. Die Menschen lernten in der gegenwärtigen Situation sich basisdemokratisch zu organisieren, sie bildeten Netzwerke, um sich zu unterstützen.

Die Spaltung in Konfessionen und Ethnien wird einzig vom Regime benutzt, um seine Vormachtstellung zu begründen und zu halten. Die Mehrheit der Syrer steht in der Mitte der Gesellschaft und es gibt keinen Boden für irgendeinen Fundamentalismus, auch keinen islamistischen. Die Situation wird täglich schwieriger, da das Regime sich mit aller Macht gegen die Bewegung stellt und bereit ist, sie vollständig auszulöschen. Die Hilfe, die sich die Syrer jetzt vom Westen wünschen, ist Hilfe beim Aufbau der Demokratie. Den Weg dahin müssen sie jedoch allein gehen.

(Bericht: Ramona Hering)

 

Siehe auch:


Demokratiebewegung in Syrien
Was hat ein Jahr der Kämpfe gebracht? 60. Berliner Friedensgespräch
Berlin, 28.3., 19:30 Uhr