Audio | International / Transnational, Migration / Flucht Der alltägliche Ausnahmezustand auf Lesbos
Der alltägliche Ausnahmezustand auf Lesbos
Am 20. März 2016 ist der EU-Türkei-Deal in Kraft getreten. Der Türkei wurden sechs Milliarden Euro zugesichert, um zu verhindern, dass Migrant*innen nach Europa weiter reisen. Trotzdem flüchten inzwischen wieder mehr Menschen über die Türkei nach Griechenland; Im August haben die Vereinten Nationen über 9.000 Geflüchtete gezählt, im September 8.300. Die meisten kommen über das Meer: Auf der sogenannten östlichen Mittelmeerroute ist die Meerenge zwischen der Türkei und den nordägäischen Inseln nur wenige Kilometer breit, nach Samos sind es weniger als zwei Kilometer.
In der Türkei ist inzwischen der Druck auf die Migrant*innen gestiegen; dort leben Millionen Syrer*innen, die nun ihre Abschiebung fürchten müssen. Der türkische Präsident Erdoğan verlangt von der EU mehr Geld und Visaerleichterungen. In Griechenland ist zudem seit Anfang Juli eine konservative Regierung im Amt, die die Asylverfahren verkürzen und Abschiebungen erhöhen will.
Täglich wagen Dutzende die gefährliche Überfahrt im Schlauchboot. Haben sie es geschafft, müssen sie in Aufnahmelagern warten, bis über ihr Asylverfahren entschieden ist. Vor allem auf den Inseln sind diese völlig überfüllt, vor allem im berüchtigten Camp Moria auf Lesbos. Immer wieder kommt es dort zu Unruhen und Todesfällen. Dutzende Hilfsorganisationen versuchen, den Aufenthalt für die Geflüchteten erträglicher zu machen. Ohne die Freiwilligen würde auf der Insel nichts gehen.