Die Vorlesung blickt zurück auf den Zeitraum von einhundert Jahren – von 1914 bis 2014, mit Blick auf Marx, Keynes, Hayek und Polanyi. Es wird die Große Transformation mit jener neoliberalen Konterrevolution verglichen, die die Große Finanzialisierung beförderte.
Sechs Jahre nach der Krise von 2008 wird die Vorherrschaft des Finanzsystems weiter durch eine Ideologie gestützt, die Freiheit mit freiem Unternehmertum identifiziert und auf Mises, Hayek und Friedman zurückgeht. Die Rechte beherrscht immer noch den politischen Diskurs, während die Linke darauf reduziert ist, die Errungenschaften vergangener Kämpfe zu verteidigen. Sie hat keine kohärente Alternative zum Finanzmarkt-Kapitalismus, der Regierungen in Geiselhaft genommen hat und die Demokratie in Frage stellt.
In den reichen Ländern Europas und Nordamerikas ist Wachstum nicht mehr länger notwendig und effektiv, um ein gutes Leben der Bürgerinnen und Bürgern zu sichern. Zu einer Zeit als Großbritannien viel ärmer war als heute hat Keynes die radikale Einschränkung von Wachstum und Investitionen befürwortet und war davon überzeugt, dass die Liebe zum Geld eine Geisteskrankheit ist. Er ging davon aus, dass das Finanzsystem die Industrie zerstören würde.
Polanyis historische und anthropologische Kritik dessen, was er unsere überholte Marktmentalität nannte, lädt die Linke ein, die Grenzen einer ökonomistischen Debatte zu verlassen, die sich auf den Gegensatz zwischen ausgabeorientierter Wachstumsstimulierung und austeritätszentrierter Angebotspolitik bewegt. Es ist Zeit, wieder den Widerspruch zwischen Wert und Gebrauchswert zu untersuchen, mit dem Karl Marx das erste Kapitel seines Werkes Das Kapital beginnt.