«Das Politische in unserer Zeit muss von dem Imperativ ausgehen, die Welt gemeinsam zu rekonstruieren. Damit die Idee der Entkolonialisierung in planetarischem Maßstab irgendeinen Wert hat, kann sie nicht von der Annahme ausgehen, dass ich reiner bin als mein Nachbar.» Achille Mbembe
Eine Konferenz nicht nur zur miserablen Lage der Welt, sondern auch und vor allem zu den Möglichkeiten ihrer Rekonstruktion zu einem Ort, den zu bewohnen sich endlich lohnen wird. In Vorträgen und Foren geht darum, das Verhältnis von Hilfe, Solidarität und Politik aus dem Versprechen zu bestimmen, das wir uns in der Erklärung der Menschenrechte selbst gegeben haben: Das Versprechen einer globalen und sozialen Ordnung, in der die uns allen zuerkannten Rechte voll verwirklicht wären.
Veranstaltet von:
ECCHR, Feminism and the Global South, Friedrich-Ebert-Stiftung, Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Sozialforschung, International Institute of Political Murder, medico international, Rosa-Luxemburg-Stiftung
Viele Krisen fügen sich derzeit zu einer Weltkrise, die sich in der Corona-Pandemie verdichtet. Der Zerfall der alten Weltordnung und der suprastaatlichen Strukturen, das Eindringen der Ökonomie in jeden Winkel des Lebens, die Rückkehr einer autoritären Nationalstaatlichkeit, die Klimakrise und die Kapitulation der Politik – alle Symptome dieser Krise bringt das Virus auf ihren Punkt. Unausweichlich und handgreiflich wird die Weltkrise dort, wo das Überleben von Abertausenden, manchmal sogar Millionen Menschen an der Hilfe hängt, die ihnen gewährt oder verweigert wird. In welcher Welt leben wir, wenn Hilfe nur noch eine Weltordnung stabilisiert, die immer hilfsbedürftiger wird? Und: Was ist das für eine Welt, in der Hilfe nur noch Ausdruck der Unfähigkeit ist, sie anders und besser zu machen?
Hilfe muss heute schon Zeugnis von der Welt ablegen, die sie vorfindet und dabei sich und anderen Rechenschaft über die eigenen Erfahrungen und das eigene Tun ablegen. Wir wollen diese Erfahrungen politisch zur Diskussion stellen. Dabei kann es aber kann es nicht nur um die Krise, es muss ihr stets auch um deren Lösung gehen: zumindest um Versuche einer Lösung. Von solchen Lösungsversuchen wissen wir immerhin, dass sie global sein müssen, Lösungsversuche für ausnahmslos alle, wenn sie gerecht und deshalb tragfähig sein sollen. Und die erste Frage, die von uns allen zu beantworten ist, ist die Frage nach den Möglichkeiten, eine Politik zu beenden, die das Ende von Politik bedeutet, weil sie die Bearbeitung der globalen Probleme aufgibt und Hilfe als Müllabfuhr für die globalen Verwüstungen des Kapitalismus instrumentalisiert.
Die Diskussion der in der Hilfe gesammelten Welterfahrung spürt die Anfänge einer erneuerten Politik in den Praktiken der Solidarität auf, die in den globalen Protesten für Klimagerechtigkeit, den transnationalen feministischen und antirassistischen Bewegungen, den lokalen Aufständen für Demokratie, Menschenrecht und ein würdiges Leben aufscheinen. Von dort her will unser Kongress «Die (Re)konstruktion der Welt» das Verhältnis von Hilfe, Solidarität und Politik aus dem Versprechen bestimmen, das wir uns in der Erklärung der Menschenrechte selbst gegeben haben: Das Versprechen einer globalen und sozialen Ordnung, in der die uns allen zuerkannten Rechte voll verwirklicht wären.
In nächster Zeit werden die bearbeiteten Aufzeichnungen der einzelnen Panels hier präsentiert.
Die (Re)konstruktion der Welt
Internationale Konferenz zu Hilfe, Solidarität und Politik in Kooperation mit medico international u.a. | 12. bis 14. Februar 2021