Am Beginn des 21. Jahrhunderts ruhten die Hoffnungen auf Veränderungen wieder einmal auf Lateinamerika. Mit dem Rückenwind kräftig steigender Rohstoffpreise gelangen der Bolivarischen Revolution von Hugo Chávez nicht nur vielbeachtete soziale Entwicklungserfolge, sondern auch die Wirtschaft erreichte hohe Wachstumsraten. Der karibische Sozialismus schien sich positiv von den gescheiterten Modellen des «real existierenden Sozialismus» abzuheben.
Venezuela: Aufstieg und Fall der Bolivarischen Revolution
Doch bald wurden die Erfolgsmeldungen spärlicher und Nachrichten von Verschwendung, Korruption sowie zunehmenden autoritären Tendenzen untergruben den Modellcharakter. Spätestens mit dem Tod des comandante im März 2013 und dem Einbruch der Erdölpreise begann der Niedergang der Bolivarischen Revolution. Allerdings bleiben viele bisherige Analysen an der Oberfläche, beschreiben oft nur genüsslich das Missmanagement der Regierung und scheitern an einem besseren Verständnis der Besonderheiten der erdölbasierten Rentengesellschaft Venezuelas.
Stefan Peters ist Professor für Friedensforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Direktor des kolumbianisch-deutschen Instituts für den Frieden in Bogotá. Er liefert eine kritische Würdigung der Erfolge des Chavismus sowie eine materialistische Analyse der Gründe des Scheiterns. Angesichts der gewaltförmigen Zuspitzung der Widersprüche stellt er die Frage, welche Zukunftsszenarien denkbar sind.
Moderation: Raul Zelik
Peters, Stefan
Sozialismus des 21. Jahrhunderts in Venezuela
Aufstieg und Fall der Bolivarischen Revolution von Hugo Chávez