Angeführt von Martin Luther King demonstrierten am 28. August 1963 in Washington hundertausende Menschen gegen Rassentrennung und Rassismus. Aus Anlass des 50. Jahrestages dieses herausragenden „March on Washington“ organisierte das New Yorker Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung am 16. August 2013 eine Großveranstaltung in Harlem. 400 Menschen, darunter über ein Dutzend Teilnehmer des Marsches von 1963, kamen nach Harlem ins „Schomburg Center for Research in Black Culture“, um „Freedom ‘63 Remixed“ beizuwohnen.
Eingerahmt wurde die Abendverstaltung von Freiheitsliedern, vorgetragen vom New Day Church Worship Team. Herzstück des Abends waren drei Dialoge, die jeweils zwischen einem Veteranen der Bewegung und einem Aktivisten der jüngeren Generation geführt wurden. Zunächst jedoch stellte Albert Scharenberg, Co-Direktor des RLS-Büros New York, das Thema des Abends in den Zusammenhang der Arbeit der Stiftung. Durch die Dialoge führte anschließend Kazembe Balagun, Projektmanager der RLS-NYC.
Den eigentlichen Auftakt bestritt der berühmte Komiker Dick Gregory – ein enger Vertrauter Martin Luther Kings, der nicht nur am March on Washington teilgenommen hatte, sondern auch an zahlreichen Aktionen des zivilen Ungehorsams. In seinem von Humor gespickten Vortrag ging er auf die historische Bewegung ebenso ein wie auf die politischen Anforderungen und Aufgaben, die sich heute für die Emanzipation der Afroamerikaner stellen. Gregory erhielt stehenden Applaus.
Den ersten Dialog führten Jeanne Theoharis, Autorin von „The Rebellious Life of Rosa Parks” (2013), und Gwendolyn Zoharah Simmons, die in den 1960er Jahren im „Student Nonviolent Coordinating Committee“ (SNCC) aktiv gewesen war. Im Mittelpunkt stand die Rolle, die Frauen für die Bewegung spielten. Es sei keineswegs zufällig, so Theoharis und Simmons übereinstimmend, dass bis heute systematisch ignoriert werde, dass die große Mehrheit der Aktiven in der Bewegung Frauen gewesen waren.
Den zweiten Dialog führten Boots Riley, Rapper (The Coup) und Aktivist, und Dorothy Zellner, die ebenfalls 1963 beim March on Washington dabei und im SNCC aktiv gewesen ist. Riley arbeitete die soziale Dimension der Bewegung der 60er Jahre heraus und kritisierte, dass die Klassenfrage heute auch innerhalb der Linken allzu oft in den Hintergrund gedrängt werde. Dorothy Zellner dokumentierte, wie sehr seinerzeit die Rede des SNCC-Vertreters John Lewis auf der Kundgebung zensiert und auf diese Weise weichgezeichnet worden war.
Zur großen Erheiterung des Publikums bestritten die beiden Komiker Hari Kondabolu und Dick Gregory den dritten Dialog. Dabei gelang es ihnen, ihren Witz mit dem Ernst der Sache zu verbinden. Dick Gregory verglich Martin Luther King mit einer Schildkröte: außen hart, innen weich, und mutig genug, den Kopf rauszustrecken. Abschließend forderte er die Anwesenden auf, im Kampf um die Gleichberechtigung der Afroamerikaner und die gesellschaftliche Transformation der Vereinigten Staaten nicht nachzulassen. Dieser Appell, so viel steht fest, fiel an diesem Abend auf fruchtbaren Boden.