Samstag, 12.10.2013
10 h Beginn und Vorstellungsrunde
Panel 1: Einführung in kritische Perspektiven auf Gender & Migration: Analysen
Moderation: Katharina Pühl
10.30 - 11.15 h Jule Karakayali, Berlin
Migrationsregime in Europa/ Genderaspekte einer kritischen Migrationsforschung
11.15 - 11.30 h Kaffeepause
11.30 - 12.15 h Helen Schwenken/Samia Dinkelaker, Kassel
Political and economic regulations & modes of subjectivation: a critical feminist analysis of temporary labour migration programmes in India and Indonesia
12.15 - 13 h Urmila Goel, Berlin
Challenges in the analysis of heteronormativity – exemplified by the migration of nurses from India to Germany
13 - 14 h Mittagessen
Panel 2: Perspektiven auf Gender & Migration in Asien
Moderation: Sara Poma Poma
14 - 14.45 h Nadja Charaby, Hanoi„Labour Export“ in Vietnam - Kritische Bewertung einer Entwicklungsstrategie
14.45 - 15.30 h Anannya Bhattacharjee, Neu-Delhi
Migration and the Working Class in New Urban Hubs: A Feminist View from India
15.30 h Kaffeepause
15.45 - 16.30 h PodiumsgesprächPerspektiven auf Gender & Migration in der Arbeit der RLS in Asien.
Es diskutieren Nadja Charaby (RLS Hanoi/ Vietnam), Carsten Krinn (RLS Neu-Delhi/Indien) und Lutz Pohle (RLS Peking/China)
kurze Pause
Panel 3: Asiatische Deutsche
Moderation: Katharina Pühl
16.45 - 17.30 h Kien Nghi Ha, Berlin
Asiatische Deutsche als analytische und politische Kategorie
bis 18 h Abschlussrunde des ersten Tages
Zusammenfassung und weiterführende Fragen
ab 18.30 h Öffentliche Vorführung von zwei Dokumentarfilmen
mit Fingerfood im RLS Salon, Moderation: Wenke Christoph
Öffentliche Vorführung von zwei Dokumentarfilmen mit Fingerfood im RLS Salon, Moderation: Wenke Christoph
„Bruderland ist abgebrannt“ von Angelika Nguyen (Berlin 1991/92, 25 Min) (Deutsch / teilweise simultan ins Deutsche übersetzt)
Ostberlin 1991. Im gravierenden gesellschaftlichen Umbruch des Verschwindens der DDR und ihres Aufgehens im neuen Deutschland gerieten vietnamesische Immigrantinnen und Immigranten in einen beispiellosen rechtsfreien Raum. Der Film erkundigt sich episodisch nach Biographien, aktuellen Lebenssituationen und Sorgen, erzählt von Entwurzelung, fremdenfeindlichen Überfällen und einer besonderen Art von Abschiebung, aber auch vom Bleibenwollen.
Dokumentarische Momentaufnahme der asiatischen Diaspora.Anschließend Diskussion mit Angelika Nguyen
„The Mosuo Sisters” von Marlo Poras (China & USA 2012, 52 Min) (Mandarin, Mosuo, Tibetisch mit englischen Untertiteln).
Der Film „The Mosuo Sisters” erzählt von der hierzulande wenig bekannten starken innerasiatischen Migration am Beispiel von zwei Schwestern aus einem kleinen Dorf, die sich harte Jobs in großen Städten suchen müssen, um die Familie zu ernähren.
Sonntag, 13.10.2013
Panel 4: Migration aus intersektionaler Perspektive
Moderation: Sara Poma Poma
10 - 10.45 h Noa Ha, Berlin
Dekoloniale Perspektiven auf Gender und Migration
10.45 - 11.30 h Koray Yilmaz-Günay, RLS Berlin
Kritische Perspektiven auf Homophobie- und Sexismus-Debatten und antimuslimischen Rassismus in der BRD
11.30 - 11.45 h Kaffeepause
11.45 - 12.30 h Navedita Prasad, Berlin
Utilizing the issues of violence against women in the discourses around migration
12.30 - 13 h Zusammenfassende Diskussion
Ausblick auf die Entwicklung eines kritischen Themenzugangs für linke Perspektiven auf Gender & Migration, offizieller Abschluss des Workshops
Die Verbindung von Perspektiven auf Gender & Migration in unterschiedlichen geografischen und gesellschaftlichen Räumen ist vor Ort bedingt durch jeweils unterschiedliche Strukturen, Voraussetzungen und die Gestaltung von Lebensweisen in und durch Migration. Fokus der zu entwickelnden und zu untersuchenden Fragen ist einerseits die spezifische Situation von Frauen in der Migration, ihren Motiven und Möglichkeiten, Ressourcen und sozialen Bezügen, insbesondere in der Arbeitsmigration. Zu entwickeln ist aber gleichzeitig ein breiterer Blick, der die Geschlechterverhältnisse und deren Einbettung in gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsstrukturen sowie kulturelle Ordnungen einbezieht und damit auch transformative, verändernde Praxen, Erfahrungen und Veränderungsbedarfe von Migrationsprozessen erkundet.
In den asiatischen Ländern, in denen die RLS mit Auslandsbüros präsent ist (China, Indien und Vietnam), beschäftigt sich die RLS mit Fragen von Gender & Migration vor allem hinsichtlich der Arbeitsmigration und der Herausbildung industrieller Zentren sowie der Situation von Hausangestellten. Im europäischen Kontext sind Auswirkungen von asiatisch-deutscher Migration aktuell ein Thema. Aber auch historisch kamen in Folge von Vertragsarbeitsabkommen (Vietnam-DDR) Migrant_innen in die DDR. Auch wenn dieses Arrangement historisch hinfällig wurde, leben doch noch immer viele Menschen in Deutschland, die aus Familien mit diesem Migrationshintergrund stammen, in zweiter und dritter Generation.
Insgesamt soll während des Workshops aber darüber hinaus auch der Blick auf europäische Regulierungen von Migrationsprozessen geworfen werden, z.B. durch arbeitsmarktorientierte Anreize, aktuell heute z.B. im Bereich von Carearbeit durch spezifische bilaterale Abkommen, die vor allem Pflegekräfte und Krankenschwestern nach Deutschland holen. Sie führen zu neuen und sich überlagernden Bedingungen von Mobilität, aber auch von Lebensweisen. Sie wirken sich auf Familienstrukturen und soziale Netzwerke der Migrierenden aus; sie verlagern kaskadenartig z.B. die Familienarbeit der migrierender Frauen auf Verwandte und Netzwerke des Kontextes, den sie verlassen. Neue Spaltungslinien zwischen Frauen, aber auch zwischen den Geschlechtern und kulturellen Zugehörigkeiten werden organisiert; neue Ausbeutungsformen generiert. Sie folgen oft der strukturellen Teilung zwischen sozialer Reproduktion der eigenen Lebenszusammenhänge und Lohnarbeit in Form von Sorgearbeit für Andere. Aber die Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten der eigenen Reproduktion von angemessenen Lebensbedingungen stellt sich beispielsweise auch bei den Wanderarbeitenden, die in der Textilindustrie in China, Indien oder Vietnam unter schwierigen ausbeuterischen Bedingungen tätig sind.
Ziele
- Der Workshop stellt einen inhaltlichen Auftakt bzw. die Etablierung einer bereichsübergreifenden Themenlinie zu Gender & Migration in der RLS dar. Das Kooperationsvorhaben verbindet die Arbeit der RLS-Struktureinheiten (IfG, Asienreferat und Auslandsbüros sowie Politische Akademie) nach innen und außen ins Stiftungsnetzwerk.
- Zusammendenken von Migrations-bezogenen Prozessen innerhalb von Herkunftsländern (Asien) und Deutschland/Europa als Migrationsziel
- Analyse von Geschlechtsspezifka in Migrationsprozessen und Geschlechterverhältnissen im Migrationskontext
- Vernetzung von aktivistischen (und) akademischen Akteur_innen aus und in Deutschland und Asien
- Indentifikation von Empowermentpotentialen und Entwicklung von Ansätzen zur strategischen Intervention in Politik, Gesellschaft, Kultur
Frageperspektiven
- Subjektivierung und Lebensweisen: Welche Prozesse der Subjektivierung von Migrant_innen im Übergang zwischen Geschlechterregimen und Gesellschaftsordnungen in Herkunfts- und Zielorten sind erkennbar? Wie verändern sich Geschlechterregime und Gesellschaftsordnungen durch zunehmende Mobilität? Inwiefern macht Migration neue (familiäre, sexuelle, kulturelle, politische) Lebensweisen erforderlich/möglich?
- Arbeitsteilung: Inwiefern ist gesellschaftliche und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung rassifiziert? Welche Art der Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht Empowerment von Frauen bzw. reproduziert Gender Gaps?
- Regulierung: Wie sind internationale, nationale und lokale Migrationsbewegungen reguliert? Wer sind die zentralen Akteur_innen in der Ausgestaltung dieser Regimes? Wer profiziert von dieser Art der Regulierung? Inwieweit sind diese Regulierungen vergeschlechtlicht?
- Organisierung: Welche Rolle spielt Migration in Prozessen transnationaler Organisierung für feministisch-gesellschaftliche Veränderungen?