Video | Migration / Flucht, Westasien, Türkei, Westasien im Fokus Zeugin: Geschichte einer HDP-Abgeordneten im Exil
Zeugin: Geschichte einer HDP-Abgeordneten im Exil
Sibel Yiğitalp wurde bei der türkischen Parlamentswahl am 7. Juni 2015 zur HDP-Abgeordneten gewählt. Die HDP (Halklarin Demokratik Partisi- Demokratische Partei der Völker) erhielt 13,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Infolge der Wahlen verlor die AKP die absolute Mehrheit und konnte somit keine alleinige Regierung bilden. Um erneut die absolute Mehrheit zu erlangen, beendete die AKP den mit der HDP initiierten Friedensprozess und setzte für den 1. November 2015, mit der Entscheidung des türkischen Präsidenten Erdogan, Neuwahlen an.
Zwischen dem 07. Juni und 01. November 2015 explodierten in zahlreichen Städten der Türkei Bomben. Die erste Bombe explodierte am 5. Juni 2015 auf einer Wahlveranstaltung der HDP in Diyarbakir und tötete 5 Menschen. Am 20. Juli 2015 sprengte sich ein IS-Selbstmordattentäter in der Stadt Suruç in die Luft und riss 33 junge Aktivist*innen in den Tod. Am 10. Oktober explodierte während einer Friedenskundgebung in Ankara eine weitere Bombe und tötete 101 Menschen.
Nach den Neuwahlen am 1. November 2015, bei denen die AKP wieder die absolute Mehrheit erlang, wurden in zahlreichen kurdischen Gebieten des Landes Ausgangssperren verhängt und ganze Ortschaften verwüstet. Infolgedessen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Militär und der PKK.
Sibel Yiğitalp war vom 07. Juni 2015 – 24. Juni 2018 zwei Legislaturperioden lang Abgeordnete der HDP im türkischen Parlament und zwischen 2015-2016 während der Ausgangssperren in den kurdischen Gebieten an Verhandlungen beteiligt, um die gewalttätigen Auseinandersetzungen und die militärische Belagerung zu beenden. Yiğitalp war während der gesamten Zeit Zeugin der Gewalt zwischen dem türkischen Militär und der PKK, bei denen während der Ausgangssperren zwischen 2015-2020 123 Kinder ihr Leben verloren.
In der folgenden Dokumentation thematisiert Sibel Yiğitalp die Beweggründe der AKP, Neuwahlen zu initiieren, sie erzählt von den Gefechten in den kurdischen Gebieten nach Beendigung des Friedensprozesses und warum sie nach Ablauf ihrer Parlamentstätigkeit nach Deutschland ins Exil fliehen musste. Dabei geht sie sowohl auf die politischen Entwicklungen in der Türkei, die Repressionen gegen oppositionelle Kräfte und die Schwierigkeiten ihres Lebens im Exil ein.
Eine Dokumentation von Onur Öncü.
Onur arbeitet seit 2010 als Journalist. 2016 drehte er den Dokumentarfilm «Tribünlerin Sesi» (Die Stimme der Tribünen) über den kurdischen Fußballverein Amedspor und die Hamburger Fußballmannschaft St.Pauli. Er beschäftigt sich mit der türkischen Innenpolitik und moderiert dazu eine Sendung für die Nachrichtenplattform «Özgürüz».