Rund 400 TeilnehmerInnen kamen vom 15. bis zum 18. Oktober zusammen, um nach gemeinsamen Strategien für Gesundheitsarbeit, Pflege und Assistenz zu suchen – in rund 30 Workshops, Arbeitstreffen und Podien sowie bei einer öffentlichen Aktion auf dem Alexanderplatz.
Veranstaltet wurde die Konferenz von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Fraktion DIE LINKE im Bundestag und dem Netzwerk Care Revolution. Zum Vorbereitungs- und UnterstützerInnenkreis zählte eine Vielzahl von Initiativen und Einzelorganisationen sowie Aktive aus Gewerkschaften, Verbänden, Selbsthilfeorganisationen und sozialen Bewegungen.
Barbara Fried aus der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Mit-Organisatorin der Konferenz, betonte: «Wir freuen uns sehr über die vielen TeilnehmerInnen, die selbst in den aktuellen Auseinandersetzungen um Pflege und Gesundheit aktiv sind. In den Workshops gab es Gelegenheit für sie, sich innerhalb der einzelnen Tätigkeitsfelder und Bereiche, aber auch darüber hinaus auszutauschen und zu vernetzen. Dabei ist deutlich geworden: es gibt keine Standardstrategie, sondern jeweils spezifische Herausforderungen in den Feldern, an denen wir im nächsten Schritt weiterdiskutieren müssen. Um gesellschaftlich wirkmächtig zu werden, müssen wir die unterschiedlichen Initiativen allerdings auch praktisch verbinden.»
Wie erfolgreich organisieren?
Zentrale Fragen, die sich durch die Konferenz zogen, waren: Wie können sich Beschäftigte auch unter prekären Bedingungen, etwa in der ambulanten oder häuslichen Pflege erfolgreich organisieren? Wie können die neuen betrieblichen Arbeitskämpfe in der Pflege- und Gesundheitsarbeit verbreitert werden – wie sehen (Bündnis-)Strategien aus, um diese Kämpfe auch als gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzungen zu führen? Was braucht eine öffentliche Infrastruktur, die Beschäftigten, Angehörigen und Menschen mit Pflege- und Assistenzbedarf gleichermaßen gerecht wird?
Immer wieder wurde diskutiert, wie die vermeintliche Privatheit und Privatisierung von (unbezahlter) Care-Arbeit überwunden werden kann. Gerade pflegende Angehörige und Menschen mit Pflegebedarf forderten in den Workshops nicht nur (materielle) Anerkennung, sondern das Recht, konkret über ihre Belange mit zu entscheiden. Wie hier politische (Bündnis-)strategien und Druckpotentiale aussehen können, so Fried, ist eine drängende Frage und Herausforderung an die gesellschaftliche Linke.
Care-Arbeit aufwerten - für eine bedürfnisgerechte Infrastruktur
Dass der gemeinsame Fluchtpunkt der Konferenz – eine bedürfnisgerechte, demokratische und solidarisch finanzierte öffentliche Infrastruktur – den Nerv der Zeit trifft, betonte Katja Kipping, Vorsitzende der Partei DIE LINKE, auf dem Auftaktpodium: «Gerade die skandalösen Mängel in der Versorgung der Geflüchteten zeigen die Defizite in der öffentlichen Daseinsvorsorge. Es wird ein Wettbewerb um knappe Ressourcen inszeniert – anstatt gute Bedingungen für alle zu schaffen. Wir brauchen eine Umverteilung von gesellschaftlichem Reichtum und einen radikalen Perspektivwechsel – ohne (Care-) Revolution wird es also leider nicht gehen.»
Am Samstagnachmittag traten die TeilnehmerInnen der Konferenz gemeinsam in Aktion. Auf dem Alexanderplatz knüpften sie ein symbolisches Netz, drückten in kämpferischen Redebeiträgen und selbstgebastelten Schildern ihre Wut über den alltäglichen Zeit- und Gelddruck im Gesundheits- und Pflegebereich aus – und sammelten in einer Befragung auch Statements von PassantInnen ein. So wurde ein kleiner Beitrag dazu geleistet, Care-Arbeit sichtbar zu machen.
Kinderzeitung auf der Konferenz
Auch KinderreporterInnen waren auf der Konferenz unterwegs und haben mit Unterstützung von Kids-Courage eine Zeitung erstellt.
Publikation zur Konferenz
Um-Care
Gesundheit und Pflege neu organisieren. Materialien 13/2015