«Wir brechen unwiderruflich mit dem Stalinismus als System». Unter diesem Motto fand, im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Stürmischer Herbst», am 27. und 28. November dieses Jahres in der Berliner Jerusalemkirche eine Konferenz aus Anlass des 25. Jahrestages des Sonderparteitags der SED/PDS im Dezember 1989 statt. Eingeladen hatten die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Michael-Schumann-Stiftung, die Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, die Fraktion DIE LINKE. im Landtag Brandenburg sowie die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg.
Während eines Podiumsgesprächs am Abend des 27. November und dreier Diskussionsrunden am Tag darauf debattierten ehemalige Delegierte des Sonderparteitags, Wissenschaftler und Journalisten, die den Umbruchprozess 1989 auf ihre je spezifische Weise begleitet hatten, sowie jüngere Funktionäre der Partei DIE LINKE., die zwar selbst nicht an den damaligen Prozessen beteiligt waren, da entweder zu jung (wie Katja Kipping oder Sahra Wagenknecht) und/oder den westlichen Teilen des nachmals vereinten Deutschlands entstammend (Bernd Riexinger), über Ursachen der Krise des Sozialismus, die Rolle der SED darin, die Entwicklung der SED/PDS in und nach der Wende sowie linke Perspektiven der Partei DIE LINKE. im derzeitigen und absehbaren politischen Umfeld.
Der Außerordentliche Parteitag der SED/PDS war sowohl in der Geschichte der SED als auch in der Entstehungsgeschichte der PDS ein singuläres Ereignis. Erstmals wurde ein Sonderparteitag von der Mitgliedschaft erzwungen. Zugleich ging es um einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit des Staatssozialismus in der DDR und mit dem strukturellen Stalinismus der SED. Schließlich war der Sonderparteitag der erste Schritt auf einem langen Weg zu einer Modernisierung. Was bis heute Wirkung hinterließ, war der vom Parteitag ausgehende «antistalinistische Grundkonsens». Zeitzeugen aus der Politik erinnern sich, Wissenschaftler tauschen ihre Meinungen aus, Parteitagsdelegierte blicken nochmals zurück und Journalisten aus Ost und West werten, was geschah und Folgen hinterließ – all dies 25 Jahre nach den Ereignissen des Wendeherbstes von 1989.
Nach einem Vierteljahrhundert wurden auf der Konferenz drei Themenfelder diskutiert:
- Ursachen der Entstehung des sowjetisch geprägten Staatssozialismus und die Gründe seines Scheiterns
- Aktuelle Krise des Kapitalismus und der von ihm geprägten Zivilisation
- Programmatische Erneuerung der Linken.
27. November 2014, 18 bis 20:30 Uhr:
- Eröffnung durch Dagmar Enkelmann, Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung
- Diskussionsrunde 1: Von der Wende zum Ende. Friedliche Revolution, Implosion und der Weg zur Einheit.
Mit Peter-Michael Diestel, Gregor Gysi, Igor Maximytschew, Steffen Reiche, Bernd Riexinger und Roland Wötzel. Moderation: Detlef Nakath, Gerd-Rüdiger Stephan
28. November 2014, 10 bis 18 Uhr:
- Einführung durch Heinz Vietze, Vorstand der Michael-Schumann-Stiftung
- Diskussionsrunde 2: Von der «Reform des Sozialismus» zu einer gesellschaftlichen Erneuerung im europäischen Maßstab – eine Bestandsaufnahme
Mit Michael Brie, Daniela Dahn, Dieter Klein, Rolf Reißig, Sahra Wagenknecht. Moderation: Dagmar Enkelmann - Diskussionsrunde 3: Delegierte des Parteitages zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Linken
Mit Helga Adler, Dietmar Bartsch, Wolfgang Berghofer, Ellen Brombacher, Roland Claus, Herbert Kroker. Moderation: Heinz Vietze - Diskussionsrunde 4: Der Bruch mit dem Stalinismus – journalistische und publizistische Sichten gestern und heute
Mit Hans-Jürgen Börner, Jan Carpentier, Thomas Falkner, Jörg Hafkemeyer, Tom Strohschneider. Moderation: Brigitte Zimmermann - Schlusswort durch Katja Kipping, Vorsitzende der Partei DIE LINKE
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe «Stürmischer Herbst. Wendezeit 1989».