Video | Parteien- / Bewegungsgeschichte, Migration / Flucht, Arbeit / Gewerkschaften Hoch die internationale Solidarität?

Vortrag von Nicole Mayer-Ahuja

Hoch die internationale Solidarität?

Zwischen Fragmentierung und der Erweiterung des «Wir»

Nicole Mayer-Ahuja, Soziologie-Professorin in Göttingen, stellt anfangs klar, dass Solidarität zwar eine zentrale Forderung, Grundlage und versuchte Praxis der Arbeiterbewegung in Geschichte und Gegenwart war und ist, erfolgreiche und stabile Solidarisierungen jedoch historisch-empirisch im Kapitalismus eher die Ausnahme als die Regel gewesen seien: Spaltung ist der Normalzustand, Einheit die Ausnahme.

Die kapitalistische Globalisierung, insbesondere seit den 1990er Jahren, habe einerseits die erprobten Formen von Solidarisierungen erheblich erschwert und geschwächt, andererseits aber auch neue internationale Handlungsmöglichkeiten eröffnet. In diesem Kontext bekommt auch migrantische Arbeit eine zusätzliche Bedeutung. Manche Probleme gelten dabei übergreifend für «migrantische» wie «nicht-migrantische» Arbeitende, etwa der Rückgang von Tarifbindungen, Outsourcing usw., andere Aspekte sind spezifisch für migrantische Arbeit und erschweren so eine gemeinsame Interessenvertretung, was durch eine aktive «Teile und Herrsche»-Politik in großen Konzernen gefördert werde.

Trotz aller Schwierigkeiten bleibt eine Solidarisierung, gerade auch zwischen «migrantischen» und «nicht-migrantischen» Beschäftigten, ein richtiges und wichtiges Anliegen. Sie ist ein Ziel an sich und eröffnet, so Mayer-Ahuja, ein utopisches Potential. Als bloßer Appell wird die Solidarisierung von «Einheimischen» und «Hinzukommenden» kaum gelingen, aufbauend auf gemeinsamen Arbeitserfahrungen und Arbeitskonflikten jedoch besteht eine Chance.