Gemeinsam mit den Landesverbänden Hessen und Rheinland-Pfalz/Saar der Deutschen Freidenker veranstaltete die Jenny-Marx-Gesellschaft, die RLS-Landesstiftung in Rheinland-Pfalz, vom 11. bis 13. Juni 2010 auf Burg Waldeck im Hunsrück nun schon das zweite Mal ein Fest politischer Lieder. Es kamen 120 FreundInnen politischer Songs aller Altersgruppen, 40 mehr als vor zwei Jahren. Geboten wurde eine breite Palette von Akteuren, Inhalten, methodischen Ansätzen und musikalischen Richtungen.
Stark besucht waren die zehn Workshops, in denen sowohl gesungen als auch inhaltlich debattiert wurde. Da ging es um das demokratische Volkslied und um Umweltlieder, um französische Chansons und das jiddische Lied, um traditionelle Lieder der Arbeiterbewegung und um die Liederszene der DDR und Ostdeutschlands. Interessiert verfolgten die Zuhörer die Lesung Michael Schnacks aus seinem Buch "Der Heiligendamm-Prozess". Lebhafte Resonanz fanden die Vorträge von Kai Degenhardt über die Musikindustrie, von Diether Dehm über linke Kulturarbeit, von Lutz Kirschner über Gerhard Gundermann. In den Workshops wurden Probleme thematisiert, die von der begleitenden Rolle von Chansons in Revolutionen und Revolten in Frankreich bis zur Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Rolle der Musikindustrie reichten. So vertrat Kai Degenhardt den Standpunkt, die Popmusik werde hierzulande von den Herrschenden als Instrument ihrer Macht benutzt. Er formulierte die Aufgabe, eine linke Gegenkultur zu entwickeln und die Jugend ihrem musikalischen Ghetto zu entreißen
Aufschlussreich war eine Gesprächsrunde mit dem Frontsänger der Duisburger Hip-Hop-Band "Die Bandbreite" Wojna (Marcel Wojnarowicz) und DJ Torben. Sie erläuterten ihren Ansatz, mit schwarzem Humor, textlichen und ästhetischen Provokationen und einem modernen Musik-Set Menschen zu erreichen, die vor ihrem Fernseher im mainstream gefangen sind. Sie formulierten u.a. die These, Rechtstendenzen gebe es überall in unserer Gesellschaft - es sei Anliegen ihrer Kunst, das begreifbar zu machen und wirksam dagegen aufzutreten. Die gegen sie von "Antideutschen" erhobenen Vorwürfe, sie seien sexistisch und nationalistisch, wiesen sie als Verleumdungen zurück.
Höhepunkt des Liedersommers war zweifellos das Konzert aller Aktiven am Samstag Abend, das bis Mitternacht dauerte. Neben den Workshop-Leitern kamen u.a. die Kabarettistin Jane Zahn aus Heidelberg oder Blandine Bonjour aus Mannheim zu Wort. Mit einer ganzen Reihe von Songs konnte auch "Die Bandbreite" überzeugen. Der nächste Linke Liedersommer ist für 2012 geplant, möglichst unter Einbeziehung weiterer Veranstalter aus dem Bereich von Jugendorganisationen.
Peter Bathke (Stellv. Vorsitzenderder Jenny-Marx-Gesellschaft)