Vor einem Jahr gingen Tausende von Menschen auf die Straßen in Kiew, um gegen die damalige ukrainische Regierung zu protestieren. Die politische Krise im Zuge dieser Protestbewegung, die Abtrennung der Krim und deren völkerrechtswidrige Angliederung an Russland, die bewaffnete Rebellion im Osten des Landes, die zu einem Krieg mit bislang über 4.000 Toten ausartete, erschütterte die Weltöffentlichkeit.
Die Bewertungen der Ereignisse gingen weit auseinander. Sahen die einen auf dem Maidan einen basisdemokratischen Aufbruch der Zivilgesellschaft (wofür die Kollaboration mit rechtsradikalen Kräften billigend in Kauf genommen wurde) und interpretieren sie das aktuelle Geschehen im Osten hauptsächlich als Werk russischer Söldner ohne breitere einheimische Unterstützung, so glaubten andere an einen gerechten Aufstand der Donbass-BewohnerInnen gegen eine «national-faschistische Junta» in Kiew und verurteilen scharf die Militäroperation der Regierung gegen die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk. Während immer noch um die Deutungshoheit über den «Maidan» und «Anti-Maidan» gestritten wird, gerät die katastrophale wirtschaftliche und soziale Lage der Menschen in der Region immer mehr aus dem Blickfeld.
Wie haben die ukrainischen Linken die Krise erlebt? Wie bewerten sie die Ursachen und die Auswirkungen der Protestbewegungen in ihrem Land heute? Wie bewältigen die Menschen ihren Alltag in den Kriegsgebieten? Was passiert mit den Gewerkschaften, mit der Arbeiterbewegung in Kriegszeiten? Wie verändert der Krieg die Menschen?
Über diese Fragen diskutierten wir mit unseren ukrainischen Gästen:
- Vitalii Atanasov ist politischer Analyst und Journalist, schreibt über gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme, Menschenrechte, soziale Bewegungen, Nationalismus und Rechtsradikalismus. Wir zeigen seinen Dokumentarfilm «Stimmen des Protestes». Die ukrainische Krise in den Kommentaren linker AktivistInnen, von Gewerkschaftern, Soziologen und Menschenrechtlern. Mit anschließender Diskussion.
- Yevgenia Belorusets ist Künstlerin, Publizistin, Autorin und arbeitet an der Schnittstelle von visueller Kunst, Literatur und sozialer Kritik. Sie berichtet über ihre Erfahrungen im Rahmen des Fotoprojektes «Durch die Gewaltzonen. Über die Donbassminen in Zeiten des Krieges».
Weitere Informationen zum Thema Ukraine finden Sie in unserem Online-Dossier «Der Krieg in der Ukraine».
Unmöglich, zur Ukraine keine Meinung zu haben
Eine Krise als Wende- und Streitpunkt.
Tiina Fahrni, Büro Moskau, über die unterschiedlichen Postionen der Linken in Russland zum Ukraine-Konflikt.