2014 erlebte das totgeglaubte Konzept von internationaler Solidarität sein fulminantes Comeback: Die Stadt Kobanê hat durch den Angriff des IS massive internationale Unterstützung bekommen – von US-Luftwaffe bis weit in die linke internationalistische Szene hinein. Das Modell der demokratischen Selbstverwaltung in Rojava ist für viele Linke interessant und anschlussfähig.
Doch die Schlussfolgerung, dass nach der Befreiung von Kobanê der IS als verwundbar gilt, übersieht, dass bereits im Januar 2014 die Dschihadisten aus mehreren Provinzen Syriens vertrieben werden konnten wobei ihnen zahlreiche widerständige Syrer_innen zum Opfer fielen. Ebenso unbeachtet bleiben die zivilgesellschaftlichen Teile der syrischen Demokratiebewegung, die zwischen Assad-Regime und dschihadistischen bzw. islamistischen Kräften geschwächt und zerrieben werden.
Die Bemühungen um die Demokratisierung Syriens und die Versuche um eine Überwindung des Assad-Regimes gehen dabei nahezu völlig unter. Derweil versucht das Assad-Regime sich als vermeintlich kleineres Übel im Kampf gegen den Terror effektiv auf der internationalen Bühne zu rehabilitieren.
Was hat internationale Solidarität für eine Bedeutung im politischen Alltag der unterschiedlichen Kämpfe in Syrien? Wie arbeiten syrische Netzwerke unter den Bedingungen des doppelten Widerstands gegen das Assad-Regime als auch gegen den IS? Welche Möglichkeiten gibt es, sowohl syrische als auch kurdische linke Netzwerke zu unterstützen und sie im Kampf für gesellschaftliche Veränderung und Selbstbestimmung in Syrien zu stärken und zu einigen?
Diese und weitere Fragen diskutierten wir mit:
Ruham Hawash
Syrisch-palästinensische Aktivistin des gewaltfreien Widerstands aus Yarmouk und Mitbegründerin des Projekts «Citizens for Syria»
Joseph Daher
Syrischer Aktivist aus Genf, Mitglied der «Revolutionary Left Current in Syria», Blogger und Gründer von «Cafe Thawra» und dem «Syria Freedom Forever» Blog
Rula Asad
Syrische Journalistin und Mitbegründerin des «Syrian Female Journalists Network» und Trainerin für Gender und Medien.
Hozan Ibrahim
Kurdisch-syrischer Aktivist aus Qamishli, 2010 aus Syrien geflohen, Gründer von «Citizens for Syria»
Moderation: Ferdinand Dürr, «Adopt a Revolution»
Die Veranstaltung fand in englischer Sprache statt.